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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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sie gegeben. Längst wären sie seinem bloßen Auge abhanden gekommen. Irgendwo am Himmel oder auf der Erde wird ihr Flug enden. Irgendwo hinter dem Fluss war die Welt zu Ende. Hinter dem Wald lag ein weiterer Wald, hinter den Bergen weitere Berge. Danach nichts mehr.
    Die Stille behagte ihm. In der Stille war nur das fließende Wasser des Flusses zu hören, wie es seinen Weg suchte. Die Stille gab ihm Kraft. Er konnte einen Tag und eine Nacht sitzen, ohne sich zu bewegen, nur still musste es sein. Amanda öffnete die Augen. Sie wunderte sich, denn Ekuos’ Hand lag in der ihren. An seinem Gesicht erkannte sie, dass er nicht anwesend war. Sie wünschte sich, dass einer der Götter die Hand über ihn hielt. Amanda hatte gar nicht laut sprechen wollen. Es geschah und war nicht mehr zu ändern. Ihre Stimme bebte und klang dennoch schön.
    »Die Götter werden leise sprechen und das Fleisch zittert.«
    Ob sie mit eigenen Augen sehen kann, dachte Ekuos. Er versuchte, sich die Gegend hinter der Flussbiegung vorzustellen, auch das Land weit hinter seinem Blickfeld, als er den Schrei der Gänse wieder vernahm. Erst war es nur eine, dann stießen mehrere der Gänse ihren Warnschrei aus.
    Ekuos drehte sich zu Amanda, die an ihn gelehnt ebenso die Ohren spitzte wie der Eber, der sich noch ein wenig tiefer in seine Kuhle eingrub. Ekuos erhob sich und führte seine kleine Herde hinter die Büsche hin zu den dicht wachsenden Bäumen. Amanda zog eine Axt näher zu sich heran. Sie würde jeden erschlagen, der sich ihm feindlich nähern würde. Ekuos kam hinter einem dichten Busch hervor und nahm einen Stein auf. Er war sich sicher, dass die Feinde ihrer örtlichen Unkenntnis Tribut zollten und dem Flusslauf folgten, falls es sie hier überhaupt gab. Es könnten auch unheimliche Wesen aus dem Berg sein. Wer sollte sich diese Einöde aussuchen, um sich fortzubewegen, wenn nicht Feen oder der Riese vom Berg? Ekuos schaute auf den Stein. Er hatte einen solchen Stein noch nie gesehen. Solche Steine gab es auf der Erde nicht. Ekuos konnte nichts tun als warten. Zwei Nächte sollten es sein. Er versuchte abzuschätzen, wie lange die Nebel für den Weg brauchen werden, bis sie auf seiner Höhe am Flussufer und damit vor ihm sein würden. Amanda regte sich nun wieder hörbar. Ekuos ahnte, was in ihr vorging. Wie sollte er weiterleben, wenn die so ferne Fremde sichtbar würde und Amanda wäre nicht mehr dabei? Es wäre sein Todesurteil. Niemand sollte vor sich selbst den Respekt verlieren müssen. Das waren verbotene Gedanken. Es gab keine Seher, die sich in Begleitung einer Frau in sich und die Einsamkeit zurückzogen. Aber hier war etwas anders, sagte sich Ekuos. Da ist ein Nebel, der nach kalter Asche roch. Er dachte an die Worte der Weisen.
    Wenn die Feinde von Norden her kommen, dürfen sie nicht mehr leben.
    Das Licht wurde trüber und der Himmel blieb fern. Der Sonnengott zeigte sich nicht. Ekuos hätte zu gerne gewusst, wo der Gott in seinem Goldenen Wagen, gezogen von weißen Pferden, sich gerade befand. Einmal hatte er seinen Lehrer gefragt, ob alle Flüsse aus den Bergen in die feindliche Welt des Nordens fließen. Doch der Weise hatte ihm keine Antwort gegeben, nur gesagt, wenn wir das Wasser trinken, ist die Große Mutter in uns. Ekuos hatte gedacht, dass sie doch ständig in jedem Menschen ist, sich aber nicht weiter geäußert. Er hatte gelernt, nicht alles auszusprechen, was ihm auf der Zunge lag. Später sagte ihm der weise Lehrer, die Flüsse fließen, denn es gab sie bereits ohne die Feinde im Norden und es wird sie auch noch geben, wenn die Feinde im Norden vernichtet sind.
    Amanda räusperte sich. Noch immer drückte sie die Axt gegen ihren Körper. Mit aufgerissenen Augen starrte sie auf einen Punkt in der Ferne, auf den sie Ekuos aufmerksam machen wollte. Doch da war nichts ungewöhnliches. Selbst nachdem sie aufgestanden und einige Schritte aus ihrem Versteck nach vorne getreten war, konnte sie nichts erkennen. Ekuos setzte sich wieder auf seine Felle. Amanda sehnte die Auseinandersetzung mit den Feinden herbei. Das war ihr näher als der Gedanke an Feen und den Riesen. Sie molk eine der Ziegen, um sich abzulenken. Langsam wurde es spürbar kälter. Es wurde auch nicht richtig Tag und die Nacht stand noch bevor. Amanda setzte sich und rückte dicht an Ekuos heran. Sie trank die Milch, weil er sie nicht wollte. Ekuos beobachtete die Tiere, die wie aus Stein gehauen zwischen den Bäumen warteten. Sie, die Menschen,

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