Das Mysterium Des Himmels
und von Siedlern gerettet worden. Seine Arme waren auf dem Rücken gefesselt gewesen, weil man ihn entführt hatte.
Die Tochter der Kij nahm eine Schüssel mit Bohnensuppe, ging zu Ekuos hinüber und stellte sie vor ihn hin. Sie sah ihn dabei nicht an und wollte sich sofort wieder zurückziehen.
»Wie ruhig und friedlich die Danau ihr Wasser trägt. Die Nacht kennt keine Schmerzen, auch die Göttin im Mond kennt sie nicht. Was fehlt uns Menschen, dass wir nichts sind. Die Leute hier glauben, sie haben ihre Häuser fest im Boden gesichert. Sie könnten es besser wissen, aber sie wollen nicht. Die Götter erlauben ihnen, die Köpfe zu heben und zu sehen, aber sie heben die Köpfe nicht und sie sehen nicht. Ich bin der Bote, der es ihnen sagen wird, aber sie werden mich verjagen.« Dann schwieg Ekuos und legte seine Hände vor den Mund. Er hatte zu schweigen und auf die Worte der Götter zu warten.
Die Tochter der Kij wankte zurück und lehnte sich an einen Baumstamm, um sich zu finden. Ekuos hatte zu ihr gesprochen, weil sie nun eine andere geworden war. Sie zog die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf, damit niemand ihr Gesicht sehen konnte.
Matu war die Begegnung von Ekuos und der Tochter der Kij nicht entgangen. Aufmerksam nahm er sie zur Kenntnis. Von nun an konnte er ihren Männern und ihr freundlich begegnen, weil Ekuos es ihm so gezeigt hatte. Ganz sicher war er sich zwar nicht, aber sein Misstrauen wich einer freundlichen Vorsicht.
Wie Amadas, so blieb auch Matu in Kontakt mit den Leuten, die zumeist aus den östlichen Gebieten stammten, von der Grenze zu den Gebieten der Feinde.
»Sie haben große Flächen gerodet und viel Korn angebaut«, stellte Amadas fest.
Matu wollte nicht mit dem Fremden reden. »Am Rande haben sie Pflanzen für die Geister stehenlassen«, sagte er nur.
Amadas streifte herum und betrachtete die hergestellte Keramik. Sie müssen einen Hafen bauen, dachte er, aber das ging ihn nichts an. Als Matu sich Ekuos näherte, versuchte er zu lauschen, doch er kam zu spät.
Matu hatte von dem Entführten berichtet, das Schicksal von Amadas erwähnt und deshalb wollte Ekuos sofort wieder aufbrechen.
»Es geht nach Boiodurum«, sagte Matu.
Aber was sollte mit dem Fremden geschehen? Amadas hatte sich direkt vor ihm aufgebaut.
»Ich habe kein Pferd und keine Waffen«, rief er.
Matu hatte das nicht zu entscheiden und Ekuos überließ es der Tochter der Kij, Amadas ein Pferd zu geben. Auch eine Waffe wurde ihm gereicht und so ritten sie unter den staunenden Blicken der Siedler davon. Nun war Ekuos unwiderruflich gewillt, sich auf die Spur von Atles und den Freunden zu machen. Endlich musste er sie erreichen, damit er seine Gedanken nur noch auf das Feld tragen konnte, mit dem er sich nun schon so lange beschäftigte, ohne eine Antwort zu bekommen. Er schaute zum Himmel hinauf. Es war das Blut der Feinde, das die Götter vielleicht noch besänftigen konnte.
In dem grauen Himmel hatte es erst kein Anzeichen dafür gegeben, aber mit einem Mal hatte er erspäht, wie ein heller Strahl aus dem Himmel genau den höchsten Punkt eines Hügels getroffen hatte. Das musste ein Zeichen der Götter sein. Ekuos hielt an, drehte sein Pferd und ritt zurück. Oberhalb der Siedlung am Fluss hatte er einen Hügel entdeckt. Kurz entschlossen entschied er, dass Sorviodurum dort einen Tempel bekommen sollte. Ekuos ging allein durch den dicht bewachsenen Anstieg hinauf, um die Stelle zu suchen, an der er den Lichtstrahl gesehen hatte. Der Tag war nun wieder grau, wo man auch hinschaute. Während seines Anstiegs traf er auf die Hütte einer weisen Frau, die rund um die Wände ihrer Behausung Körbe mit gepflückten Kräutern aufgehängt hatte.
Die Kräuterfrauen durften die Pflanzen nur brechen, niemals etwas mit einer scharfen Klinge schneiden, sonst verloren sie ihre Kräfte. Sie lächelte, als sie Ekuos sah und führte ihn auf einem nur ihr bekannten Weg auf die Höhe.
Matu suchte einen geeigneten Lagerplatz und Amadas dachte an den Tempelbezirk in der großen Stadt und die Pferdestatue, die dort aufgestellt worden war. Sie diente der Verehrung der Fruchtbarkeitsgöttin Epona. Er versuchte sich vorzustellen, welchen Tempel Ekuos auf diesem Hügel errichten wollte.
Die Tochter der Kij saß ab und war mit ihren Männern zu einem Fischer gegangen, um etwas für den Abend einzuhandeln, als ein Bote ihrer Fuhrleute eintraf und berichtete, dass sämtliche Wagen im Schlamm feststecken würden. Noch einmal war sie zu
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