Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
Identität erfahren hatte, wollte ich nur noch weg. Und auch jetzt fühle ich mich nicht wohl hier. Alles ist so groß und überfüllt. Man fühlt sich so eingepfercht."
Er nickt bekennend: "Ja, ich weiß was du meinst. Am Anfang ging es mir genauso, aber jetzt habe ich mich schon daran gewöhnt. Ich bin nun schon so lange hier, dass diese Stadt mein Zuhause wurde."
Nun bin ich echt neugierig: "Wieso haust du nicht einfach ab von hier? Das ist doch kein Leben für einen Wolf!"
"Wo soll ich denn bitte hingehen? Ich habe die Zeit schlicht und einfach übersehen. Nach so langer Zeit...wie könnte ich da allein draußen überleben?" Darauf habe ich wirklich keine Antwort. So langsam macht das alles Sinn. Christopher geht es wie mir. Er ist allein auch aufgeschmissen. Verständlich, dass er da lieber in der Stadt bleibt. Besser hier leben, als draußen zu sterben...
"Ich sollte langsam gehen." Ich stehe auf. Irgendwie fühle ich mich schuldig ihn hier ganz allein stehen zu lassen. Er macht einen wirklich netten Eindruck. Gar nicht mehr so selbstüberzeugt, wie ich zu Anfang glaubte.
Verständnisvoll nickt er: "Ja, so wie du humpelst brauchst du bestimmt Ruhe. Schau, dass du schnell wieder auf die Beine kommst. Und viel Glück bei deiner Reise. Vielleicht laufen wir uns ja irgendwann wieder über den Weg."
Ich schenke ihm ein Lächeln: "Ja, das hoffe ich auch." Unter Schmerzen hinke ich wieder los. Chris schlägt die andere Richtung ein. "Ach ja, und übrigens..." Er dreht sich um zu mir. "Ich heiße Jessica, aber für dich Jess." Das kostet ihm ein Lachen. Dann gehen wir beide unseres Weges. Christopher...vielleicht sehen wir uns ja wirklich wieder...
Ich fühle mich wie eine alte Frau, die sich die Treppen hochplagt. Der Schmerz in meinem Bein ist schon fast nicht mehr auszuhalten, wobei er sich auch schon weiter ausgebreitet hat, sodass mein ganzer Unterleib wehtut. Verdammte Entzündung! Und als ob das nicht schon reichen würde, habe ich nebenbei auch noch unerträgliche Kopfschmerzen. Wie aus heiterem Himmel habe ich ein Stechen im Kopf gespürt, das sich dann am Weg hierher immer mehr und immer stärker entwickelt hat. Langsam reicht mir das Ganze! Wenn das so weitergeht sollte ich mir einen Arzt suchen...so, endlich geschafft.
Ich stehe vor unserer Zimmertür und stecke den Schlüssel in das Schloss. Knarrend öffnet sich die alte Holztür und ich betrete das Zimmer. Was ist denn das? Ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich das Fenster geöffnet habe. Na toll, jetzt lässt mein Gedächtnis wohl auch schon nach. Ich humple den kurzen Weg zum Fenster und schließe es. Auf einmal höre ich ein langsames und ruhiges Schnaufen. Nanu? Ist das etwa...nein, nicht wirklich, oder? Auf der Couch befindet sich eine alte Wolldecke, die sich rhythmisch auf und ab bewegt. Ich gehe hin und sehe einen dunkelbraunen Haaransatz, der auf der einen Seite unter der Decke hervorschaut. Vorsichtig ziehe ich die Decke etwas zurück und darunter kommt Jake zum Vorschein, der seelenruhig schläft. Er muss durch das Fenster reingekommen sein. Wie lange er wohl schon hier ist? Aber was mich noch mehr interessiert: was ist mit den Jägern? Ich werde ihn wohl nach seinem kleinen Schläfchen ausfragen müssen. Aufwecken werde ich ihn jetzt auf jeden Fall nicht. Er sieht so friedlich aus wenn er schläft. Gar kein Vergleich zu dem Jake, den ich in dem Wald kennenlernen durfte...vielleicht sollte ich mich auch etwas hinlegen...würde meinem bescheuerten Bein sicher nicht schaden. Und da ich mit Jake im Moment sowieso nicht sehr viel anfangen kann, ist es vermutlich besser mich auch etwas auszuruhen. Na dann, ab ins Bett! Ich drehe mich langsam um und bemühe mich so leise wie möglich zum Bett zu humpeln. Ob mir das wirklich gelingt, ist eine andere Frage.
"Na, schon zurück von deinem kleinen Ausflug?" Ich schaue zurück und blicke in Jakes verschlafene Augen.
Entschuldigend grinse ich ihn an: "Tut mir leid, ich wollte dich eigentlich nicht aufwecken."
"Ach, schon in Ordnung. Ich war nur etwas müde von meinem Ausflug. Eigentlich hatte ich gar nicht vor mich aufs Ohr zu hauen, aber da du ja sowieso noch nicht wieder zurückwarst..." Er gähnt einmal ausgiebig und reibt sich die Augen. "Und? Wie ist die Stadt so? Gefällt es dir hier?"
"Na ja, wie Städte eben sind, groß, laut und überfüllt. Langsam teile ich deine Meinung mit der Natur und den Wäldern. Aber weniger von mir, wie ist es dir ergangen? Sind die Jäger noch in der
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