Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
Jake! Das ist meine eigene Entscheidung und ich habe sie schon längst getroffen. Falls ich nicht mehr aufwache, soll es wohl so sein...aber ich verspreche euch eines: ich werde kämpfen! Auch wenn ich nicht mehr wach bin, mein Körper und auch mein Geist werden sich weiterhin wehren!" Keiner der drei sagt ein Wort und Jake blickt schuldbewusst zu Boden.
"Hättest du mich doch nie getroffen...du würdest jetzt noch fröhlich daheim leben, jeden Tag in die Schule gehen und glücklich bei deiner Familie sein...ich habe dir das alles genommen." Wieder meidet er meinen Blick.
"Glücklich? Glaubst du allen Ernstes, dass ich in meiner Heimatstadt glücklich geworden wäre?" Nun schaut er wieder auf. "Ich kann dir nur eines sagen: du bist das Beste, das mir je passiert ist. Ich war alles andere als glücklich. Jeden Tag lebte ich nur dafür, um endlich von jemandem erlöst zu werden...und dieser jemand warst du. Allein hätte ich nie den Mumm dazu gehabt von daheim wegzulaufen. Ich hätte weiterhin den täglichen Trott gelebt, ohne wirklich zu wissen, wer ich eigentlich bin, oder wo ich hingehöre. Dank dir ist mir eines klar geworden: ich lebe lieber nur ein paar Tage richtig, als mein ganzes Leben als Mensch zu vergeuden." Ich nehme das Fläschchen aus Mirandas Hand und entferne den kleinen Korken. "Meine Entscheidung steht fest und niemand kann sie noch ändern." Nun setze ich das Fläschchen an und schlucke den gesamten Trank hinunter. Die dickflüssige, bittere Masse gleitet langsam meinen Hals hinunter. Alle sehen mich gebannt an. "Und noch etwas: viel Glück auf deiner Reise. Du wirst Kyrion erreichen, egal ob mit oder ohne mir, da bin ich sicher." Ich sehe noch einmal alle drei einzeln an und merke, dass jeder mit den Tränen kämpft. "Ich bin wirklich froh, dass ich euch kennenlernen durfte." Komisches Gefühl, wenn man weiß, dass das vielleicht seine letzten Worte sein werden...ein letztes Mal sehe ich noch in Jakes wunderschöne Augen, als sich plötzlich ein grauer Schleier über mein Blickfeld legt...dann werde ich ganz müde...und schließlich wird mir schwarz vor Augen...
Der Wille weiterzumachen
W-wo bin ich? Dieser Raum...er kommt mir so bekannt vor...ist das nicht? Jetzt weiß ich wieder, ich bin ja bei Miranda! Ich liege im Bett und sehe mich erst einmal um...ja genau, das ist der letzte Raum, den ich vor meinem Schlaf gesehen habe. Wie lange ich wohl im Bett gelegen bin? Ich möchte bloß wissen, wie es den anderen geht...Moment mal, ich habe ja gar keine Schmerzen mehr! Außerdem bin ich wach! Das kann nur eines bedeuten: ich bin geheilt! Ich habe es tatsächlich geschafft! Auch wenn ich noch etwas benommen bin, die Vergiftung scheint verschwunden zu sein und das ist das Wichtigste. Die anderen werden vielleicht Augen machen! Voller Enthusiasmus und mit neuer Energie springe ich aus dem Bett und lande seit Langem wieder sicher auf meinen zwei Beinen, ohne Schmerzen. Trotz allem war das vielleicht keine so gute Idee, denn mir wird kurz schwarz vor Augen und alles um mich dreht sich. Langsam pendelt es sich wieder ein, aber ich stehe trotzdem noch völlig neben mir...im wahrsten Sinne des Wortes! Was ist das? Bin das etwa ich in dem Bett? Das kann doch gar nicht sein, ich stehe doch hier! Unmöglich...bin ich vielleicht...ich kann doch nicht etwa...gestorben sein? Angst und Verwirrung beschreiben wohl gerade am besten, wie ich mich fühle. Ich hebe meine Hände, werfe einen Blick darauf und bin mir nicht wirklich sicher, was ich gleich sehen werde...oh nein! Meine beiden Hände sind völlig transparent und als ich das Bett anfassen will, saust meine Hand glatt hindurch...wie bei einem Geist...ich bin wohl doch nicht so stark, wie ich zuvor gedacht habe. Es ist wirklich wahr, ich habe versagt. Das Gift war wohl doch mächtiger, als mein Wille zu überleben. Was mache ich jetzt bloß? Ich kann doch nicht für alle Ewigkeit als Geist umherwandern! Soll meine Reise wirklich hier enden? Nein, das kann und will ich nicht glauben!
"Jessica..." Diese Stimme...ich kenne sie. "Du bist nicht gestorben, mein Schatz." Die Stimme ist so vertraut, so beruhigend. Sie kann nur einem Menschen gehören, oder besser gesagt einer Wölfin.
"Mutter, bist du es?" Jetzt spreche ich wohl auch schon mit Geistern...und nebenbei bin ich selbst einer!
Die Stimme wird nun lauter und ich verstehe sie deutlich: "Ja, ich bin es. Hör mir gut zu: du bist weder tot, noch ein Geist. Du lebst, auch wenn du momentan noch im Tiefschlaf
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