Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
zurückgekehrt.»
    «Du genießt offenbar das Vertrauen des jetzigen Herrschers über dein jetziges Land, da du sogar zum Diplomaten aufgestiegen bist.»
    «Der Präsident meines Landes und ich sprechen die gleiche Sprache. Es ist ein Zeichen großer Weisheit, die richtigen Verbündeten zu wählen. Vergiss das nicht, Hilja Ilveskero.» Gezolian drückte meine linke Hand. Dann lenkte er die Maschine wieder nach Westen. Ich sah, dass neben der Sommerhütte in Torbacka, die ich einmal gemietet hatte, ein prachtvoller Neubau entstanden war. Mit dem Waldfrieden war es also vorbei, mein Heimweh nach dieser Hütte konnte ich vergessen.
    Auf dem Rückweg nahm der Wind zu, er blies uns entgegen und ließ die Maschine zeitweise so hüpfen, dass mir abermals übel wurde. Ich wusste, dass die Landung die gefährlichste Phase des Flugs war. Würde Gezolian versuchen, mir bei dieser Gelegenheit Schaden zuzufügen? Aber nein, wir setzten so weich auf dem trockenen Boden auf, dass Charterpassagiere applaudiert hätten. Insgeheim spendete ich mir selbst Beifall dafür, dass ich mich nicht durch Erbrechen blamiert hatte. Gezolian stieg zuerst aus. Meine Hände zitterten, als ich den Sicherheitsgurt löste, und meine Beine waren so wacklig, dass ich kaum aufstehen konnte. Schwerfällig sprang ich aus der Maschine und füllte meine Lunge mit frischer Luft.
    Ich wusste nicht recht, ob ich mich als Judas oder als Petrus fühlen sollte, obwohl ich David ja nicht wirklich verriet und auch die dreimalige Verleugnung nur Theater war. Gezolian machte seine Maschine klar, ich hatte also Zeit, mich vor der Rückfahrt zu erholen. Es war ein gutes Gefühl, das Steuer zu übernehmen.
    «Und der Friedhof?», fragte ich, als Gezolian mich anwies, von der Kopparnäsintie in Richtung Helsinki abzubiegen.
    «Lass nur. Meine Schwester hat keinen Grabstein bekommen, sondern nur ein Holzkreuz, und das ist längst vermodert. Wir bauen in Kopparnäs eine Kapelle, die werde ich nach ihr benennen. Dann hat sie ein anständiges Denkmal. Wenn Usko den finnischen Politikern nur endlich Dampf machen würde! Manchmal habe ich den Eindruck, dass er weniger Einfluss hat, als er behauptet. Wie siehst du das, Hilja?»
    Ich antwortete nicht, und wir schwiegen bis Kirkkonummi. Es wunderte mich, dass Gezolian mir keine genaueren Anweisungen gab, wie ich mit David verfahren sollte, aber vielleicht hatte auch er noch keinen Plan. An sich war es kein Problem, im Gebiet von Kopparnäs eine Leiche verschwinden zu lassen. Syrjänen besaß ein schnelles Boot, und Betonklötze waren leicht zu beschaffen. Die Ostsee hatte David schon einmal beinahe verschlungen. Vielleicht würde es ihm sogar gefallen, in seinem geliebten Segelrevier die letzte Ruhe zu finden.
    Ich schob den Gedanken beiseite. Zur Hochzeit würden eine ganze Menge von Gezolians Leuten kommen, neben Lescha auch andere Bodyguards und Vasallen. Gezolians Ziel war es, David umzubringen, aber was wollte David? Er hatte immer wieder davon gesprochen, er wolle herausfinden, woher die Isotope stammten. Wenn Gezolian noch größere Bosse oder seinen eigenen Staat bestahl, half ihm auch seine diplomatische Immunität nicht mehr. Aber würde David die Interessen eines Diktators vertreten?
    In Långvik waren Leute von einem Gärtnereibetrieb eingetroffen, die den Garten für die am nächsten Tag erwarteten Gäste herrichteten. Plötzlich schmückten Tulpen den Rasen, neben der Garage wurde ein Rosenstrauch gepflanzt, der natürlich noch nicht einmal Knospen hatte. Hanna putzte mit Juris Hilfe die zum Meer gehenden Fenster der Villa und lachte, als Juri es fertigbrachte, sich den Inhalt des Wassereimers über die Hose zu kippen.
    «Da habe ich ja einen tollen Helfer!», schnaubte sie, doch es klang nicht boshaft. Wenn Hanna unter den Mitgliedern des Haushalts eines hätte wählen müssen, auf dessen Seite sie stand, wäre ihre Wahl auf Juri gefallen. Ob sie dadurch zu meiner Freundin oder Feindin wurde, wusste ich nicht zu sagen.
    Da Hanna das Abendessen vorbereiten musste, bat Juri mich, ihm beim Putzen der Dachfenster im Atelier zu helfen. Die großen, auf das Meer hinausgehenden Fenster waren im Prinzip selbstreinigend, aber Vögel, die dagegengeprallt waren, hatten Spuren hinterlassen. Ich musste zwangsläufig daran denken, was Mike Virtue sagen würde, wenn er sehen könnte, wofür ich diesmal meine Ausbildung verwendete. In Gedanken streckte ich ihm über den Atlantik hinweg die Zunge raus.
    Juri meinte, die Fenster

Weitere Kostenlose Bücher