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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Teil, der von den Ursprüngen der Welt handelt.
    Vielleicht wirddas nie beweisen können. Doch sein Geist und sein Herz wissen, dass Darmarios der Fälscher des Synkellos-Textes ist. Er und seine schurkischen Skribenten haben den Ursprung der Zeit in Nebel gehüllt. Wenn man, wie Darmarios, eine ganze Mannschaft an zuverlässigen Helfern hat, die antike Schriften nachahmen können, vielleicht sogar auf bestimmte Jahrhunderte spezialisiert sind, lässt sich leicht so arbeiten: Du machst die Kodizes vom 9. bis zum 12. Jahrhundert nach Christus, ich kümmere mich um die nächsten Jahrhunderte. Darmarios war der richtige Mann für diese besondere Operation. Scaliger brauchte den Synkellos sofort, um seinen
Thesaurus Temporum
, sein Hauptwerk, zu krönen. Nicht zufällig heißt es im Untertitel des
Thesaurus
»einschließlich der Chronik des Eusebius«, also der uralten Chronik, nach der alle suchten und die Scaliger dank zahlreicher Zitate aus zweiter Hand nach dem Synkellos rekonstruieren kann. Scaliger und Casaubon werden Darmarios für eine solche Gefälligkeit gut bezahlt haben. Den griechischen Text mag Scaliger allein oder mit Casaubon zusammen erfunden haben, aber der so überzeugend gefälschte und in eleganter Handschrift verfasste Kodex hat den griechischen Betrüger und seine Handlanger Schweiß und Rückenschmerzen gekostet. |657| Doch unter den Betrügern gibt es nicht nur Nomaden und Heuschrecken wie Darmarios.hat noch andere organisierte Zentren des Verrats entdeckt, und sie haben einen festen, angesehenen, jahrhundertealten Sitz: alte orthodoxe Klöster wie das der Akoimeten, der schlaflosen Mönche von Konstantinopel, die Tag und Nacht in fortwährendem Gebet das Lob des Herrn singen und einander seit Jahrhunderten ohne Unterbrechung abwechseln. Unterdessen holten sie munter Handschriften aus ihrer Bibliothek und fabrizierten Kompilationen aus Texten von drei oder vier verschiedenen Autoren, die sie mit einem archaischen Stil überpinselten, um den Leser zu täuschen. Diese gaben sie als antike Werke aus, indem sie absichtlich Elemente ketzerischer Lehren einfügten, die nur erfahrene Theologen erkennen können. Sie zerlegten Werke von Chrysostomos oder Pseudo-Kaisarios in viele kleine Stücke und machten daraus ganze Briefwechsel (aus tausenden von Briefen!), die komplett gefälscht waren. Dabei beteten sie, sangen und beteten. Ihr Patriarch Petrus kopierte seitenweise echte Autoren, wie Proklos, und gab die Handschriften als Werke des berühmten Dionysos Areopagita aus. Für die Namen der Kopisten schöpfte er aus seinem Vorrat an Pseudonymen. All diese Betrüger haben sich bereichert und amüsiert. Wann wird die Wahrheit erkannt? Der Mensch fabuliert gerne, aber noch lieber beschwindelt er andere.

    Wenn gut organisierte Gruppen am Werk sind, ist alles möglich. Eines Tages werden sie stärkere Geschütze auffahren und zu Papyri übergehen. Sie werden sagen, dass diese den endgültigen Gegenbeweis liefern. Kodizes stammen aus dem Mittelalter, aber Papyri sind viel älter. Sie werden dafür sorgen, dass man Papyri in verlassenen, glühendheißen Gegenden findet, wie den ägyptischen Wüsten, wo so leicht keiner spioniert. Sie werden sagen, es sei das warme, trockene Klima gewesen, das sie viele tausend Jahre lang konserviert hat oder dergleichen Unfug. Auf wenigen Zeilen Text werden sie Hypothesen, Bestätigungen und Widerlegungen aufbauen. Wichtig ist nur, für gesichert zu erklären, was ganz und gar nicht gesichert ist.
    Wer erinnert sich schon, dass es die Papyruspflanze in Ägypten nicht schon seit Jahrhunderten gibt, ja, dass wir keinen einzigen konkreten Beweis dafür haben, dass sie dort je vorgekommen ist? Auf den Feldern nicht, nicht in der ägyptischen Kunst, in den Traditionen des Volkes nicht. Die Methode der Verarbeitung ist unbekannt. Dass die Ägypter |658| Papyrus besaßen, ihn verarbeiteten und benutzten, berichtet Plinius – einer der größten Verbreiter von Gotteslästerungen, die die sogenannte Antike uns je angedreht hat.

    »Einen Augenblick, ich möchte noch einen Blick hier hinein werfen«, sagtest du, auf das andere Heft zeigend, dessen Titel dich neugierig gemacht hatte:

    CHIFFRE DER NAMEN
    Platons Dialoge
    Es gilt, die in griechischen Wörtern versteckten hebräischen Wörter zutage zu fördern. Dafür transkribiert man das Griechische einfach in hebräischen Buchstaben, indem man von den griechischen Wörtern nur die Konsonanten nimmt, da das Hebräische eine

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