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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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es wegwerfen? Vergesst nicht, dass wir im Gegensatz zu Hardouin und meinem armen Lehrer mit Kemal wenigstens ein paar kräftige Arme zum Rudern haben.«
    »Schon gut«, ergab sich der Korsar. »Lasst uns gehen, Signorino Atto, und machen wir schnell.«
    »Barbello und ich bleiben hier«, wandtest du überraschend ein. »Was wollt ihr mit uns zwei Kastraten? Wir haben keine Muskelkraft, um das Boot an Land zu ziehen.«
    Alis Statthalter und ich begriffen beide, dass du dich nicht von deiner verkleideten Frau trennen wolltest, und auch wir wollten Barbara natürlich nicht wieder der Gefahr des Ertrinkens aussetzen, wie in der Nacht, als wir das Boot für den armen Hardouin kalfatert hatten.

    Die Bergungsaktion dauerte eine gute Stunde. Kemal musste sich Schuhe und Hose ausziehen und durch das eiskalte Wasser waten, das ihm bis zur Taille reichte. Er packte das Boot und zog es ans Ufer, wo wir es unter beträchtlichen Mühen aufs Trockene zogen.
    Als wir die Stelle erreichten, wo wir uns von dir und Barbara getrennt hatten, sahen wir, dass ihr nicht auf uns gewartet hattet.
    »Wo stecken die Schwachköpfe bloß?«, zischte Kemal zähneknirschend. Es war offensichtlich, dass ihn etwas bedrängte, eine heimliche Sorge, die jedoch niemand zu erraten vermochte.
    Endlich sahen wir euch in einer Gasse auftauchen und Hals über Kopf auf uns zustürzen.
    »Was ist los?«, fragte ich dich mit vorwurfsvoller Miene, während du im Ungestüm deiner letzten Laufschritte fast auf mich fielst.
    |642| »Kommt schnell!«, sagtest du, hochrot vor Aufregung. »Wir haben alles gefunden.«
    »Was alles?«
    »Den Schatz von Philos Ptetès! Seine Papiere, die Handschriften, alles! Aber … fühlt Ihr Euch nicht wohl, Signor Secretarius? Ihr seid blass, Ihr wirkt sehr angegriffen.«
    »Blass? Nun, das Bergen des Rettungsbootes war nicht so einfach, wie wir dachten. Seit Jahrhunderten habe ich nichts gegessen und seit vielen Nächten nicht genug geschlafen. Aber sagt doch: Wo ist dieser Schatz?«

DISKURS XCVII
    Darin der Schatz von Philos Ptetès endlich ans Licht kommt und die geschickten Kniffe seines einstigen Hüters offenbar werden.
    »Geht doch zum Teufel, ihr und eure Fetzen Altpapier. Diesmal möchte ich den Gestank dieser Lumpen nicht mal von weitem riechen«, sagte Kemal sofort und verkündete, er würde Schoppe und Naudé Gesellschaft leisten, um nicht schon wieder Zeit mit dem Papierkram von Philos Ptetès zu verlieren. Er spuckte aus, drehte sich auf dem Absatz um und verließ uns kurzerhand.
    Wir waren nur noch zu dritt: du, dein verkleidetes Weib und ich. Nur du wusstest nicht, wie gut ich sie kannte. Ihre vielen Masken konnten von einem Augenblick zum anderen fallen, ich hätte sie in deiner Gegenwart bloßstellen und tausenderlei Erklärungen verlangen, sie ohrfeigen und demütigen können. Doch sie blieb gleichgültig, wie es nur manche Frauen angesichts der größten Gefahr vermögen.
    Wir gingen los, und du zeigtest auf ein kleines Gebäude im höher gelegenen Ortsteil, ein primitiver Unterschlupf für Fischer, der sich zwischen anderen kleinen Häuschen an den Fels duckte.
    »Wollt Ihr mir nichts erklären?«
    »Kommt, macht schnell, seht selbst«, antwortetet ihr beide knapp, um Atem für das Laufen zu sparen.

    |643| Die Eingangstür stand weit offen, und wir traten ein.
    »Wie bist du auf die Idee gekommen, in diese Hütte zu gehen?«, fragte ich. »Und außerdem frage ich mich … ach so, jetzt verstehe ich.«
    Du hattest mir gezeigt, was an der Tür hing und zunächst nicht sichtbar gewesen war, weil die Tür sich nach innen öffnete: ein Zettel mit einem in schöner Handschrift geschriebenen Buchstaben.

    Schwer zu sagen, seit wann er hier hing. Über der Tür befand sich ein kleines Vordach, das sie vor dem Regen schützte, außerdem lag das schmale Gässchen, über das man zu der elenden Behausung gelangte, wegen der dicht nebeneinander stehenden Häuser und der Klippe im Windschatten.
    »Atto hat eine gute Witterung. Er hat mich überredet, in diese Richtung zu gehen und schon standen wir vor der Tür mit dem Zettel«, erklärte Barbara. »Atto hat mir alles über die Karte erzählt.«
    Die Entdeckung dieses letzten Zettels hatte dich bewogen, deiner verkleideten Geliebten von unserer Schatzsuche zu erzählen. Du rissest den Zettel hastig von der Tür und ließest ihn achtlos auf den Boden fallen, wobei du mir einen sibyllinischen Blick zuwarfst.
    Dann zeigtest du mir, was ihr in diesem erbärmlichen Loch

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