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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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die Brauen hob, als er sich verehrungswürdig genannt sah, »dessen Name an den Höfen ganz Europas hohes Ansehen und Ruhm genießt, davon zu überzeugen, endlich der dringenden Einladung nach Paris Folge zu leisten, welche der Regierende Minister von Frankreich, Kardinal Jules Mazarin, nun schon seit gut fünf Jahren an ihn ergehen lässt, ohne bisher die Freude gehabt zu haben, erhört zu werden. Ich bitte um Verzeihung für meine Einmischung, aber der verehrungswürdige Schoppe ist ein zu bescheidener Mensch, um aus eigener Initiative über die allgemeine Anerkennung zu sprechen, die er in den christlichen Königreichen und Fürstentümern genießt.«
    |116| Ali und sein Statthalter gaben den beiden herbeigeeilten Piraten mit dem Kopf ein Zeichen, umzukehren. Die Fische würden auf ihr Mittagessen warten müssen. Schoppe war gerettet.
    Die Augen des Rais glänzten vor Rührung bei dem Gedanken an die enorme Ladung Gold, die diese außerordentlich kostbare Beute aus faltigen Greisen wie Guyetus und Schoppe und flotten Schreiberlingen wie Hardouin und Naudé seinen Schatzkammern unerwartet zuführen würde. Er befahl Naudé und Hardouin, sich kurz vorzustellen. Kaum hatten die beiden Guyetus Ansprache mit vor Angst zitternder Stimme bestätigt, schloss der Rais:
    »Allah ist groß, ihr erbärmlichen Christenhunde!«, und brach in ein langanhaltendes fröhliches Gelächter aus. »Ihr werdet allesamt auf diesem Schiff bleiben und von uns ins Schlepptau genommen werden, damit ja kein einziges Gramm eurer verehrungswürdigen alten Affenhintern verlorengeht, haha! Ihr werdet von meinen edlen Männern bedient und in Ehren gehalten werden«, und er zeigte auf seinen Statthalter und den Lockenkopf. »Sobald wir am Ziel angekommen sind, werde ich euch unverzüglich dem Regenten von Frankreich vor die Füße werfen, hübsch poliert und aufgeputzt wie neu, und die zu bezahlende Rechnung wird an euren weißen Hälsen hängen, hahaha! Doch aufgepasst! Wenn ihr rebelliert«, fügte er mit teuflischem Grinsen und funkensprühenden Augen hinzu, »wenn ihr unseren Befehlen nicht gehorcht, wenn ihr die Religion des Propheten Mohammed beleidigt, wenn ihr das Schiff Gefahren aussetzt, werdet ihr augenblicklich hingerichtet. Wer seine Kameraden, die solche Taten begehen oder planen, nicht verrät, dem werden je nach der Schwere seines Ungehorsams die Nase, die Zunge oder die Ohren abgeschnitten.«
    In diesem Augenblick ertönte unter uns eine Art Furz, gefolgt von einem leisen Lachen. Sofort gefror der Blick des Ali Rais zu Eis.
    »Wer war das?«, fragte er.
    Der kleine Lockige wies auf einen Kopf mitten in unserer Gruppe.
    Es war der vor Kälte zitternde Barbello, der geniest hatte. Ali überlegte nicht zweimal:
    »Ergreift ihn und bringt ihn her«, befahl er barsch.
    Der arme venezianische Kastrat wurde von zwei Barbaresken gepackt, vor ihren Anführer geschleppt und gezwungen, niederzuknien.
    Die beiden Berserker zogen ihm gewaltsam den Mantel aus, zwangen ihn, sich vorzubeugen, zerrten heftig an seinen Hosen und entblößten |117| seinen Hintern. Barbello stieß einen Entsetzensschrei aus und krümmte sich blitzschnell zusammen, weil er Angst hatte, gänzlich entkleidet zu werden. Doch er hatte Glück: sein tatsächlich recht weibliches Gesäß brachte die Barbaresken so sehr zum Lachen, dass sie sich damit begnügten, dieses gehörig mit Peitschenhieben zu traktieren. Der kalte Wind, der über das Schiff fegte, wahrscheinlich aber auch Scham und Schmerz ließen den Unglücklichen heftig zittern.
    Ali Rais schickte die beiden Folterknechte weg, zog den Pechvogel an einem Ohr und verdrehte es brutal, bis Barbellos Kopf den Boden berührte. Ein unschuldiges Niesen hatte den Zorn des Korsaren erregt, während die beiden Beleidigungen von Schoppe und Malagigi, die eine grob und frech, die andere spöttisch und giftig, ungeschoren davongekommen waren. Wahrscheinlich dachte der Rais auch, dass er vor uns Gefangenen zu offenherzig frohlockt hatte, und jetzt einer von uns geopfert werden musste, um die anderen zu erziehen und sich eine Überfahrt und Ankunft ohne Rebellionen zu sichern. Er erhob den Krummsäbel zum Himmel, während die andere Hand den Kopf seines Opfers auf die Deckplanken gepresst hielt.
    »Jetzt sprich mir nach! Ich, verfluchter Nazarener, leugne die christliche Religion, die in jeder Hinsicht falsch, verlogen und trügerisch ist, und erhebe den Zeigefinger meiner rechten Hand zum Himmel, um auf den Propheten Mohammed zu

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