Das Nest des Teufels (German Edition)
bekommt er vielleicht nicht das, was er will.»
«Du meinst Kopparnäs?»
«Ja. Und vielleicht nicht einmal Julia. Ach, wenn die Hochzeit doch schon nächste Woche wäre und nicht erst an Mittsommer! Bis dahin können Julia und ihr Vater es sich noch zigmal anders überlegen.»
Ich fragte mich, was Hannas überraschende Redefreudigkeit ausgelöst haben mochte. Als Nächstes zerdrückte sie mit der Breitseite der Messerklinge einige Knoblauchzehen, die ein berauschendes Aroma verbreiteten.
«Küchenarbeiten gehören zwar nicht zu deinem Job, aber könntest du trotzdem im Gefrierschrank nach der Fleischbrühe suchen? Sie ist in Literpackungen eingefroren. Ich dachte mir, ich koche heute Zwiebelsuppe. Ich habe selbst Appetit darauf, und Usko hat sie immer gern gegessen. Außerdem war sie Satus Leibgericht. Aber Julia macht sich wahrscheinlich nichts daraus.»
«Aus der Zwiebelsuppe oder daraus, dass sie Satu Syrjänens Leibgericht ist?», fragte ich und öffnete die Tür zum Hauswirtschaftsraum, wo der Gefrierschrank stand.
«Aus beidem!», rief Hanna mir nach. «Satu hat heute angerufen, sie hat geweint und gejammert und mich gefragt, wann und wo die Hochzeit stattfindet. Sie sagt, sie will hinkommen und allen zeigen, was ein gebrochenes Herz ist.»
Der Gefrierschrank war ordentlich aufgeräumt, alle Brühen lagen in einem Fach, Gemüse-, Fisch- und Fleischbrühe. Ich trug einen der gefrorenen Würfel in die Küche.
«Ich erzähle dir das, damit du gewarnt bist», fuhr Hanna fort. «Du bist ja wohl für die Sicherheitsfragen bei der Hochzeit verantwortlich. Satu darf auf keinen Fall Zutritt bekommen, am Ende verdirbt sie noch alles. Wird Usko die Vatanens einladen? Die können Ärger machen, vor allem Anne, wenn sie schon bei der Ankunft betrunken ist. Usko mag es nicht, dass man ihm Ratschläge gibt, aber wenn du mit Julia sprechen würdest … Auf mich hört sie ja nicht.»
Hanna warf die Zwiebelwürfel in den Topf und ließ den Saft austreten, bevor sie einen ordentlichen Klacks Butter dazugab. Sie wendete die Zwiebeln ausgiebig und schaltete die Kochplatte auf die niedrigste Stufe. Dann kam ein Schuss Weißwein in den Topf, mit dem sich die Zwiebeln vollsaugen sollten, bevor die Fleischbrühe hinzugefügt wurde. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
«Usko ist zu optimistisch. Er glaubt, wenn er nur den Willen und die nötigen Fähigkeiten mitbringt, ließe sich alles machen. Die lumpigen Politiker und Leute wie Julias Vater finden immer jemanden, den sie ausnutzen können. Und Usko mag es, Freunde zu haben.»
«Ich dachte immer, dass umgekehrt Syrjänen die Politiker ausnutzt. Er stockt ihre Wahlkasse auf, damit die Bebauungspläne nach seinen Wünschen geändert werden. Und war sein früherer Geschäftspartner, dieser Wasiljew, der bei der Explosion der Jacht umgekommen ist, nicht ein äußerst zwielichtiger Typ? Du hast wohl auch damals schon für Usko gearbeitet.»
Nun war die Fleischbrühe an der Reihe. Hanna ließ den gefrorenen Würfel direkt in den Topf fallen und zerkleinerte ihn mit einem Metallspatel. Sie ging so geschickt mit ihrem Küchenwerkzeug um, dass ich den Eindruck hatte, sie könnte es für alle möglichen Zwecke verwenden.
«Ja, ich arbeite schon seit mehr als zehn Jahren bei Syrjänen. Warum auch nicht, das Gehalt ist so gut, dass ich jeden Monat zwei Tausender für die Rente beiseitelegen kann, weil ich keine Miete und praktisch auch nichts für das Essen zahle, wofür das Finanzamt mir natürlich Steuern aufbrummt. Ich brauche nur noch zehn Jahre zu arbeiten, dann kann ich irgendwohin ziehen, wo es warm ist und man billig lebt. Und auch wenn manche von Syrjänens Bekannten zwielichtig sind, haben wir immerhin auch Ministerpräsidenten und Kommerzienräte zu Besuch gehabt, und die eine oder andere ehemalige Miss Finnland. Glaubst du, die Skandalzeitungen hätten mir keine Angebote gemacht? Erst vorgestern bin ich wieder gebeten worden, Turtelfotos von Usko und Julia zu machen. Ich habe gesagt, so viel kann mir gar keiner bezahlen, dass ich mich für so etwas hergeben würde. Ich will mich auch morgen noch im Spiegel ansehen können.»
Hanna machte eine Pause und drehte die Kochplatte auf die zweithöchste Stufe. Dann wandte sie sich wieder zu mir um.
«Was mich interessieren würde: Hast du herausgefunden, wer Usko das Promazin verabreicht hat? Julia scheint Juri die Schuld zu geben, aber der hat sicher nichts damit zu tun. Hatte Frau Vatanen nicht die Finger im Spiel, als
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