Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
gibt uns mit einer Handgeste zu verstehen, dass wir ihm folgen sollen: "Worauf wartet ihr noch? Kommt schon!" Sein Mut verblüfft mich einerseits, andererseits macht er mich etwas stutzig. Ich kann bloß hoffen, dass Jake nicht unvorsichtig wird. Weil ich aber seine Entscheidung nicht in Frage stellen will, folge ich ihm einfach. Chris macht das Gleiche. Jake fügt noch etwas hinzu: "Wir sollten übrigens unsere Gespräche auf ein Minimum reduzieren. Jeder sagt nur dann etwas, wenn es sich wirklich lohnt. Wie wir ja wissen, haben wir Wölfe gute Ohren. Der kleinste Mucks könnte uns auffliegen lassen und in Schwierigkeiten bringen." Dann geht er weiter.
Chris wird noch einen Vorschlag los: "Was haltet ihr davon, wenn wir uns verwandeln? In Wolfsgestalt kommen wir erstens schneller voran und zweitens können wir uns besser wehren. Nur für den Fall der Fälle." Ich schaue kurz zu Jake, der nur nickt, sogleich seine Gestalt verändert und sich in den großen, weißen Wolf verwandelt. Chris mustert ihn von oben bis unten. Die Tatsache, dass Jake ein Lichtwolf ist, scheint ihn zu faszinieren. Ich hätte die Sache fast schon wieder vergessen, wenn ich Jake jetzt nicht in seiner Wolfsgestalt gesehen hätte. Kurzerhand führe ich auch die Verwandlung durch, bei der es mir mittlerweile so vorkommt, als hätte ich das schon immer gekonnt. Nun fällt Christophers Blick auf mich. "Nicht schlecht..." Er zuckt kurz zusammen. Auch wenn seine Bemerkung nur leise war, jeder von uns hat sie gehört und ich glaube, dass das nicht beabsichtigt war. Ich grinse vor mich hin, aber Jake hat Chris bei dieser Bemerkung sofort einen strafenden Blick zugeworfen, worauf dieser etwas rot wird.
Schnell verwandelt sich auch er und ich muss sagen, dass auch er nicht schlecht aussieht. Er ist zwar nicht so groß und muskulös wie Jake, aber alles in allem ist er ein junger, kräftiger Wolf mit solidem Körperbau. Seine giftgrünen Augen stechen aus dem hellen, beigen Fell noch viel greller heraus, als sie es sonst sowieso schon tun. So sieht Chris also als Wolf aus...na ja, wir sind schon eine nette kleine Gruppe. Er passt ziemlich gut bei uns rein. Nicht nur vom Aussehen oder vom Alter her, sondern auch durch seinen Charakter. Und so ziehen wir weiter, drei Wölfe, die sich in den finsteren Wald begeben. Mal schauen, was uns darin so erwartet.
Nach den ersten Metern, die wir zurückgelegt haben, wird mir sofort eines klar: der Wald sieht von innen viel bedrohlicher aus, als von außen. Hin und wieder hört man ein Rascheln oder ein Knacken im Unterholz und ich muss zugeben, dass ich nicht gerade ruhig bin. Ich fühle mich alles andere als wohl. Auch die beiden Jungs schauen hin und wieder hektisch durch den Wald. Jake versucht sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, aber seine Augen verraten ihn. Es ist wirklich von Vorteil, im Dunkeln sehen zu können. Dadurch kann ich zumindest gleich erkennen, wenn uns jemand folgt. Leider hat die Sache auch ihre Kehrseite: unsere Artgenossen verfügen über die selbe Gabe. Somit ist die Situation wieder ausgeglichen. Also können wir drei eigentlich nur eines tun: hoffen, dass wir heil hier durchkommen.
Langsam werde ich etwas ruhiger. Immerhin sind wir jetzt schon ein schönes Stück gelaufen und uns ist nichts Schlimmes passiert. Keine Spur von den anderen Wölfen. Ist auch gut so. Wir sind nun bestimmt schon eine Stunde unterwegs und langsam bekomme ich Hunger. Christophers Magenknurren lässt mich vermuten, dass es ihm ähnlich geht. Also schlage ich eine Rast vor: "Was haltet ihr davon, wenn wir eine kleine Pause einlegen? Wir haben schon länger nichts mehr in den Magen bekommen und falls wir wirklich entdeckt werden sollten, brauchen wir all unsere Kräfte."
Chris scheint mein Vorschlag zu gefallen: "Oh ja, ich sterbe fast vor Hunger! Hier gibt es bestimmt viele Tiere. Ein kleines Reh lässt sich da sicher leicht finden."
Jake stimmt dem Ganzen zu: "Ich könnte langsam auch was zu essen vertragen. Zu dritt können wir bestimmt schnell etwas fangen, aber wir sollten uns trotz allem beeilen. Unsere Artgenossen sehen es bestimmt nicht gern, dass man ihre Nahrungsquellen in Anspruch nimmt."
Christopher nickt eifrig: "Na dann, ab die Post!" Schon läuft er in den Wald und vertraut auf die gewohnten Jagdinstinkte. Ohne groß darüber nachzudenken folge ich ihm und auch Jake schließt sich uns an. Mit enormen Tempo sausen wir durch den Wald, als Chris plötzlich stehen bleibt. Jake und ich
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