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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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stellte den noch halbvollen Teller auf einen Beistelltisch und wandte sich zu mir.
    «Fräulein Ilveskero, was für eine Überraschung! Ich dachte, du bist vielleicht gar nicht in Finnland.» Mike streckte mir die Hand hin, und ich ergriff sie. Sein Händedruck war überraschend schlaff, ich hatte eine Schraubzange erwartet.
    «Meine Pläne waren lange ungewiss.»
    «Trotzdem hast du dich im Voraus zu diesem Seminar angemeldet?»
    «Das hat mein Arbeitgeber getan.»
    «Hast du heute Abend schon etwas vor? Morgen fliege ich nämlich nach Ivalo, ich möchte Lappland und die Überwachung der Grenze zwischen Finnland und der Nato kennenlernen.»
    Mein Abendprogramm beschränkte sich darauf, Julia ins Fitness-Center zu begleiten, aber das würde vor dem Abendessen erledigt sein. Mike schlug einen Drink «in dieser Aussichtsbar» vor. Er sagte, er habe das Hotel Torni gewählt, weil es nach dem Krieg als Sitz der Alliierten Kontrollkommission gedient hatte.
    «Die Abhöranlagen sind bestimmt längst abgebaut», bemerkte ich.
    «Neue sind schnell installiert. Wann kannst du kommen?»
    «Vielleicht gegen halb acht.»
    «Lass deine Wut zu Hause», befahl Mike und schenkte mir das Lächeln, das in der Regel für Schüler reserviert war, die ihre Aufgabe besonders erfolgreich erledigt hatten. Ich ärgerte mich, als ich merkte, dass ich zurücklächelte.
    Im zweiten Teil des Seminars schaltete ich ab, obwohl die Sicherheit von Atomkraftwerken ein gewichtiges Thema war. Woher hatte Gezolian seine Isotope? Was würden die Seminarteilnehmer wohl sagen, wenn sie wüssten, dass in etwa fünfzig Kilometern Entfernung genug SR - 90 versteckt war, um die ganze Hauptstadtregion unbewohnbar zu machen?
    «Was ist los mit dir?», fragte Julia, als wir im Fitness-Center an benachbarten Geräten trainierten, die der Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur dienten.
    «Wieso?»
    «Tu nicht so. Du schiebst die Gewichte weg, als wolltest du ihnen etwas antun.»
    Ich lieh mir die stumme Antwort aus Julias Repertoire: Ich zuckte die Achseln. Bisher hatte ich geglaubt, dass Julia mich kaum beachtete, solange ich tat, was sie mir sagte. Das hatte mir bestens gepasst, wir hatten wirklich nicht die Absicht, Freundinnen zu werden.
    «Ich brauche heute einfach ein härteres Training.»
    Damit gab sich Julia zufrieden, umso mehr, als sich in Sichtweite am Kabelzug ein kakaobrauner, lockenköpfiger Mann einfand, dessen enge Sportkleidung nicht nur seine Muskeln, sondern auch die schwellenden Adern erkennen ließ. Julia verschlang ihn mit den Augen. Wie würde Syrjänen auf einen Liebhaber reagieren? Am Ende würde ich Julia noch vor meinem Arbeitgeber schützen müssen. Auf wessen Seite würde ich dann stehen, auf der meiner Schutzbefohlenen oder desjenigen, der mich für ihren Schutz bezahlte?
     
    Ich kleidete mich noch eine Spur damenhafter als zum Seminar: Der Hosenanzug war derselbe, doch dazu trug ich eine tiefausgeschnittene Bluse, hochhackige Schuhe und ein für meine Verhältnisse ungewöhnlich starkes Make-up. Julia musterte mich, als ich aus meinem Zimmer kam, sagte aber nichts, sondern ging zum Abendessen ins Speisezimmer. Es roch nach Spargel. Ich nahm eine Banane mit und aß sie unterwegs. Im Lift zur Bar konnte ich mir die Lippen nachziehen.
    Mike war nicht in der Atelier-Bar, doch ich entdeckte ihn auf dem westlichen Balkon. Er hielt ein Sektglas in der Hand. Aus der Farbe des Getränks schloss ich, dass es sich um einen Bellini handelte. Wir schüttelten uns die Hand, dann fragte er, was ich trinken wolle.
    «Dasselbe wie du, wenn es nicht allzu scheußlich schmeckt.»
    «Es enthält ein bisschen Alkohol, ist dir das recht?»
    «Ich bin heute nicht mehr im Dienst.»
    Bevor Mike in den Saal ging, um meinen Drink zu holen, stellte er sein Glas auf den Tisch neben dem Geländer. Wollte er mich testen, indem er es in meiner Reichweite stehen ließ, oder war es ein Vertrauensbeweis? In Queens hatte er uns immer wieder darauf hingewiesen, wie leicht es passieren konnte, dass sich jemand an den Speisen und Getränken eines Schutzobjekts zu schaffen machte.
    Andererseits hätte Mike selbst etwas in mein Getränk schütten können, denn im Gedränge hatte ich ihn nicht immer im Blick. Aber warum sollte er das tun? Er brachte mir ein Glas, nahm seins vom Tisch, und wir tranken uns zu.
    «So sieht also deine derzeitige Heimatstadt aus», sagte Mike und ließ den Blick über das Panorama von Helsinki schweifen. «Viel Grün und ein Hafen mitten in der

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