Das Nest des Teufels (German Edition)
recht, ihn nach Kopparnäs zu begleiten. Wenn er aufgewühlt war, würde ich ihm die Informationen entlocken können, die ich brauchte.
Ich selbst war ja auch nicht einfach so über Rytkönens Tod hinweggekommen, obwohl ich am Anfang vor allem erleichtert gewesen war, dass Laitio und ich überlebt hatten. Danach hatte ich hauptsächlich über Laitios Vertuschungsoperation nachgedacht, deren Gelingen mir unmöglich erschien. Laitio war jedoch dickfellig, und offenbar hatte die Polizei von Länsi-Uusimaa, die für die Ermittlungen zuständig war, herausgefunden, dass er tatsächlich mit Rytkönen im Clinch gelegen hatte, seit dieser den Dienst bei der Zentralkripo angetreten hatte. Aber wenn die Polizei gründlich genug ermittelte, würde sie die Verbindung zwischen Juri und Rytkönen entdecken, und von Juri führte die Kette weiter zu mir. Am schlimmsten wäre es, wenn ein investigativer Journalist den Fall aufgriff. Verschwörungstheorien faszinierten das breite Publikum.
«Vielleicht ginge es am Montag? Am Wochenende sind zu viele Menschen in Kopparnäs, Skiläufer und Eislochangler. Unter der Woche ist es ruhiger. Ich frage Julia nach ihren Plänen. Wenn sie hierbleibt, kann ich dich begleiten.»
«Danke.» Juri umarmte mich und legte den Kopf auf meine Schulter. Wir waren fast gleichgroß. Ich sagte mir, dass er im Grunde nur ein kleiner Junge war, dem die Dinge über den Kopf wuchsen, und schaffte es beinahe, Mitleid mit ihm zu haben.
Das Wochenende verlief zunächst ruhig, wenn man von der heftigen Spannung absah, die zwischen Julia und der Frau von Syrjänens Jugendfreund Jukka Vatanen herrschte. Anne Vatanen hatte bereits Syrjänens erste Frau gekannt und über ihren Tod getrauert, und am Samstagabend hörte ich mit halbem Ohr, wie sie Syrjänen Vorwürfe machte, weil er seine zweite Frau Satu wegen dieses Russenflittchens verlassen hatte. Julia war nicht dabei, sie hatte über Kopfschmerzen geklagt und sich früh zurückgezogen.
«Anne, sprich bitte nicht in diesem Ton über meine zukünftige Frau!» In der Regel war Syrjänen die Freundlichkeit in Person, doch nun klang seine Stimme scharf. Ich schlich mich näher an das Kaminzimmer heran, wo sich die Szene abspielte. Vielleicht hatte ich Syrjänen unterschätzt und zu Unrecht für leicht lenkbar gehalten.
«Du musst doch einsehen, dass dieses Weibsstück es nur auf dein Geld abgesehen hat!», erwiderte die Frau. Ich spähte vorsichtig durch den Türspalt und überlegte dabei, wie ich mich herausreden könnte, wenn ich beim Lauschen erwischt wurde.
«Julia ist selbst wohlhabend, sie braucht mein Geld nicht», wandte Syrjänen ein.
«Das ist doch nicht ihr eigenes Geld. Sie hat es von ihrem ersten Mann geerbt. Und wie steht es um den Tod dieses Mannes? Bist du sicher, dass Julia da nicht nachgeholfen hat?», beharrte Anne.
Ein Stuhl polterte, dann hörte ich Syrjänens wütende Stimme: «Wie kannst du es wagen, derartige Andeutungen zu machen! Ich muss dich bitten, mein Haus sofort zu verlassen!»
«Beruhige dich, Usko. Wir haben beide zu viel getrunken, um jetzt noch Auto zu fahren. Am besten schlafen wir eine Nacht darüber. Komm, Anne!» Die Stimme gehörte Herrn Vatanen. Schritte näherten sich der Tür, ich zog mich eilig zurück und tat, als habe ich den Flur gerade erst betreten. Annes Gesicht war rot vor Zorn, ihr Mann schüttelte den Kopf.
«Du musst dich bei Usko entschuldigen», sagte er und ging an mir vorbei, als wäre ich ein Möbelstück.
«Den Teufel werde ich tun! Das Weib ist eine geldgierige Hure, und Usko wird schnell genug merken, dass er sich fürchterlich geirrt hat.»
Der Mann holte aus, um seine Frau zu schlagen. Ich trat instinktiv dazwischen, packte Jukka Vatanens Arm und drehte ihn auf den Rücken. Er war kleiner als ich und so überrascht, dass er sich nicht wehrte. Als Anne aufschrie, eilte Syrjänen herbei.
«Was geht denn hier vor?»
«Ich tue nur meine Arbeit. Ich habe diesen Herrn daran gehindert, seine Frau zu schlagen. Wir wollen doch keine Prügeleien im Haus, oder?»
Ich ließ den Mann los, doch Anne brüllte weiter: «Das geht nun wirklich zu weit! In diesem Haus wird man überfallen! Was ist bloß in dich gefahren, Usko?»
Syrjänen gab keine Antwort. Sein Freund schüttelte den Arm aus und sah mich verwundert an. «Wer ist denn die Amazone?»
«Ilveskero, Julia Gerbolts Leibwächterin», stellte ich mich vor.
«Das Weib braucht eine Leibwächterin!», zischte Anne so heftig, dass mir
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