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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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Höhle, er hatte sich geirrt. Ein überhängender Stein, fast wie ein riesiger Pilz, der direkt aus dem Hügel gewachsen war, hatte ihn optisch getäuscht. Er legte sein Fell unter das angebotene Steindach und setzte sich. Ein wenig Schutz bot ihm diese Unterkunft, aber an eine kalte Nacht wollte er dennoch lieber nicht denken. Die würde ihm arg zusetzen. Er griff nach seinem Beutel, entnahm ein Stück getrocknetes Fleisch und aß. Obwohl der Tag fast vorüber war, hatte er gar keinen richtigen Hunger. Als er etwas Verdächtiges dort liegen sah, war auch sein geringer Appetit vergangen. Was war das? Beim Einrichten des Ruheplatzes für die Nacht hatte er Ausschau gehalten, ob er sich zu nahe an dem Nachtlager eines wilden Tieres befand. Ein Bär wäre verhängnisvoll. Er hatte aber nichts entdecken können. Der Bachlauf hatte ihn stark abgelenkt, sodass ihm das glitzernde Ding nicht gleich aufgefallen war. Es lag leicht vom Gras getarnt unterhalb der ersten Biegung, die das Wasser kurz vor der Mündung machte, nachdem es das neu gebaute Auffangbecken verlassen hatte. Sollte es ihn verführen zuzugreifen? Ich werde jetzt nicht aufstehen und es mir ansehen, dachte Ekuos, wer weiß, mit welchem Zauber es verflucht ist. Zweifelsfrei war es von Menschenhand geformt worden, und so wird es ein Mensch auch dort abgelegt haben, direkt in der Nähe der Quelle. Ekuos atmete tief ein und stand schließlich doch von seinem Ruheplatz auf. Er ließ seine Leute enger zusammenrücken, legte faustgroße Steine um sie herum und schloss so den magischen Kreis, in den Niemand eintreten konnte, ohne Schaden zu nehmen. Etwas wühlte sich in der Nähe von Ekuos in die Erde, während sich der Seher auf seinem Fell aufrichtete und auf die Nacht wartete. Mehr konnte er nicht tun. Aber seine Gedanken wanderten immer wieder zu dem Gegenstand bei der Quelle, obwohl er es vermied, seine Augen dort hinzuwenden. Vielleicht hatte es jemand verloren? Das wäre eine Möglichkeit. Eine andere war, dass es jemandem im Kampf abgerissen worden war und dort liegengeblieben ist. Oder die Quelle war eine heilige Quelle und jemand hatte den Quellgöttinnen ein Geschenk gemacht. Diese Erwägung war Ekuos unangenehm. Ein männliches Wesen hatte an den heiligen Quellen der Frauen nichts zu suchen, das war ihr geschütztes Gebiet. Aber er war sich eben nicht sicher. Eher war er der Meinung, dass es keine heilige Quelle sein konnte. Das Gebiet hier bot nichts an dafür. Weshalb sollten es die Göttinnen also ausgewählt haben? So sehr Ekuos sich auch konzentrierte, er spürte keine göttliche Antwort auf seine Fragen. Nur eines wusste er genau. Der tote Mann im Baum war durch Menschenhand gestorben und der oder die Täter könnten sich noch in der Nähe aufhalten.
    Die Nacht kam in einem großen schwarzen Wagen, gezogen von schwarzen Pferden, über den Himmel. Die Dunkelheit legte sich wie eine schwere Decke über das Firmament. Es würde so dunkel werden, dass Ekuos nichts mehr sehen würde. Die Nacht wird ihn blind machen. Also kam die Zeit, in der die Wesen der Nacht erwachten und umgingen. Ekuos begann zu frösteln. Er zog seinen Umhang enger an den Körper. Er schaute in die Ferne seines Inneren, dort, wo die Götter die Seele leben ließen, aber er verspürte keine Regung. Ekuos lauschte gespannt in die Nacht. Was wartete dort im Finstern? Wind kam auf. Wind wäscht uns nicht rein, wie es das Wasser kann. Er bringt Nachrichten von den Göttern vom Himmel herab. Hörst du, wie er spricht? In der Nacht kehren wir zurück zu unseren Anfängen. Bilder zeigen uns die Erinnerung. Gerüche gehören gleichermaßen zum Erinnern. Ekuos roch die atmende Mutter Erde.
    Der Wind brachte ihm die Wärme des Körpers von Amanda. Sie hatte ihren Platz verlassen und war ganz in seiner Nähe, das spürte er. In der weitesten Ferne hatte sich das Licht gesammelt, um über das Land zu kommen. Die Erde duftete süßlich. Aber auch der Tod roch süß. Zwischen lang gezogenen dunkelblauen Wolken gab es hellrote Streifen. Dazwischen weiße Flecken wie Teiche, die den Rössern der Nacht zur Tränke dienen könnten. Davor und über ihm beherrschten bereits die dunkelgrauen Schichten aus Wolken, die als Boten der Nacht dem Menschen davon Nachricht gaben, dass er nun alsbald Ruhe finden sollte, das Licht.
    Kein Feuer!
    Wer hatte zu ihm gesprochen? Ekuos schaute hinter sich, neben sich, blickte zu Kida hinüber, schaute noch einmal herum, konnte aber sonst nichts und niemanden entdecken.

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