Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
Leben sein. Keiner weiß, dass es jemanden wie dich überhaupt gibt."
Ich bin fassungslos: "Oh Mann, das kann doch gar nicht sein...oder? Das ist doch fast unmöglich!"
"Aber überleg doch mal, Jessica! Jetzt würde alles Sinn machen!" Auf was will Jake hinaus? Oh, meint er vielleicht...
Ich setze fort: "Du hast recht! Jetzt ist mir auch klar, warum ich bei George und Jane aufgewachsen bin. Meine Mutter konnte mich gar nicht behalten. Sie musste mich weggeben, um mich zu schützen. Wäre ich nicht bei den Menschen aufgewachsen, hätte ich wahrscheinlich gar nicht überlebt...und meine Eltern haben bei diesem Kampf ihr Leben gelassen..." Das war also meine frühere Heimat...so bin ich zu George und Jane gekommen. Eine Frage hätte ich da aber noch. "Gibt es eigentlich jetzt noch Lichtwölfe Jake?"
"Ähm...ja die gibt es noch." War das gerade ein unterdrücktes Lächeln? Nein, das muss ich mir eingebildet haben. "Aber nur noch sehr selten. Man hat Glück, wenn man einen trifft." Da, schon wieder! Das unterdrückte Lachen! Ach, langsam dreh ich völlig durch. Jake schaut in den Himmel. "Die Sonne steht schon ziemlich hoch. Langsam sollten wir aufbrechen. Immerhin haben wir einen weiten Weg vor uns." Jake steht auf und geht in die Richtung aus der ich gekommen bin. Ich folge ihm. Einen weiten Weg? Wo es wohl hingeht? Ob wir einfach irgendwo umherstreifen? Haben wir ein Ziel? Ich weiß keine Antworten auf all diese Fragen, aber über eines bin ich mir völlig im Klaren: ich bin jetzt eine waschechte Wölfin und die Wildnis wartet auf mich.
Die Reise beginnt
Ein merkwürdiges Gefühl hier zu stehen. Ich bin an einem Ort, an dem ich schon so oft war, aber diesmal ist alles anders. Jake und ich sind mit seinem Wagen, der etwas abseits vom Campingplatz stand, zu meinem Haus gefahren. Ich wollte noch unbedingt einen letzten Blick darauf werfen und außerdem war dieser Zwischenstopp eine gute Gelegenheit Jakes Auto abzustellen und zu Fuß weiterzugehen. Jake reist nie mit dem Auto. Also hat er einfach den Schlüssel im Wagen stecken lassen und ist mit mir losgegangen. Das Auto war laut Jake sowieso gestohlen.
Wir sind eine Strecke gegangen, die ich schon so oft zurückgelegt habe. Der Weg, den ich sonst immer für meine Spaziergänge benutzt habe, ist mir diesmal so fremd vorgekommen. Vielleicht liegt das daran, dass ich ihn heute das letzte Mal gegangen bin. Tja, und jetzt stehe ich vor der Weggabelung. Wieder schaue ich an dieser kleinen Kreuzung des schmalen Kieswegs nach links und anschließend nach rechts. Jake ist übrigens schon weitergegangen. Erst jetzt, ein paar Meter von mir entfernt, fällt ihm auf, dass ich nicht weitergehe. Er kommt mir entgegen: "Was ist los, Jess?"
"Ach, es ist nur...ich bin schon so oft hier gewesen, aber habe noch nie diesen Weg genommen. Bisher bin ich immer nur nach rechts gegangen, weil ich dann wieder sicher daheim angekommen bin, aber jetzt..." Jake sieht mir verständnisvoll in die Augen. Er scheint zu wissen wie ich mich fühle.
"Also wenn es dir lieber ist, kann ich dich gerne Huckepack nehmen." Jake lächelt mich freundlich an. Ich setzte ein gezwungenes Grinsen auf, worauf Jakes Mundwinkel wieder nach unten gehen. "Nicht lustig?"
Ich schüttle den Kopf: "Nein, nein, das ist es nicht. Die Situation ist momentan einfach zu ernst für mich, als dass ich in Gelächter ausbrechen könnte. Ich mache mir Sorgen, was meine Zukunft betrifft. Was, wenn ich nicht gut darin bin, mich als Wölfin durchzuschlagen? Was, wenn ich nach kurzer Zeit nach Hause will? Was, wenn ich auf ein wildes Tier treffe und mich nicht wehren kann? Was, wenn..."
"Tut mir leid, wenn ich dich unterbrechen muss, aber ich glaube, dass du eine ganz wichtige Sache vergessen hast." Unsicher sehe ich ihn an. "Ich habe immer nur gehört "ich", "ich" und nochmal "ich". Das klingt ja so, als ob du allein da draußen wärst. Du bist aber nicht allein, Jessica. Ganz im Gegenteil. Ich bin ja bei dir und werde es auch immer sein. Du weißt gar nicht wie lange ich jetzt schon allein umhergeirrt bin. Nie habe ich gewusst wo ich hinsoll, geschweige denn was meine Rolle auf der Welt ist und nie hatte ich jemanden, dem ich vertrauen konnte. Seit dem Tod meiner Eltern hatte ich niemanden, der auf mich aufgepasst hat. Keine Eltern, kein Rudel, keine Familie und vor allem keine Freunde." Ich hatte also recht. Von Anfang an hatte ich schon das Gefühl, dass Jake mich dabei haben will, weil er sich einsam fühlt. Er muss wirklich
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