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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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versicherte ich ihm und nahm mir vor, die Sache sofort anzugehen, um ihm meinen guten Willen zu zeigen. Kaum hatte Pasqualini sich entfernt, trat einer der Matrosen vor mich hin.
    Er teilte mir mit, dass Naudé nach mir suche und mich in den Unterkünften der Offiziere erwarte. Meine Aufgabe schien einfacher als erwartet.

    Das Anliegen Naudés entpuppte sich als ein alltägliches Problem: Mazarins Bibliothekar war die Tinte ausgegangen, und keiner an Bord wollte ihm seine überlassen. Also hatte er sich an mich erinnert. Seit wir im vergangenen Jahr zusammen aus Paris zurückgekehrt waren, behandelte er uns mit jener von allem Argwohn freien Liebenswürdigkeit und Höflichkeit, die für die Franzosen so charakteristisch ist, die wir unverbesserlich misstrauischen Italiener jedoch nur unseren besten Freunden vorbehalten, und auch das nicht immer.
    »Ich muss die Ausgabenliste für den Kardinal auf den neuesten Stand bringen«, erklärte er. »Seine Eminenz verlangt, dass die Rechnungsbücher alles genau verzeichnen und der Grund für jede Ausgabe gut lesbar an den Rand geschrieben wird. Die Rechtfertigung aller Kosten ist das Wichtigste und muss in klaren Worten abgefasst sein. Das gut gewählte Wort macht alles möglich. Heißt es doch im Lukasevangelium: Im Anfang war das Wort!«, zitierte Naudé fröhlich in |65| dem ausgezeichneten Italienisch, das er im Dienst des verstorbenen Kardinal Di Bagni erworben hatte.
    »Im Johannesevangelium«, ertönte die Stimme von Guyetus, der mit dieser Korrektur seine Anwesenheit verriet. Er hatte es sich in einem dunklen Winkel auf Kissen bequem gemacht und rauchte eine Pfeife.
    »Ach ja, klar, im Johannesevangelium«, brummte der Bibliothekar, ohne sich die gute Laune verderben zu lassen, zumal er ein Experte darin war, bei lateinischen Zitaten unweigerlich den Autor zu verfehlen.
    Also ging ich in meine Unterkunft, kramte zwischen meinen Siebensachen ein neues Tintenfläschchen hervor und brachte es Naudé. Er war überaus dankbar und bot mir eine lächerlich kleine Summe Geldes an, die ich mit großer Förmlichkeit ablehnte, während Guyetus in seiner dunklen Ecke herzlich lachte, ob über meine Heuchelei oder Naudés Geiz, vermag ich nicht zu sagen.
    »Wenn Ihr mir dagegen gestatten würdet, Euch eine Frage zu stellen, Monsire Naudé …«, wagte ich einen Vorstoß und kleidete meine Frage in vage Anspielungen auf jenen Mönch, von dem Malagigi die beiden hatte sprechen hören. Ich sagte – Gott möge mir die Lüge vergeben – dass du, Atto, von jenem Manne gehört habest und nun fürchtest, es handle sich um einen Kastraten, der dir Konkurrenz machen könnte.
    Naudé, wie alle Franzosen zur Gesprächigkeit neigend und überdies in Kreisen zuhause, wo Nachrichten wie verrückt gewordene Fliegen ein- und ausschwärmen, schien sich über die Frage nicht zu wundern und fragte auch nicht, woher ich meine Informationen hatte.
    »Na, das ist doch wirklich sonderbar!«, rief er lebhaft aus, wobei er einen Blick mit Guyetus wechselte. »Alle fragen sich, was diesen verflixten Frate um Himmels willen bewogen haben mag, Livorno zu verlassen, wo er anscheinend seit vielen Jahren lebt. Und Ihr könnt Euren Signorino Atto beruhigen«, fügte er lachend hinzu. »Dieser Mönch hat nichts mit den Opernprojekten Kardinal Mazarins zu tun.«
    »Oh, ich bin Euch unendlich dankbar für diese Information, mein kleiner Schützling wird höchlichst erleichtert sein«, rief ich und wollte mich gerade verabschieden, als du ankamst.
    Du warst auf der Suche nach einer hölzernen Kiste mit einigen Arien des Mazzaroli, die man dir in Rom gegeben hatte, und die du jetzt, angesichts des fortgesetzten Müßiggangs, den die erzwungene |66| Trennung von deiner Rosina noch unerfreulicher machte, eigenhändig kopieren wolltest. Du bedachtest mich mit jenem neuen Blick, der dir durch unser trauriges Gespräch heute früh entstanden war, und fragtest nach der Kiste. Ich sagte dir, wo die Kiste sich befand, und du wolltest gerade wieder verschwinden, als Naudé dich zurückhielt.
    »Soeben habe ich Euren Begleiter beruhigen können, junger Atto«, sprach er dich freundlich lächelnd an. »Der Kardinal hat große Pläne mit Euch! Es gibt keinen Mönch, der Euch den Ruhm wegschnappen will«.
    Du warfst mir einen fragenden Blick zu, ahntest aber, dass ich bei Naudé etwas eingefädelt hatte, was ich dir noch nicht hatte mitteilen können.
    Ich befreite dich und mich aus der peinlichen Lage, indem ich Naudé und

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