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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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seiner Mutter?«, lachte Barbello, während Kemals Mund ihre Brüste erkundete, die nur noch vom Riemen ihres Schultersacks bedeckt wurden.
    »Natürlich tat er es, als er ein Kind war, er wollte die gute Milch«, murmelte der Korsar, Gesicht, Mund und Bart zwischen den Busen versenkend. »Doch als er Mohammedaner wurde, verlor er seine Mama aus den Augen, denn sie war Christin in Sizilien geblieben. Eines Tages verkündete Cicala dem spanischen Vizekönig von Sizilien, seinem Erzfeind, er wolle nach dreißig Jahren seine Mutter wiedersehen. Großherzig ließ der Vizekönig Cicalas Schiff in den Hafen von Messina kommen, und die königlichen Kanonen begrüßten ihn mit Salven, als hätten alle vergessen, dass er ein Renegat und in Mohammeds Sekte ein blutrünstiger Anführer war. Man ließ die alte Mutter aufs Schiff kommen, Mutter und Sohn umarmten sich, blieben ein paar Stunden miteinander allein, weinten, tauschten Geschenke aus und verabschiedeten sich schließlich für immer. Die Mama wurde auf einem Beiboot zurück an Land gebracht.«
    »Wie ergreifend! Aber das Geschenk, das er ihr machte, war anders als das, was du heute für mich hast, oder?«
    »Natürlich, mein Geschenk ist viel größer als das jedes anderen Korsaren!«
    »Oh, das glaube ich!«, seufzte Barbello, während der Renegat sie hochhob, auf einen Felsvorsprung in der Höhe seiner Knie setzte und ihr zu verabreichen begann, was sie inbrünstig ersehnte.
    Ich errötete, teils wegen des unvermuteten erotischen Schauspiels, teils wegen der Angst, es könnte von euch entdeckt werden, darum wandte ich mich ab und heuchelte Interesse an dem, was sich um die Papiere von Philos Ptetès herum abspielte.
    |395| »Alles Lügen!«, wimmerte Barbello unterdessen, während sie sich mit ihrer kleinen weißen Hand an Kemals Nacken festhielt und mit harmonischen Bewegungen seinem Rhythmus anpasste.
    »Ich schwöre dir, es ist wahr, meine Liebste, und das ist allein dein Verdienst, weil du eine Mama bist«, beteuerte der Barbareske hingebungsvoll, während er mit beiden Händen und vielleicht noch anderem in verborgene Winkel und Stätten vordrang, wo nie ein Sonnenstrahl hinfällt, die ich mir als Gatte und Vater dreier Kinder jedoch gut vorstellen konnte. Denn jede amouröse Begegnung ist die unzüchtige Parodie eines Überfalls, wo der Angreifer mit einer Stichwaffe, die mit dem Einverständnis des Opfers ausgewählt wurde, nicht den Tod, sondern Leben und Lust spendet, und das Opfer nicht in der Hoffnung auf Rettung schreit, sondern um allein zu bleiben und ungestört erliegen zu können. Und während die Waffe eindringt, klammert es sich verzweifelt an einen Tisch, ein Bett oder eine Mauer, wendet also alle Kraft nicht zur Flucht auf, sondern darauf, sich der süßen Überwältigung darzubieten.
    »Auch Occhialì, dieser andere abtrünnige Hund aus Kalabrien«, sagte Kemal, während eine seiner groben Pranken die Nackenmuskeln seiner Gefährtin unvermuteter Wonnen lockerte und die andere den übrigen Teil der Sache erledigte, »kehrte Jahre später als türkischer Admiral in die Heimat zurück, um sein Mütterchen wiederzusehen, aber die wollte nichts davon wissen, weil sie Christin geblieben war, und er weinte bitterlich. Wir lieben Mütter von ganzem Herzen, siehst du es nicht selbst?« Der Barbareske lachte und hob seine Dame von dem Stein, auf dem sie bis jetzt recht unbequem gelagert hatte. Mit Kräften, die die Liebesbrunst übermäßig steigerte, brachte er sie sodann in eine eigenartige Seitenposition, bei der er sie mit beiden Armen stützen musste, aber leichteren Zugang zu den vielen Süßigkeiten hatte, die Schoß und Rücken einer wonnefreudigen Frau zu bieten haben. Zum Glück kommentierte sie diesen Einfall mit einem gemäßigteren Stöhnen als zuvor.
    »Dein Geschenk ist schön und prächtig, bist du wirklich sicher, dass kein Korsar so eines hat?«, flüsterte Barbello zitternd. »Nein, mein Lügenmaul, lass mich raten, ich wette, dein großer Anführer Ali Ferrarese übertrifft es, aber nur er allein, habe ich recht?« Unwillkürlich packte sie ihren Gefährten an der langen rotgrauen Mähne, als wollte sie ihn ganz hineinziehen in das Geheimnis ihrer schwelgerischen Hingabe.
    |396| »Erraten!«, rief der Korsar mitten im letzten Aufbäumen, endlich geschlagen, auf dem Höhepunkt wechselseitiger Wonnen zwischen Fleischeslust und einem herzhaften Gelächter.

DISKURS LVI
    Darin der Jubel unserer gelehrten Kameraden über die Wiederentdeckung

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