Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
verlassen haben, aber wenn ich ehrlich bin, kommt es mir schon viel länger vor. Nicht, dass ich Miranda zu sehr vermissen würde, aber der tagelange Fußmarsch zehrt an meinen Kräften. Momentan befinden wir uns auf einer riesigen Wiese. Wir haben seit unserem Aufbruch aus der Stadt keine Menschenseele mehr getroffen. Ich weiß noch nicht recht, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Die letzte Begegnung mit Menschen außerhalb einer Stadt ist ja nicht so toll gelaufen...jedenfalls ist es jetzt mitten in der Nacht und Jake, Chris und ich liegen im Gras und starren auf den wunderschönen Himmel der klaren Sternennacht.
"Die Aussicht ist ja toll, aber wenn ich ehrlich bin, würde es mich freuen, wenn wir wieder mal etwas anderes als Gras und Wiese sehen würden." Chris wälzt sich auf den Bauch und schaut sich um. "Ich meine, seht euch das mal an! Seit drei Tagen haben wir keine Stadt mehr gesehen, oder einen Wald, oder einen Fluss, einfach gar nichts! Woher wissen wir überhaupt, dass wir richtig sind? Zum Verrücktwerden ist das!"
Jake streckt sich lang und gähnt einmal ausgiebig: "Mach dir doch nicht so viele Sorgen, Chris. Wir sind garantiert richtig. Man merkt von Tag zu Tag, dass es kälter wird. Außerdem wird das Gras immer farbloser und man sieht kaum noch einen Baum. Daraus folgt, dass wir immer weiter nach Norden kommen."
Nun mische ich mich in das Gespräch ein: "Und da wollen wir ja schließlich hin...wobei ich Chris zustimmen muss: es wäre nicht schlecht, wieder einmal eine Stadt zu sehen, oder zumindest einen Wald. Ich fühle mich so ungeschützt auf diesen freien Flächen. Wer weiß, vielleicht sind ja noch irgendwelche Jäger in der Nähe?"
Jake versucht mich zu beruhigen: "Keine Sorge, das ist ziemlich unwahrscheinlich. Die Jäger wagen sich für gewöhnlich um diese Jahreszeit nicht so weit in den Norden. Du hast ja gar keine Ahnung wie gefährlich ein plötzlicher Wintereinbruch sein kann. Der Schnee kann einen Wolf in die Knie zwingen, da haben Menschen nicht den Hauch einer Chance." Da könnte durchaus was dran sein...ich hoffe, dass wir es nicht mit einem Schneesturm zu tun bekommen. In meiner Heimatstadt gibt es schon seit vielen Jahren keinen Schnee mehr. Es ist zwar immer kalt im Winter, aber von Schnee ist da nichts zu sehen. Wenn wir uns aber ganz in den Norden des Landes begeben, kann ich mir durchaus vorstellen, dass ich Schnee sehen werde.
Chris zieht eine logische Schlussfolgerung aus dem Ganzen: "Das heißt dann wohl auch, dass wir in nächster Zeit keine Stadt mehr zu sehen bekommen." Jake nickt. "Na toll, da verlässt man einmal seine gewohnte Heimatstadt und wird dann gleich für den Rest seiner Tage in die Natur entlassen..."
"Höre ich da etwa einen Hauch von Angst?" Nun richtet sich Jake auf und hat ein hämisches Grinsen im Gesicht.
Das lässt sich Christopher nicht gefallen: "Ich und Angst? Das hättest du wohl gerne!"
Jake legt noch nach: "Wieso denn? Ist doch kein Grund sich zu schämen. Wenn ich so schmächtig wäre wie du, würde ich mir auch Sorgen machen."
"Blödmann!" Jake hat es wieder einmal geschafft Chris in Rage zu versetzen.
Ich ergreife schnell das Wort, bevor die Sache ausartet: "Kein Angst, ihr beiden. Ich bin ja da, um euch zu beschützen." Das kostet beiden ein Lachen. War ja klar, sonst zanken sie sich immer, aber wenn es um sowas geht, halten sie wieder zusammen...typisch, aber ich bin froh, dass sie überhaupt einmal zusammenhalten. Alles in allem können sie sich schon leiden, aber die Streiteren lassen sie trotzdem nicht aus.
Plötzlich steht Chris auf und richtet seine Nase in Richtung Himmel. Ein leichter Windstoß fährt ihm durchs Haar und er wird unruhig. Jake fragt nach: "Ist was?"
Christopher nickt nur und konzentriert sich. Er schnuppert in die Luft und scheint irgendwas wahrzunehmen, das ihm gar nicht passt. Nun werde auch ich schon etwas unruhig: "Sag schon, was riechst du?"
Es folgt eine kurze Antwort: "Wölfe." Nun richtet sich auch Jake auf und versucht den Geruch wahrzunehmen.
Mich interessiert hierbei noch eine entscheidende Frage: "Warte mal, reden wir hier von diesen kleinen Schoßhündchen aus den Natur-Dokus, oder von richtigen Wölfen?"
Jake übernimmt das Antworten: "Es sind echte Wölfe, wie wir drei. Ich nehme es zwar nur schwach wahr, aber Chris hat recht."
Ich stehe auch auf: "Und da der Wind aus Norden kommt, vermute ich einmal, dass diese Wölfe genau auf unserem Weg liegen, stimmt's?" Die beiden nicken. "Na
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