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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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sich bei allen Handschriften um die einzige Kopie von Meisterwerken der antiken Literatur.«
    »Und warum verkauft der Mönch sie dann nicht selbst?«, fragte der Korsar.
    Naudé, ob so viel Ignoranz empört die Augen zum Himmel drehend, antwortete: »Es gibt bei uns Nazarenern Menschen, denen es nicht um Reichtum, sondern um Wissen geht. Und das schützen sie selbstlos, ohne sich bereichern zu wollen. Diese Handschriften sind wichtig wegen ihrer Seltenheit und der Schönheit ihres Inhalts. Verstanden?«
    »Dann ist ja dieser Mönch selbst eine wichtige Person und ist einen Haufen Geld wert, wenn er mit solchen Sachen zu tun hat. Bestimmt weiß er, wo die Papiere versteckt sind oder ob es noch mehr davon gibt. Er ist doch eine Art Experte für kostbare Handschriften, oder?«, überlegte der Statthalter von Ali Ferrarese mit seiner rustikalen Logik, während er die Gesichter seiner Gesprächspartner musterte.
    »Was sind das für Reden! Einen Geistlichen abzuschätzen als wäre er ein Stück Vieh!«, entsetzte sich Schoppe kopfschüttelnd, um die grobe Diskussion abzubrechen.

DIALOG
    Darin der gut gewürzte Braten genossen, ordentlich getrunken und obendrein mit vollem Mund eine Diskussion geführt wird, die scheinbar nur mit den Gesetzen im antiken Sparta zu tun hat, hinter der sich aber etwas ganz anderes verbirgt.
    Es regnete inzwischen stark, doch der Anblick der nackten, sich mit dem Spieß drehenden vermeintlichen Hasen – sie waren mit Salami gefüllt |231| und wurden während des Bratens mit Wein begossen, wie Guyetus weise empfohlen hatte – ließ uns die Welt da draußen vergessen.
    Auf allen Gesichtern leuchtete der Widerschein der zuckenden Flammen, welche die Vögel und Katzen wie in einem Schwerterduell mal mit der Spitze, mal mit der Klinge streiften, um uns Verpflegung und Genuss zu verschaffen.
    »Wir haben nicht die leiseste Ahnung, was wir im schönen Paris singen werden, wenn wir je dort ankommen. Doch wenn sie uns Hasen wie diese servieren, werden wir Mund und Kehle jedenfalls für einen edlen Zweck gebrauchen!«, sagte Barbello, was ihm den amüsierten Applaus der ganzen Gruppe eintrug. Nur Schoppe, der weder Franzose noch von Mazarin engagiert war, reagierte mit einer gebrummten Bosheit über den falschen Katholizismus der Pariser.
    »Ich habe in meinem Leben viele Dinge gesehen«, versetzte Malagigi, während er nachdenklich aus dem Fenster auf die Weiten des Meeres und des Himmels blickte. »Ich sah mächtige Mäzene, die sich wie Bettler in die Haare gerieten, großartige Theaterstücke, die erbärmlich misslangen, und miese Schmierenkomödianten, die sich an Ruhm und Reichtum berauschten. Ich sah jämmerliche Nichtskönner zu Unrecht aufsteigen und große Talente untergehen. Aber ein so bizarres Abenteuer wie dieses habe ich, auf mein Wort, noch nie erlebt.«
    »Eines habe ich noch nicht verstanden«, sagte Barbello zu unseren gelehrten Gefährten gewandt. »Was findet Ihr so aufregend an diesen alten Papieren, die auf dieser Insel auftauchen? Der letzte Fund zum Beispiel scheint mir vollkommen bedeutungslos. Man begreift nicht einmal, wovon eigentlich die Rede ist.«
    »Es geht um Lykurg, den großen Gesetzgeber Spartas«, antwortete Guyetus, im Tonfall Verachtung für die Unwissenheit des jungen Kastraten bekundend. »Plutarch hat sein Leben beschrieben. Eine der berühmtesten Biographien aller Zeiten, weil sie das Leben im antiken Sparta, dem ruhmreichen Gegner Athens, mit historischer Genauigkeit beschreibt. Auch Aelianus und vor allem der große Seneca berichten von Lykurg. Ich finde es erstaunlich, dass sein Name hier nicht bekannt ist, und dass es in unserer Gruppe mehr Talent gibt, Dinge zu entdecken, als sie zu verstehen.«
    »Einen Moment! Von Talent kann keine Rede sein, ich habe das Blatt zufällig gefunden!«, fuhr Malagigi auf, während deine Augen forschend seinen Blick suchten.
    |232| »Schon gut, etwas anderes wollte ich gar nicht sagen«, beeilte Guyetus sich mit fast übertriebener Höflichkeit zu versichern. »Aber gerade darum ist es ein seltsamer Zufall.«
    Sodann erklärte er, dass Lykurg in der Republik Sparta Maßnahmen eingeführt hatte, deren Strenge sprichwörtlich geworden war. Er hatte zum Beispiel per Gesetz die strikte Gleichheit aller Güter und Rechte unter den Bürgern festgelegt und das gesamte Territorium auf alle Bürger verteilt, sodass jeder sich bei sparsamem Haushalten selbst ernähren konnte. Außerdem hatte er für unzählige Fragen genaueste,

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