Das Nest des Teufels (German Edition)
Speicheltröpfchen gegen die Brust sprühten. Ich betete mir Mike Virtues Worte vor. Ein Bodyguard darf sich nicht aufregen, er muss über der Situation stehen und sich beherrschen. Ich hatte Anne vor Schlägen bewahrt, aber sie beschimpfte mich mit denselben Worten, die sie vorher für Julia verwendet hatte, und ihr Mann zerrte sie durch den Flur zum großen Gästezimmer.
Syrjänen sah mich fragend an. «Hat Jukka Anne geschlagen?»
«Er holte gerade aus, als ich dazukam und ihm in den Arm fiel.»
«Ich begreife nicht, was in die Frau gefahren ist. Früher war sie nicht so. Erzähl Julia nichts davon, es würde sie nur verletzen. Anne und Satu, meine zweite Frau, waren eng befreundet. Satu hat Anne wohl gegen Julia aufgehetzt.»
Ich vermutete, dass Annes Schmähungen Julia kaltgelassen hätten. «Hat Jukka die Angewohnheit, seine Frau zu verprügeln? Sollten wir die beiden in getrennten Zimmern unterbringen? Wenn Anne in deinem Haus etwas passiert, könnte es unangenehme Schlagzeilen geben.»
Syrjänen seufzte. «Wahrscheinlich hast du recht. Wenn Anne betrunken ist, kann sie sehr anstrengend sein. Am besten trinke ich mit Jukka noch ein Gläschen, bis sie eingeschlafen ist. Es ist schade, alte Freunde zu verlieren, aber für Julia tue ich alles. Danke, Hilja», schloss Syrjänen, und mit dem Wort «danke» befahl er mir zugleich, mich zurückzuziehen. Am Ende des Flurs blickte ich mich noch einmal um. Syrjänen stand immer noch an derselben Stelle und wischte sich über das Gesicht. Ich konnte nicht erkennen, ob die Tropfen Schweiß oder Tränen waren.
Als ich am nächsten Morgen vom Joggen am Meer zurückkam, war der Wagen des Ehepaars verschwunden. Julia und Syrjänen schliefen noch, sagte Hanna, die sich über den frühen Aufbruch der Gäste wunderte.
«Sie wollten nicht einmal Kaffee, obwohl vor allem die Dame aussah, als könnte sie einen brauchen. Syrjänen wird wegen seiner neuen Liebe wohl noch viele Freunde verlieren. Aber ein erwachsener Mann muss ja wissen, was er tut.» Hanna wischte die Spüle ab, die ohnehin bereits glänzte. Ich ließ mich nicht zum Tratschen verleiten. Kurz darauf kam Juri zum Frühstück, und Hanna wuselte um ihn herum, schmierte ihm Brote und bereitete Rührei zu. Ich erzählte Juri, dass die Gäste früher als erwartet aufgebrochen waren und Julia daher wahrscheinlich nach Helsinki zurückfahren würde.
«Und unser Ausflug?», fragte Juri. Er schien keinen Appetit zu haben: Das Brot lag noch unberührt auf dem Teller, und im Rührei stocherte er nur herum.
Da stürzte Julia in die Küche, in einem dünnen Seidennachthemd, das gerade bis zu den Oberschenkeln reichte. Ihre Haare waren zerzaust, ihre Augen erschrocken aufgerissen.
«Helft mir! Ich kriege Usko nicht wach!»
Ich war als Erste oben, Hanna und Juri rannten mir nach. Syrjänen lag bäuchlings im Bett. Ich rüttelte ihn. Keine Reaktion. Er atmete gleichmäßig, aber schwer. Sein Puls ging langsam. Ich brachte ihn in die Seitenlage und vergewisserte mich, dass die Atemwege frei waren.
«Nimmt er Schlafmittel?», fragte ich Julia, die zitternd im Zimmer stand.
«Manchmal … Wegen Zeitverschiebung und so.»
«Welche? Wo bewahrt er seine Medikamente auf?» Wieder rüttelte ich Syrjänen, doch er schlief weiter.
«Hanna, ruf einen Krankenwagen! Sag, dass wir eine Zusammenwirkung von Alkohol und Schlaftabletten vermuten. Nimmt Usko irgendwelche anderen Medikamente?»
«Ich weiß nicht. Ist es das Herz?»
Julias erster Mann war an einem Herzinfarkt gestorben, insofern war ihre Frage verständlich. Ich ging ins Badezimmer und schaute in den Spiegelschrank. Kopfschmerztabletten, Viagra, ein Mittel gegen Sodbrennen. Davon konnte wohl nichts zu Bewusstlosigkeit führen. Syrjänen war am Abend nicht sehr betrunken gewesen, aber womöglich hatte er mit seinem Freund noch lange weitergebechert.
«Um welche Zeit ist Usko zu Bett gegangen?», fragte ich Julia.
«Das weiß ich nicht. Ich habe schon fest geschlafen. Ich konnte diese unangenehmen Leute nicht ertragen.»
Hanna gab am Telefon Fahranweisungen. Der Krankenwagen würde von Kirkkonummi aus etwa zwanzig Minuten brauchen. Ich hatte flüssige Aktivkohle in meiner Erste-Hilfe-Tasche, aber um sie schlucken zu können, musste Syrjänen wach sein.
Plötzlich verkrampfte sich Syrjänens Körper, und er schlug die Augen auf. Er würgte, erbrach sich aber nicht.
«Usko? Weißt du, wo du bist?», fragte ich, doch die Augen fielen ihm schon wieder zu. Ich tastete nach
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