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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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bei der Namensfindung verweigert. So viel Ekuos auch überlegt hatte, ein Name für das borstige Tier war ihm nicht in den Sinn gekommen.
    Ekuos atmete leise aus und schon trug sein Atem, durch die kühle Witterung sichtbar geworden, seine Gedanken hinauf zu den Göttern. Im Wald, der Boden hatte es ihm durch die Mutter Erde mitteilen lassen, befand sich etwas Bedrohliches. Da Kida weiter ruhig an ihrem Platz lag, blieb Ekuos ebenfalls gelassen. Vorsichtig zog er sein Messer unter dem Umhang hervor und legte es hinter sich auf den Boden. Matu sah es und erkannte das Signal. Die anderen saßen im Halbkreis auf der Erde und legten ihre Umhänge über die bereitgelegten Klingen.
    Die Nacht trug keine Verantwortung. Die Dunkelheit ist die Zeit der anderen Welt, der anderen Wesen, die ihre Leben anders leben müssen. Nicht so, wie sie selbst es taten, die aus Furcht vor der Dunkelheit schliefen. Ekuos ließ kein Feuer zu. Er dachte an die Wesen der Nacht. Ohne die Nacht würde es keinen Tag geben. Es wäre also nicht recht, wenn er mit seinen Leuten an dieser Stelle blieb, nicht weit vor einem Baum, unter dem der Tod sein Lager aufgeschlagen hatte. Dort drüben war ein Mensch gestorben. Ekuos war sich sicher, dass es so war. Es war an der Zeit, zu gehen und einen anderen Platz für die Nacht zu suchen, dachte Ekuos.
    Du bist noch ein Knabe, wies ihn einmal der Weise aus seinem Dorf zurecht, also höre genau auf das, was dir die Natur sagt. Sie wird dich im Auftrag der Götter schützen. Wenn ein Baum zu dir spricht, bleibe stehen und höre ihn an. Sprich selbst nichts, und bedanke dich, wenn er seine Rede beendet hat. Lerne von den Vögeln am Himmel, denn sie sind näher bei den Göttern. Lerne von den Tieren am Boden. Vergiss nie, die Bäume wachsen direkt aus dem Leib der Großen Göttin Erde, so wie die Wasser der Flüsse direkt aus dem Himmel der Götter fließen.
    Ekuos öffnete die Augen. Ich werde aufstehen, langsam in einem Halbkreis um den Baum des Todes gehen, und am Abhang dort hinten bei der beginnenden Senke eine kleine Höhle finden. Ich werde nichts tun, was meinen Leuten schadet und den Toten nicht weiter beachten, wenn ich ihn entdecke.
    Die Nacht wob bereits dunkle Fäden in den östlichen Himmel. Für einen Moment glaubte Ekuos, den Geruch von Schnee zu spüren. Dafür war es zu früh. Im Land waren die Früchte des Herbstes noch nicht geerntet. Ekuos hatte bereits beschlossen, sich doch auf den Weg zu dem Baum zu machen, als ein Geräusch vom Fluss seine Aufmerksamkeit erregte. Er erhob sich langsam zu seiner vollen Größe, ohne dabei den Blick von dem Baum mit dem Toten zu lassen. Zwischen den Ästen hing mindestens ein Toter, da war er sich absolut sicher, auch wenn er ihn nur im fahlen Licht des dämmernden Abends und aus gehöriger Entfernung gesehen hatte. Er griff nach seinem Messer, nahm seinen schweren Knüppel aus dem nahen Wald mit und ging vorsichtig in die vorher beschlossene Richtung. Was würde er machen, käme ihm der Tod entgegen? Ein Hirte hatte die Fähigkeit, sich in der anderen Welt aufzuhalten, ohne tot zu sein. Als Seher konnte er den Tod erkennen. Bevor der Tod nahe war, sollte man an seine Geburt erinnert sein. Ekuos konnte sich daran erinnern, wie seine Mutter ihm gesagt hatte, dass er zum Fest des Beginns der dunklen Jahreszeit geboren worden war. Da lag das Land bereits in stiller Erwartung der nahenden Kälte und die Menschen flehten die Götter an, sie das helle Licht im kommenden Frühjahr erleben zu lassen.
    Ekuos dachte nach. Du kannst sehen, hatten die Weisen der Sippe zu ihm gesagt. Du siehst, was die gewöhnlichen Menschen nur ahnen können. Aber was sah er? Ohne diese Fähigkeit des Sehens wäre die Begegnung mit dem Tod sein Ende.
    Das Land vor der Senke hüllte sich in die gleitende Dunkelheit und in den weißen Nebel, der vom Fluss den Hügel hinaufstieg. Eine kleine Quelle zeigte sich unterhalb zweier starker Büsche, an deren rechter Seite jemand einen starken Zweig abgeschnitten hatte. Die Schnittstelle war noch frisch. Da das Rinnsal zu dünn war, um die Pferde zu tränken, sammelte Ekuos Steine und baute mit ihnen ein topfgroßes Becken. Schnell lief es voll und die Tiere nahmen die Tränke gerne an. Ekuos beobachtete genau das Spiel ihrer Ohren, während Matu hinter einem Baum wartete, um die Pferde wieder an ihren Ruheplatz in den Wald zu führen.
    Ekuos lief an dem Bach entlang bis zu der Stelle, an der er in die Isara mündete. Es gab nirgendwo eine

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