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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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damit die toten Seelen sich wärmen konnten, bevor sie ihre lange Reise antraten. Als die Kähne von Radasbona herüberkamen, wurden die Leichen hineingelegt und über den Fluss gerudert. Dort drüben wurden ihre Körper in die Erde gelegt. Gebannt schauten die Menschen am Ufer hinüber, bis ein Mann vom Grabhügel hinunterkam und ihnen das Zeichen gab. Die Körper waren an den dafür vorgesehenen Ort gebracht worden. Nun wurden die Tische, auf denen zuvor die Leichen gelegen hatten, umgestoßen, damit die Seelen endgültig auf die Reise gehen konnten. Ekuos sah zu, wie die Sippe der Toten das Festmahl zubereitete und er erkannte, dass es keine sehr begünstigten Menschen gewesen waren. Deshalb umkreiste er die Feuerstelle so lange, bis sich innerhalb der Wagenlenker und ihrer Begleitung etwas regte. Tatsächlich war es die Tochter der Kij, die Ekuos Geste als Erste verstand und Mehl, Fische und Bohnen an die Feuerstelle bringen ließ. So entstand ein richtiges Festmahl zu Ehren der Verstorbenen, denn wenn das Essen sehr lange dauerte, verwehrte es den bösen Geistern den Zugang zu den Menschen. Niemand darf den Toten ihr Abschiedsfest verwehren, will er nicht für ewig das Glück verlieren. So wurde gegessen und getrunken und den Mächten der Dunkelheit gezeigt, wie man sich stärkte und das Leben weiterleben wollte.
    Ekuos blieb am Wasser. Er wusste, die Leute würden kommen und ihn nach dem Lauf des Mondes befragen, da die Göttin der Nacht über die zukünftige Ernte und die Gesundheit des Viehs bestimmen wird. So war es üblich nach dem Tod von einem der ihren. Aber zunächst musste er mit dem aufgefangenen Blut der geschlachteten Tiere des Festmahls an die Schwelle des Hauses der Toten treten und den Eintritt mit dem Saft des Lebens bestreichen. Die Götter verlangen ein Blutopfer, damit der Tod die Siedlung verlassen konnte und nicht weitere Menschen auf die lange Reise schickte.
    Ekuos hatte das zweite Mal zur Tochter der Kij hinübergeschaut, als sie die Ausgabe der Nahrungsmittel befahl. Für sie war das der erste Gruß von ihm, auch wenn da nicht mehr war als ein überraschter Blick. Wenn sie seine Aufmerksamkeit erregen wollte, wusste sie nun, wie sie sich geben musste. Das konnte sie gleich, denn nun wurde in den Reihen der Fuhrleute wieder gemurrt, weil es nicht weiterging.
    Ekuos wartete die Nacht ab und schaute auf den Mond, der unerwartet rot leuchtend den Himmel betrat und ihn deshalb den gesamten Verlauf der Dunkelheit beschäftigte. Schon beim ersten Erscheinen des roten Mondes verloschen die Widerworte der Leute und man verkroch sich unter Decken und Tüchern. Ekuos schaute hinauf und je länger er sich auf das Bild am nächtlichen Himmel konzentrierte, desto intensiver erschien es ihm, als würde dem Himmel das Herz herausgerissen und das Blut verströmte zu allen Seiten, so wie er es bei der Jagd gesehen hatte, wenn die großen Tiere mit dem Messer geöffnet wurden und man ihnen die inneren Organe entnommen hatte. Wenn die Sonne stirbt, dann wird die Dunkelheit alles Leben erfrieren lassen, wenn der Mond stirbt, dann blieben alle Wasser stehen und auch das Blut in den Menschen würde aufhören zu fließen.
    »Acht Nächte«, sagte Ekuos leise. »Acht Nächte.«
    Unbemerkt und mit beachtlichem Geschick hatte sich die Tochter der Kij angeschlichen und sich zwischen Gesträuch verborgen. Sie hörte, wie Ekuos das Wort ›Woche‹ sagte und es wiederholte. Was meinte er damit? Was sollte in den acht Tagen und Nächten geschehen?
    Als der Wind aufkam, verloschen die Sterne. Der graue Morgen schloss Ekuos die Augen. Einer der Hunde aus der Wagenkolonne strich durch das Gelände und gab der Tochter der Kij so die Gelegenheit, sich hinter ihm herzumachen und so zu tun, als wollte sie ihn von Ekuos fernhalten. Der bemerkte nichts. Weder den Hund noch die Tochter der Kij. Sie war die Nacht über wach geblieben und in ihr war eine Wandlung geschehen, die sich sofort in ihrem äußeren Bild zeigte. Ihre Kleidung unterschied sich nun nicht mehr von den einfachen Frauen und außer dem Schmuck gegen das Böse trug sie keinerlei Pracht und Luxus mehr.
    Ekuos lief vor der Helligkeit zu einem nahen Hang. Still floss das Wasser des Flusses und einige Vögel schwebten sanfter als sonst durch die Lüfte. Der Himmel öffnete sich. Mit jedem Blick wurde das weiße Licht greller. Es wurde blendend weiß. In diesem schrillen Licht sah er alles um sich nur noch verschwommen. Plötzlich fühlte er sich schrecklich

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