Das Mysterium Des Himmels
fixierte die Bäume. Er spürte, wie er immer schläfriger wurde, obwohl er doch fror. Auf einmal sah er, wie die Bäume sich vom Waldrand her zu der Senke hin bewegten. Böse Geister gehorchen nicht einmal den Göttern. Ekuos ballte die Fäuste. Wenn er doch bloß nicht so müde wäre. Was er sah, das waren schwarze Bäume, die im Gleichschritt die Ebene querten, mit buschigen Helmen auf den Köpfen und langen Speeren in den Händen, Schwertern, die an Gürteln hingen, mit starrem Blick und zu allem entschlossen. Hinter den sperrigen Bäumen kamen zwei schwarze Stämme zu Pferde daher. Ein gespensterhafter Wald war das, der da direkt auf ihn zukam und schon die Senke berührte, danach würden sie den kurzen Hügel hinaufklettern und ihn erreichen. Der Wald bewegte sich in gleichem Schritt und Tritt, in absoluter Ruhe und Disziplin. Er strömte über das weite Land, so, wie das Flusswasser zur Schneeschmelze das Land überflutete. Die Waldgestalten setzen sich fest in diesem Land, das ihnen nicht gehörte und sie werden alles niederreißen, was sich ihnen in den Weg stellt. Was waren das nur für Bäume? Unaufhaltsam rückten sie vor und die Götter schwiegen still und scheinbar wehrlos. Sie kamen den Hügel herauf und trugen eiserne Gesichter. Es gab keine Bäume, die auf Pferden ritten und die Speere sind auf mich gerichtet, dachte Ekuos. Es wäre ein Frevel, den Hirten und Seher Ekuos zu töten, aber es interessiert die Waldgestalten nicht. Die schwarzen Bäume nahmen das Ziel auf und sie warfen die Speere. Ekuos dachte, dass er nun mit erstauntem, offenem Mund in die andere Welt gehen wird. Was sind das nur für mächtige schwarze Bäume? Ein Speer durchbohrte sein Herz.
Ein Schrei durchfuhr die Welt, der Himmel riss auf, die Erde erzitterte, ein Beben fuhr durch alles Leben, bis er endgültig einstürzte, der Himmel, auf die Erde stürzte, alles brennend dahinging, keine Leben mehr, nie mehr, und ich, Ekuos, hatte es gesehen, ich hatte gesehen, wie die Erde unterging.
Nein, sagte die Stimme, das hast du nicht gesehen.
Ich sah, sagte Ekuos, die Erde und uns untergehen.
Nein, sagte die Stimme, deine Reise ist noch nicht zu Ende.
Über der Erde schwebte ein riesiger schwarzer Vogel. Er war die Nacht, die vor der aufkommenden Helligkeit floh und dabei schreiend schreckliche Flüche ausstieß. Es wurde wieder Tag und das Leben konnte erneut beginnen. Ekuos blickte zum Himmel und dankte den Göttern dafür. Fliehe, schwarze Nacht, ich werde dich nicht vermissen. Trotz der Kälte schwitzte Ekuos. War noch Nacht oder schon Tag? Hatte er geträumt oder hatte er das alles gesehen? Eine unbesiegbare Streitmacht war in das Land eingefallen und alles war im Feuer untergegangen.
Kida die Wölfin stand knurrend in einer Kuhle und starrte zur Quelle. Der frühe Tag zeigte sich mit kleinen Feen, die über der Quelle tanzten und dabei ständig ihre Körperhaltung veränderten. Dazu lachten muntere Vögel vom Himmel herab. Jetzt weiß ich, was die Götter mir sagen wollten, dachte Ekuos. Ich muss zu einem Tempel und mit den weisen Frauen und Männern darüber sprechen. Es droht uns Gefahr und die Menschen sehen sie nicht.
Warum knurrte Kida? Ekuos öffnete die Augen und konzentrierte seinen Blick auf das Bündel, das sich gleich unterhalb des springenden Wassers befand. Es waren Kleider. Jemand hatte dort seine Kleider abgelegt. Ein Vogel änderte abrupt die Flugbahn. Nein, der Kleiderhaufen bewegte sich. Es ragte ein Kopf aus ihm hervor. Daneben war eine Hand am Boden zu erkennen und diese Hand trug eine Axt, hatte sie fausthart im Griff. Dort am Boden lag ein Mensch, was hatte er vor?
Ekuos, der den hellen Morgen sehnlichst erwartet hatte, befürchtete nun, einem Tag entgegenzublicken, der nichts Gutes brachte. War da ein menschliches Wesen? Wer war das? Sein Blick ging zurück in die Nacht und zu jenem Schatten, der zwischen die Bäume gelaufen war, oder rücklings hinuntergestoßen wurde. Ekuos nahm sich Zeit. Er wollte keinen Fehler machen. Langsam schob er seine Hände unter dem Umhang hervor und zog die Kapuze über den Kopf. Er trug sein Haar länger, als es unter den weisen Männern die Regel war und so würde er schon von seinem Äußeren her dem Fremden zu erkennen geben, dass er jemand Besonderes war. Deshalb legte er sein Stirnband an und ging langsam zu der Wölfin hinüber. Für das unbekannte Wesen wäre ein Angriff ein Risiko, zumal es Kida in diesem Fall direkt ansehen musste. Das Wesen war ein Mensch,
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