Das Nazaret-Projekt
Studio-Kommentator, der sich mehr oder weniger stammelnd an einer kurzen Zusammenfassung der erschütternden Ereignisse versuchte.
»Meine sehr verehrten Damen und Herren, dies ist ein Augenblick, in dem die ganze Welt vor Schreck und Entsetzen den Atem anhält! Die verstörenden Nachrichten, die uns vor wenigen Stunden aus Saudi Arabien erreichten, haben sich leider bestätigt. Allem Anschein nach wurde diese Katastrophe für die arabische Welt nur von einem einzelnen Mann verursacht, einem Bomberpiloten der amerikanischen Seestreitkräfte!
Airforce Commander Gabriel Landau, dessen Staffel erst kürzlich von der Ramstein Airbase in Deutschland auf den Flugzeugträger ›Harry S. Truman‹ im südlichen Roten Meer verlegt worden ist, war in den frühen Morgenstunden des heutigen Tages zu einem Flug über den Jemen mit dem Auftrag gestartet, eine militärische Aktion deutscher Seestreitkräfte im Golf von Aden aus der Luft zu unterstützen. Commander Landau saß dabei alleine im Cockpit des völlig neu entwickelten Phantomjägers und Bombers F 202, der über modernste Waffen und Zielelektronik verfügt und unter anderem auch mit zwei weitreichenden, lasergesteuerten Marschflugkörpern bestückt ist, die nukleare Gefechtsköpfe tragen. Nach jüngsten Informationen hat der durchaus erfahrene Pilot aus bisher unerfindlichen Gründen eigenmächtig den vorgeschriebenen Kurs seines Flugzeuges über der jemenitischen Wüste um mehr als fünfzig Grad von Südost nach Nord geändert, ist in saudi-arabischen Luftraum eingedrungen und näherte sich unbehelligt entlang der Küste des Roten Meeres der Stadt Mekka. Führende Offiziere der amerikanischen Luftraumüberwachung bestätigten das Gerücht, dass bereits kurze Zeit nach dem Start der Funkkontakt zu Kapitän Landau aus bis jetzt unbekannter Ursache abgebrochen war.
Gegen neun Uhr Vormittags, in einer Entfernung von etwa zwanzig Meilen vor der Stadt Mekka, hat der Pilot, der sich nach unbestätigten Aussagen von Freunden und Bekannten vermutlich in einer Art psychologischem Ausnahmezustand auf einen persönlichen Rachefeldzug begeben hatte, den ersten der beiden nuklearen Marschflugkörper auf die Stadt abgefeuert. Anschließend hat er sofort seinen Kurs nach Ostnordost korrigiert und flog seelenruhig im Tiefflug weiter über die Wüste.
Nur wenige Augenblicke später schlug die erste Rakete unter tausenden frommer Pilger genau im Zentrum des wichtigsten und größten panislamischen Heiligtums ein, dem Würfel der Kaaba im weiten Innenhof des Harams.
Obwohl der nukleare Gefechtskopf dieser taktischen Angriffswaffe nach Angaben des Pentagons nur geringe Sprengkraft besitzt, wurden durch die verheerende Explosion auf einer Fläche von mindestens fünf Quadratkilometern sämtliche Bauwerke und Gebäude pulverisiert und alles Leben darin innerhalb von Sekunden in der unvorstellbaren Gluthitze ausgelöscht und in strahlende Asche verwandelt.
Nur kurze Zeit später und von Luftabwehr oder Abfangjägern der arabisch-islamischen Liga immer noch völlig unbehelligt, näherte sich der Bomber mit doppelter Schallgeschwindigkeit der Stadt Medina, wo sich das grauenvolle Schauspiel wiederholte. Commander Landau feuerte seine zweite Atomrakete ab, die ebenfalls mit teuflischer Präzision ihr Ziel erreichte. Sie verwandelte das zweitgrößte Heiligtum der islamischen Welt, die Al-Munawwara Moschee, die als das historische Wohnhaus des Propheten Mohammed gilt, in glühenden Schutt und radioaktive Asche!
Meine Damen und Herren, es ist unmöglich, jetzt schon das ganze Ausmaß dieser Katastrophe zu erfassen. Eines ist jedoch sicher; die Implikationen und Folgen eines derart entsetzlichen Aktes sind unabsehbar und werden die Welt vermutlich in den Schauplatz des größten Religionskrieges aller Zeiten verwandeln.
Zunächst jedoch herrscht nur blankes Entsetzen angesichts des Unbegreiflichen. Dem amerikanischen Präsidenten und Oberbefehlshaber der gesamten Streitkräfte, der zunächst spontan und als ein Zeichen äußerster Betroffenheit in den mittleren Osten reisen wollte, wurde von seinen Sicherheitsexperten mit äußerstem Nachdruck von diesem Vorhaben abgeraten. Wir erwarten stattdessen in Kürze die weltweite Fernsehübertragung einer offiziellen Erklärung des US-Präsidenten direkt aus dem Weißen Haus in Washington.
Der apokalyptische Reiter Commander Gabriel Landau, der nach diesem Angriff mit seiner völlig unversehrten F 202 auf den Flugzeugträger ›Harry S. Truman‹
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