Das Mysterium Des Himmels
einer Entscheidung aufgefordert und sie entschied schnell, indem sie sich wortlos abwandte und den Überbringer der Nachricht stehenließ. Sie hatte mit dieser Sache nichts mehr zu tun, ihr Leben war nun endgültig ein anderes.
Die Arbeit begann nicht vor dem nächsten Tag. Noch starr vor Müdigkeit, schleppten sich die Männer der Siedlung an den Hang und arbeiteten sich langsam den Hügel hinauf. Ein begehbarer Weg würde zunächst genügen und anschließend musste Platz für den Tempel geschaffen werden, der aus dem geschlagenen Holz errichtet werden sollte.
»Wer einen Tempel erbaut, dem ist es erlaubt, seinen Kopf zum Himmel zu erheben. Jeder Hügel, der zum Himmel zeigt, erlaubt den Menschen, den Göttern näher zu sein.« Ekuos sprach es und lief zu einem Schmied, um ein Kreuz anfertigen zu lassen. Dann kehrte er zurück und trat vor die Tochter der Kij.
»Wir werden den Tempel mit dem Wasser der Danau reinigen und die Götter bitten, ihr Licht in ihm leuchten zu lassen. Die weise Frau wird ihre Kräuter im Tempel wirken lassen und das ewige Feuer bewachen, du aber wirst dort einen Namen bekommen und ihn für alle Zeiten tragen dürfen.«
Die gesamte Siedlung nahm Anteil an dem Bau und als die Sonne plötzlich am Himmel erschien und sich dieses leuchtende Blau am Firmament ausbreitete, da gab es keine Zweifler mehr. Der Tempel wurde am rechten Ort errichtet und dort würde er stehenbleiben, solange Menschen an diesem Platz lebten. Selbst kleine Kinder liefen zusammen und türmten Äste und Laub zu einem Haufen auf. Die Leute lachten, während sie arbeiteten und nickten sich freundlich zu. Es wurde ein Vergnügen, gemeinsam den Hügel einzuebnen und die Pfähle in den Boden zu rammen. Dann wurde es still. Nur Ekuos blieb zurück und die Kräuterfrau, die in einem Kessel das ewige Feuer vorbereitete. Aber das war nicht alles, denn Ekuos ließ durch Matu die Tochter der Kij auf den Hügel bringen. So saßen sie die Nacht über schweigend zusammen und sie sah auf Ekuos, der ihr den Rücken zuwandte, und dann wieder zum Himmel hinauf.
Als der Tag sich zu öffnen begann, verharrten sie reglos. Die treibenden Wolken hatten ihren Sinn, denn sie lenkten das Licht fast genau in die Mitte des Tempels, wo Ekuos die Feuerstelle einrichtete. Sie schauten gemeinsam hinauf und sahen, wie eine Wolke sich veränderte und es den Anschein hatte, als würde sie über einen Balken balancieren. Also würde er nur einen Balken über den Tempel legen lassen. Die weise Frau verstreute Kräuter über den Boden und sofort stieg ein intensiver Geruch in die Luft. Dort, wo sich das Licht aus dem Himmel besonders deutlich mit der Erde vereinte, grub die weise Frau ein Loch und legte die abgerissenen Wurzeln der Pflanzen hinein.
»Am Morgen strömt das Licht der Götter in die Erde wie Blut.« Nach diesen Worten schnitt Ekuos der Tochter der Kij mit dem Messer in die linke Hand und ließ ihr Blut in das Erdloch tropfen.
»Amanda ist nun ins Licht getreten und hat das Böse und die Finsternis hinter sich gelassen.«
Die weise Frau hielt die Hand des Mädchens mit der Wunde über das Feuer und legte einen Verband aus Blättern darauf. Die Tochter der Kij, die nun Amanda war, spürte keinerlei Schmerzen. Von nun an gab es das alte Leben für sie nicht mehr.
Die Menschen aus der Siedlung gingen ehrfurchtsvoll an der blutgetränkten Grube vorbei und sahen das brennende Feuer, das Kreuz im Einfall des Lichts, und waren ganz benommen, als sie den Hügel wieder hinabstiegen. Den Tempel mussten sie ohne Ekuos fertigstellen, denn der war bereits auf dem Weg nach Boiodurum, das an der Mündung des Eon in die Danau lag, so viel hatte der inzwischen erfahren.
Als sie einige Zeit einen kleineren Berg hinaufritten und gemächlicher unterwegs waren, wollte Amadas eine Frage stellen. Da Ekuos voranritt und Amanda ihm mit ihren Männern folgte, blieb Amadas am Ende mit Matu zurück.
»Warum der Rufname Amanda?« Amadas sprach es so aus, als würde er sich die Frage selbst stellen. Dadurch vermied er es, Matu in eine unangenehme Lage zu bringen, denn würde der nicht antworten, konnten sie so tun, als sei es keine Frage an ihn gewesen. Man sprach Namen nicht gerne laut aus, damit das Böse sie nicht hören und ihre Besitzer erkennen konnte. Aber Matu dachte nicht weiter nach.
»Die Liebenswerte zu sein ist ihre Aufgabe.«
Amanda bedeutete die Liebenswerte, also wird sie von nun an ständig daran erinnert, was Ekuos von ihr erwartete. Das war eine
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