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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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nicht eben freundlich ihm gegenüber zeigte. Und wenn er tief in sich hineinhörte und ehrlich zu sich selbst war, musste er gestehen, dass ihm das großzügige Haus von Quintus Tessius fehlte und die regelmäßigen Speisen, die er dort bekommen hatte und die diesen Namen verdienten. Nicht einmal die Zubereitung der Hasen konnte ihn noch locken, zu bleiben.
    Werena sah Atles und Atles sah Werena. Sonst sahen sie nichts mehr. Weil sie getrennt in den Hütten schlafen mussten, verbrachten sie die Nächte im Wald. Nicht tief im Wald, eher am Rand, weil sie kein Feuer machen durften. Sie warteten darauf, dass sie ein Windstoß hochheben und davontragen würde. Sie redeten darüber, dass es neben der Anderswelt noch eine weitere Welt geben würde, jene hinter den Wolken, wo es nur Paare gab, die sich noch nie berührt hatten und es doch so gerne tun würden. Hinter den Sternen lag der siebte Himmel der Träume und Wünsche. Wenn Werena Atles berühren wollte, pflegte sie seine schmerzenden Narben oder bekämpfte die Ekzeme, die sich überall an ihm zeigten. Dagegen halfen Äpfel, die er nun ständig essen musste, und eine Salbe aus Nachtschattengewächs und Eichenrinde.

    Amanda blieb an Ekuos’ Seite. Sie wusste, er hatte sie nicht einmal bemerkt, als er die Hütte betrat und sich an das Feuer gesetzt hatte. Aber das machte nichts. Ihr war längst aufgefallen, wie unwohl er sich unter den anderen fühlte, aber was ihn so tief berührte, das wusste sie nicht. Sie hatte wie die weisen Frauen ihr Gesicht mit braunem Lehm bestrichen, um sich so der Nähe der großen Muttergottheit Erde zu versichern. Aber das Fest der Frühlingsfreude war ihr nicht mehr wichtig.
    Ekuos legte seine Hände flach auf den Boden und hielt das Gesicht über das Feuer. »In der Früh versanken die Gesichter der Menschen neben mir im Nebel der Berge. Die Wolken nahmen sie einfach mit sich. Unter mir schimmerte das Wasser der Ewigkeit, der Brunnen, aus dem das Leben sich schöpft und wiederholt. Die Sonne ist der Vater und Mutter Erde ist die Hebamme des Lebens. Ich saß auf dem Berg und niemand unter mir am Boden war wach. Sie stehen auf, wandeln umher, lachen und kreischen, aber sie sind nicht wirklich wach. Die Götter haben längst die Geduld verloren. Wir haben ihnen keinen Grund gegeben, uns leben zu lassen. Ich werde morgen wieder hinaufgehen und es wird Amanda sein, die mich begleiten wird. Unsere Gesichter werden sich nahe sein und unser Atem wird eins werden. Wir werden gemeinsam unseren Blick erheben und der Mond wird ein großer See sein, weil die Erde den Regen brauchen wird.«
    Nachdem Ekuos geendet hatte, fiel er zur Seite und schlief. Amanda legte ihm einen Schal unter den Kopf und deckte ihn mit ihrer Decke zu. Sie dachte darüber nach, wie lange er leben würde, ohne etwas zu essen. Er aß nicht, weil er sonst nicht sehen konnte, das wusste sie. Doch er war ein Mensch, trotz alledem, und Menschen mussten essen.

10. Der Einschlag
    Dort unten flossen die Wasser der Igonta.
    Es schien Ekuos zunächst, als wäre es unmöglich, sich in diesem Nebel bewegen zu können, ohne dass ein Unglück geschah. Sie gingen dennoch in die von Rosmerta gewiesene Richtung. Während die Tiere ihrem Instinkt folgten, der Eber keinerlei Schwierigkeiten im Unterholz zeigte, stolperte Amanda mehr, als dass sie lief.
    ›Ihr werdet in Blickrichtung ein winziges Wäldchen mit dichtem Gesträuch antreffen, dort werdet ihr zwei Nächte warten.‹ Diese Worte von Rosmerta klangen ihm noch im Ohr. Er war Ekuos der Hirte, er musste das nicht tun, zumal sie ihm einige Tiere mitgegeben hatte, um den Riesen im Berg ruhigzuhalten. Besonders der Eber hatte ihn aufgehalten, weil der ständig andere Wege suchte.
    Jetzt hörte er den Fluss wieder ganz deutlich. Ekuos schaute immer auch nach Amanda und stellte fest, dass sie vor Müdigkeit hin und her wankte und dabei fast sein Gepäck und eine Axt verlor. Der Trank tat seine Wirkung. Aber weshalb Rosmerta ihr den Sud zu trinken gegeben hatte, das wusste er nicht. Es geschah während der Zeremonien zum Frühlingsfest. Man hatte gerade den Winter laut verlacht, damit der beschämt das Weite suchte, und mit dem Tanz um die Sonne begonnen, als Rosmerta einen Becher an Amanda weitergereicht hatte. Ekuos musste das neue Feuer entzünden, woraus sich die Frauen brennende Äste griffen und damit über die Erde und die Tiere strichen, um die Fruchtbarkeit und Gesundheit für den Boden und das Vieh bei den Göttern zu erbitten.

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