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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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dem Arbeitsvertrag hast du dich dazu verpflichtet. Du hast doch gesagt, du wusstest nicht, wer ihr Vater ist, als du den Job angenommen hast. Hattest du vielleicht noch einen anderen Grund, dich in das Umfeld von diesem Syrjänen zu begeben?»
    Die Kopparnäs-Unterlagen, die David mir gegeben hat, piepste es in meinem Kopf, doch ich brachte die Stimme mit einem Bissen Zander an Morchelsauce zum Schweigen.
    «Die Arbeit im Restaurant war mir einfach zu langweilig geworden», murmelte ich. «Koste mal von den Pilzen, sie sind wirklich ungefährlich.»
    Ich hatte mich jahrelang darauf verlassen, dass Mike immer wusste, was richtig war. Natürlich hatte er auch diesmal recht. Ganz gleich, was David plante, ich durfte Julias Sicherheit nicht gefährden. Das mussten wir bei unseren Überlegungen berücksichtigen.
    «Wann bist du zuletzt glücklich gewesen, Hilja?», fragte Mike plötzlich. In Davids Armen, wäre die richtige Antwort gewesen. Doch ich sprach sie nicht aus.
    Mein Handy klingelte. Ich hatte es nicht stummgeschaltet, weil ich Mike demonstrieren wollte, dass Julia mich jederzeit erreichen konnte. Die Nummer auf dem Display war nicht ihre, aber ich kannte sie dennoch. Sie gehörte Kari Suurluoto, dem Vetter meines Vaters, daher bat ich Mike um Entschuldigung und meldete mich.
    «Hallo, Hilja, Kari Suurluoto hier. Hör mal, Keijo hat mich schon dreimal angerufen und nach deinen Kontaktdaten gefragt. Er sagt, er will sich unbedingt mit dir in Verbindung setzen und klären, was damals passiert ist. Er ist bedingt entlassen worden. Ich habe ihm natürlich nicht erzählt, dass wir in Kontakt stehen. Aber ich glaube, du solltest auf der Hut sein.»

26
    «Schlechte Nachrichten?», fragte Mike, als ich Kari für den Hinweis gedankt und hinzugefügt hatte, ich könne im Moment nicht ausführlicher mit ihm sprechen. Ich nahm mir von den Morcheln und wünschte mir, mein Vater hätte vergessen, dass man die Pilze zweimal kochen musste, und würde sie roh essen.
    «Informationen über meinen Vater», antwortete ich schließlich. «Er hat nach all diesen Jahren Freigang bekommen und versucht jetzt, mich zu erreichen.»
    «Wann hast du ihn zuletzt gesehen?»
    «Als er meine Mutter getötet hat.»
    «Du hast ihn also kein einziges Mal zu Gesicht bekommen, seit er verhaftet wurde?»
    «Warum sollte ich? Er hat mich gezeugt, aber sonst verbindet uns nichts. Vor zehn Jahren ist er aus dem Psychiatriegefängnis ausgebrochen, hat ein junges Mädchen vergewaltigt und meiner Überzeugung nach auch meinen Onkel Jari ermordet, wofür es allerdings keine Beweise gibt. Mit diesem Teufel will ich nichts zu tun haben.»
    Ich senkte den Blick, weil ich Mikes Miene nicht ertrug. «Teufel? Ich habe dich doch gelehrt, dass man Bedrohungen und Feinde kennen muss. Würdest du ihn überhaupt wiedererkennen, wenn er jetzt zur Tür hereinkäme? Ich meine nicht nur sein Äußeres. Ist dein Vater wirklich der Dämon, zu dem du ihn in deiner Vorstellung gemacht hast?»
    «Ganz bestimmt! Sprich nicht über Dinge, von denen du nichts weißt. Du warst weder bei der Blutlache in Lappeenranta noch in der Stube in Tuusniemi, wo er eine Siebzehnjährige gewaltsam entjungfert hat.»
    Mike drückte die Zitrone über seinem Zander aus und aß ein paar Stücke, bevor er konzentriert und ruhig antwortete.
    «Dafür habe ich aber etliche Verbrecher mehr gesehen als du. Ich habe mehr als dreißig Jahre beim FBI und beim Geheimdienst gearbeitet, bevor ich die Sicherheitsakademie gründete. In dieser Zeit habe ich über hundert Mörder festgenommen und Dutzende von Menschen, die ein Attentat planten. Aber als Teufel würde ich keinen von ihnen bezeichnen.»
    «Eine ziemlich unamerikanische Haltung. Was sagst du denn zu Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi?»
    «Vergleichst du deinen Vater mit den beiden?»
    «Er hat meine Mutter getötet! Ich war damals erst vier. Ich habe nur bruchstückhafte Erinnerungen an ihn.»
    Ich lehnte mich zurück, denn plötzlich hatte ich das Gefühl, dass Mike wieder versuchte, mich in irgendeine Richtung zu lenken. Ich wollte sein Mitleid nicht. Er sollte mir einfach sagen, ich sei eine taffe Frau, die auch mit den schlimmsten Situationen fertig wurde.
    «Es war natürlich leicht zu begreifen, warum du dich an der Sicherheitsakademie beworben hast. Du wolltest lernen, deine Angehörigen und dich selbst zu beschützen. Oder ging es dir vielleicht in erster Linie darum, einen Weg zu finden, wie du dich vor dem Monster schützen kannst,

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