Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
machen das Gleiche. Nachdem uns Christopher mit seinen giftgrünen Augen einen erfreuten Blick zugeworfen hat, deutet er mit einem Kopfnicken geradeaus. Dort befindet sich hinter einem kleinen Busch ein junger, aber auch kräftiger Hirsch, der gerade friedlich frisst. Er scheint uns noch nicht bemerkt zu haben.
Dann geht alles sehr schnell. Ohne es vorher abgesprochen zu haben weiß jeder von uns genau, was zu tun ist. In den letzten Tagen haben Jake und Chris ja schon öfter gemeinsam gejagt und sind nun schon ein eingespieltes Team. Mich wollten sie in den ersten Tagen noch schonen und haben mich somit nicht mitkommen lassen. Ein guter Grund, um jetzt endlich mal wieder zu zeigen, was ich kann.
Chris springt aus unserem Versteck hervor und läuft auf das Tier zu. Der Hirsch ergreift sofort die Flucht und rennt um sein Leben. Weit kommt er jedoch nicht, da ich ihn in der Zwischenzeit von links überholt habe und mit lautem Knurren und Bellen nach rechts jage. Nun gibt es für ihn nur noch einen Ausweg und den nutzt er auch. Mit einem hohen Satz springt er über einen umgefallenen Baumstamm und will tiefer in den Wald flüchten, aber wir haben ja noch ein drittes Mitglied in unserem kleinen Rudel. Jake fängt den Hirschen in der Luft ab und packt ihn mit seinen riesigen Zähnen beim Genick. Beide fallen unsanft auf den Waldboden, aber Jake denkt gar nicht daran loszulassen. Als sie zum Stillstand kommen beendet er die Sache schnell und lässt die Beute wieder los.
Chris und ich kommen hinzu und ich bin etwas aus der Puste, im Gegensatz zu Chris: "Na das war doch ein Kinderspiel! Gute Arbeit, Leute!"
Ich setze fort: "Dann lasst uns essen! Bon Appétit!" Die beiden Jungs lassen nicht lange auf sich warten und so genießen wir alle drei unseren kleinen Mitternachtsimbiss.
Es hat nicht lange gedauert, bis wir den ganzen Hirschen verputzt hatten. Nun liegen wir jedenfalls ruhig im Wald und verdauen erst einmal. Dazu haben wir unsere Menschengestalt angenommen und lehnen jetzt alle drei mit dem Rücken an einem großen Baum.
Chris ist sichtlich zufrieden: "Oh Mann, bin ich vielleicht satt! Das war der beste Einfall seit Tagen!"
Ich stimme ihm zu: "Das kannst du laut sagen! Ich bringe jedenfalls keinen Bissen mehr runter!"
Plötzlich unterbricht mich Jake: "Seid mal kurz still!" Er richtet sich langsam auf und hört in den Wald hinein. Unruhig steht er nun da. Sein besorgter Blick gefällt mir gar nicht. Er muss irgendwas gehört haben und ich vermute einmal, dass es nichts Gutes ist. Hoffen wir mal, dass ich mich irre.
"Was ist denn los? Hast du was gehört?" Auch in Christophers Stimme ist nun eine gewisse Unruhe zu hören. Die Situation ist sehr angespannt und ich habe ein mieses Bauchgefühl.
Jake setzt fort: "Ihr spürt es doch auch, oder etwa nicht?"
Nun stehe auch ich auf: "Meinst du dieses Unwohlsein? Das bedeutet dann wohl..."
Er beendet meinen Satz: "Es bedeutet, dass die Wölfe ganz in der Nähe sind. Das andere Rudel muss unsere Witterung aufgenommen haben."
Chris springt auf: "Na dann sollten wir uns schleunigst vom Acker machen!" Gute Idee, denn ich habe ehrlich gesagt keine Lust, das andere Rudel kennenzulernen. Je schneller wir weiterziehen, desto besser.
"Wohin denn so eilig? Ihr wollt doch nicht etwa schon gehen?" Was war das? Wo kommt diese Stimme her? Hektisch schaue ich mich um, aber ich sehe niemanden. War es vielleicht nur Einbildung? Nein, Jake und Chris sind doch genauso unruhig. Sie müssen es auch gehört haben. Plötzlich springt ein dunkelgrauer Wolf aus dem Unterholz hervor und beginnt uns zu umkreisen. "Was fällt euch eigentlich ein, euch einfach so in unser Revier zu begeben? Das war eine äußerst dumme Entscheidung." Wie aufs Stichwort kommen nun von allen Seiten weitere Wölfe aus ihren Verstecken hervor. Instinktiv rücken wir drei zusammen und stehen Rücken an Rücken dicht beisammen. Bedrohlich umkreisen uns unsere Artgenossen und mustern uns dabei von oben bis unten. Jeder von ihnen hat ein hämisches Grinsen im Gesicht und es scheint so, als würden sie nur auf das Kommando zum Angriff warten.
Da keiner von uns etwas gesagt hat, versuche ich nun uns aus der ganzen Situation rauszureden: "Wir haben wirklich keine bösen Absichten. Es tut uns leid, dass wir in euer Revier eingedrungen sind, aber wir müssen durch diesen Wald. Wir sind nur auf der Durchreise und werden euer Gebiet so schnell wie möglich wieder verlassen." Auf einmal bleiben die Wölfe allesamt stehen
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