Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Nest der Nadelschlange

Das Nest der Nadelschlange

Titel: Das Nest der Nadelschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
und blutunterlaufen. Und wieder schien es ihm, als wolle etwas Fremdes, Unheimliches sich seiner bemächtigen. Er begriff, dass es die Kraft dieser Augen war, die ihn zum willenlosen Opfer machte, so, wie Hark regungslos auf den tödlichen Stoß wartete.
    Mythor schauderte erneut. Sicher hatte er es nur dem Helm der Gerechten zu verdanken, dass er nicht wieder dem verhängnisvollen Bann verfiel.
    Die Schlange richtete sich vor ihm auf - mehr als doppelt mannshoch. Und dann stürzte sie sich auf ihn herab, und er konnte dem zupackenden Maul nur durch einen blitzschnellen Sprung zur Seite entgehen. Er kam nicht einmal mehr dazu, mit Alton einen gezielten Streich zu führen.
    Das Nest erzitterte unter dem heftigen Aufprall. Irgendwo krachte und knisterte es, als stürze brüchiges Mauerwerk in sich zusammen.
    Er hob das Schwert, das sich warm und weich in seine Hand schmiegte und ein immer lauteres Klagen von sich gab. Das Untier schien zu zögern, doch dann schnellte es vor. Mythor erhielt einen schweren Schlag gegen die Hüfte, der ihn taumeln ließ, gleichzeitig aber stieß Alton auf Widerstand und bohrte sich mit der Spitze in den zuckenden Körper.
    Ein grässliches Zischen wurde hörbar. Der Recke ahnte den heransausenden Schwanz mit dem Giftstachel, hielt das Schwert abwehrend von sich und konnte dem Untier so eine weitere tiefe Wunde zufügen, ohne selbst verletzt zu werden.
    Wieder näherte sich ihm der mächtige Kopf mit den glühenden Augen. Blind vor Wut schlug Mythor zu. Doch die Klinge glitt an dem starken Schuppenpanzer des Schädels ab. Das zweite Auge! Er legte alle Kraft in diesen Hieb, aber als ob die Schlange seine Absicht ahnte, entging sie ihm mit einer blitzschnellen Bewegung zur Seite.
    Mythor wollte ihr nachsetzen, stolperte jedoch über einen aus dem Nestboden herausragenden Ast und stürzte hart. Es war die Handlung eines geübten Kämpfers, als er sich sofort herumwälzte und Angesicht in Angesicht mit dem erneut zustoßenden Ungeheuer seine Waffe hoch riss. Alton schnitt tief in das zuckende Fleisch.
    Plötzlich hatte Mythor das Gefühl, sein Kopf müsse zerspringen. Schier unerträgliche Schmerzen durchfluteten ihn. Da war wieder Syrinas Stimme mit ihrem reinen, einschmeichelnden Klang.
    Der Krieger verhielt, um den leisen Worten zu lauschen. Freudige Erregung bemächtigte sich seiner. Er fühlte wieder ihre Nähe, hörte sie rufen. Sie bot sich ihm dar, mit all den verführerischen Reizen, wie sie nur eine wirkliche Fee besitzen konnte.
    Aber die Schmerzen, die von dem Helm der Gerechten ausgingen und ihm immer heftiger zu schaffen machten, hinderten ihn daran, Syrina in die Arme zu schließen. Mythors erste Reaktion war, sich das Gebilde vom Kopf zu reißen. Jedoch hatten seine Finger den Helm noch nicht berührt, als er sich des Zaubers bewusst wurde und den Kampf wiederaufnahm.
    Das Nest erbebte unter den zuckenden Bewegungen der Schlange. Mit Kraft und Geschicklichkeit verstand Mythor es immer wieder, ihren zupackenden Reißzähnen und dem peitschenden Schwanz zu entgehen. Das Gläserne Schwert riss tiefe Wunden.
    Allmählich begannen die Kräfte der Schlange zu erlahmen. Mythor fragte sich, weshalb er noch immer kaum Anzeichen einer beginnenden Erschöpfung bei sich feststellte. Er fühlte sich trotz des heftigen Kampfes frisch wie nach einem lange währenden Schlaf. Als jetzt der Giftstachel auf ihn herabzuckte, trennte er ihn mit einem wohlgezielten Hieb nur eine Handbreit vor dem Schwanzende ab.
    Die Bestie bäumte sich auf. Ihr Schädel raste auf Mythor zu, der breitbeinig stehenblieb und so die stärker werdenden Schwankungen des Bodens ausglich.
    Abermals ließ Alton ein schrilles Wehklagen vernehmen. Mehrmals schlug der Krieger mit kurzen, aber umso heftigeren Bewegungen zu. Er führte sein Schwert mit beiden Händen, und dann hatte er den Kopf vom Rumpf getrennt.
    Eine unsagbare Erleichterung bemächtigte sich seiner, die alle Schmerzen hinwegwischte. Syrina hatte nie existiert, jedenfalls nicht hier, an diesem Ort des Schreckens. Der Zauber ihrer Stimme wurde brüchig. Mythor konnte es nun wagen, in die erlöschenden Augen der Schlange zu blicken. Und er hob Alton und schlug auf die weißen Gebilde ein, die er für Eier hielt. Es war wie ein innerer Zwang, der ihn dazu trieb, die Brut zu vernichten. Armlange Ebenbilder der Riesenschlange krochen zwischen den zerbrechenden Schalen hervor. Mythor hielt erst ein, als auch ihre letzten Zuckungen erstarben. Die Augen des

Weitere Kostenlose Bücher