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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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reißen. Bei den Verkaufsverhandlungen mit Wasiljew wurde mir klar, dass Gezolian nicht alles verkaufte, was er besaß.»
    «Aber warum in aller Welt versteckt er das Zeug in Finnland in der Ruine eines uralten Kuhstalls? Was soll das? Es würde doch niemand annehmen, das Isotop läge schon seit der Sowjetzeit dort? Das Gebiet ist schon so oft untersucht worden.»
    «Vielleicht ist das Gezolians Sinn für Humor, in Kopparnäs sollte ja vor Zeiten ein Atomkraftwerk gebaut werden. Und vielleicht hat er als kleiner Junge in den Ruinen gespielt, auch wenn mir nicht ganz klar ist, wieso er sich auf dem Schussfeld aufhalten durfte. Seit Kopparnäs zum Naherholungsgebiet erklärt wurde, wühlt hier jedenfalls keiner mehr herum.»
    Ich schob eine Hand in Davids Haar und zerwuschelte es. «Trotzdem ein ziemliches Glücksspiel. Wenn ich Gezolian wäre, würde ich das Isotop in irgendeinem Bankschließfach in der Schweiz deponieren. Was passiert jetzt? Wirst du das Isotop mitnehmen?»
    «Nein. Ich habe es bereits da versteckt, wo ich in den letzten Jahren meine eigene Partie aufbewahrt habe, in dem Steinturm an der höchsten Stelle von Råbergen. Es war eine ziemliche Schufterei, und ich konnte nicht wagen, es bei Tageslicht zu tun. Zum Glück hatte ich eine Infrarotlampe und eine gute Schaufel. Als ich im Gelände unterwegs war, habe ich übrigens ein seltsames Brummen gehört. Ich bin sicher, dass auf dem Felsen in meiner Nähe ein Luchs herumschlich.»
    Ich beugte mich über David und küsste ihn. Dann fragte ich ihn nach der Art des Brummens. Seiner Beschreibung nach konnte es sich tatsächlich um einen Luchs gehandelt haben.
    «Und was passiert jetzt?»
    «Wir müssen unseren Plan schmieden. Du hast gesagt, Gezolian kommt zum ersten Mai her.»
    «So hat es geheißen.»
    «Gut! Versuch herauszufinden, ob er sein Versteck überprüft. Am besten wäre es natürlich, wenn du ihn nach Kopparnäs begleiten könntest, zum Beispiel, weil auch Julia mitkommt.»
    «Das wird sie kaum tun. Es macht ihr keinen Spaß, im Wald herumzukrauchen, und es ist noch nicht warm genug, um auf den Uferfelsen zu liegen. Ich verstehe, was du meinst, aber ich muss Gezolian auch davon überzeugen, dass ich wirklich vorhabe, dich ihm auszuliefern, und damit muss ich anfangen, sobald er hier ist. Was in aller Welt soll ich Juri erzählen?»
    David seufzte. «Wir müssen Trankow loswerden.»
    «Du meinst doch nicht etwa, er muss umgebracht werden?» Ich packte David so fest an den Haaren, dass er aufschrie.
    «Natürlich nicht! Aber Rytkönen, der für ihn eingetreten ist, lebt nicht mehr. Könntest du nicht die Abgeordnete Lehmusvuo überreden, dafür zu sorgen, dass Trankow wieder ausgewiesen wird?»
    Helena Lehmusvuo hatte ihr Mandat knapp behauptet, obwohl ihre Partei bei der Wahl eine Niederlage erlitten hatte.
    «Ich möchte Helena nicht in die Sache hineinziehen. Außerdem bereut Juri die Entführung aufrichtig. Sie hat ihm nur Ärger eingebracht.»
    «Könnte Laitio nicht aussagen, dass Trankow Rytkönens Spitzel war? Das würde vielleicht helfen, die Kriterien für Migranten werden doch laufend verschärft. Du hast mir in Leysin gesagt, auf Laitio sei Verlass.»
    «Laitio erzählt keinem mehr ein Wort. Er hat sich erschossen und das Geheimnis um Rytkönens Tod mit ins Grab genommen.» Ich streckte die Beine aus, David setzte sich auf. Er legte beide Hände um mein Gesicht.
    «Er hat sich erschossen? Warum hast du mir nichts davon gesagt?»
    «Dazu bin ich noch nicht gekommen.» Ich begann meine Erzählung mit Laitios Bitte, ihm eine Waffe zu besorgen, berichtete von dem Russischen Roulette in Saunalahti und schließlich von dem Anruf von Laitios Schwiegersohn.
    «Ich weiß nicht, ob er schon beerdigt wurde. Ich habe nirgendwo eine Todesanzeige oder einen Nachruf gesehen, und …» Meine Stimme brach, ich legte den Kopf an Davids Brust und vergoss die Tränen, die bisher nicht hatten kommen wollen. David streichelte mir den Rücken, murmelte zärtliche Worte auf Finnisch, Schwedisch und Estnisch.
    Hör auf zu flennen, schien mir jemand ins Ohr zu brummen. Ich habe gewusst, was ich tue.
    «Das ändert die Lage natürlich», stellte David schließlich fest. «Die Frage ist nur, ob wir Trankow trauen können. Er wäre in vielerlei Hinsicht ein guter Verbündeter, aber was will er letztlich?»
    Ich wusste keine Antwort.
    Wir setzten unseren Spaziergang zum Sandstrand fort, dann gelangten wir über den Uferpfad und die Felsen ans Windmühlenufer. Wir

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