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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Vergleichs-möglichkeit fehlte.

    Das einzige, was wir ihnen nicht beibringen konnten, war das Gefühl einer Naturverbundenheit; sie hatten ja mein Schiff noch nie verlassen. Aber dazu war später noch Zeit.
    George und ich spekulierten oft darüber, wie die Entwicklung der Kolonie verlaufen wäre, wenn die Erziehung der Zweiten auch so gründlich gewesen wäre, wenn die Eltem eine so enge, ständige Beziehung zu ihren Kindern während der formativen ersten beiden Jahre aufrechterhalten hätten wie wir.
    Aber schließlich — alles Gute hat einmal ein Ende — warnte mich der Summer, daß es Zeit war, an andere Dinge zu denken.
    Sofort war die alte Nervosität wieder da, der Druck im Magen, die Angst, dieses namenlose, gestaltlose Gefühl, das jede denkende Kreatur irgendwann einmal kennenlernt: die Angst vor dem Unbekannten.
    Sehr bald würde sich das Schicksal, die ganze Zukunft einer Rasse entscheiden, wußten wir, und es gab keine Möglichkeit, die bevorstehende Entwicklung vorauszusehen. Wie würde Moses reagieren? Wie Seiglein?
    Inzwischen hatten wir den Graswuchs für eine Weile beschleunigt, den Überschuß zu Heu trocknen lassen und das Heu zu Ballen gebunden. Diese Kissen sollten die Stöße des L-Sprungs mildem und sie erträglicher machen als bei der Reise zur Station.
    »Fahren wir jetzt nach Patmos?« fragte mich Eva erwartungsvoll.
    Ich nickte. »Ja. Ich hoffe, Eva.«
    Sie erinnerten sich an den ersten L-Sprung, den sie erlebt hatten, und wir brauchten sie nicht zu überreden, sich festzuhalten und mit Heuballen abzupuffem. Ich leitete den L-Sprung ein, und wir überstanden ihn mit nur kleinen, rasch heilenden Beulen und Schrammen.
    Wir hielten die Temperatur bei etwa ein Grad Celsius. Das erschien mir aus Sicherheitsgründen notwendig, verlangsamte aber auch den Nachwuchs unserer Nahrung. Ich hoffte, daß wir uns darüber nicht mehr lange Sorge zu machen brauchten.
    Die Kälte und die Aufregung ließen uns alle anderen Probleme vergessen, und wir machten uns auch kaum Gedanken über den bevorstehenden Schock, wenn wir den L-Sprung wieder abbrachen.
    Ich schaltete die Scanner des Schiffes auf volle Rundumsicht.

    Wir waren noch immer ein gutes Stück von Patmos entfernt, zu weit, um den Planeten ausmachen zu können, aber ich würde den Funkverkehr der Seiglein-Schiffe registrieren, wenn sie in unsere Nähe kamen. Aber sie waren noch nicht da, und ich mußte überlegen, wie lange wir diese Kälte ertragen konnten, während wir auf sie warteten.
    Ich machte eine Positionsbestimmung und stellte fest, daß wir wahrscheinlich schon in Moses' Rezeptor-Reichweite waren. Ich machte rasch eine Kurskorrektur, durch die wir etwas mehr Distanz zwischen uns brachten, und schaltete die Sensoren auf die höchste Empfindlichkeitsstufe, damit ich von dem Computer nicht noch einmal überrumpelt werden konnte.
    »Wie lange wird es noch dauern?« fragte mich George besorgt.
    »Keine Ahnung. So wie ich den jungen Seiglein kenne, hat er sich bestimmt Zeit gelassen, um seine Lieblingsjournalisten von Presse und Creativision an Bord zu holen. Wenn der Knabe schon einmal aus seinem Bau herauskommt, dann mit Musik und Fanfaren.«
    Ham sah mich an. »Du magst sie nicht sehr, stimmt's?«
    »Die Seigleins? Kaum.«
    »Nein, nein«, sagte er unschuldig. »Ich meine, die Menschen.«
    Drei Tage später faßten die Sensoren drei Objekte auf, die gerade den L-Sprung verließen. Es wurde auch Zeit. Wir litten scheußlich unter der Kälte, hatten wenig geschlafen, und die sparsame Ernährung von dem Heu machte uns nur noch hungriger.
    Die drei Schiffe — zwei Standard-Zerstörer der Marine, und ein Monster, das nur die Courrant sein konnte — flogen in eng geschlossener Formation auf Patmos zu.
    Etwas nervös versuchte ich Feuerkraft und Reichweite der Courrant zu schätzen. Die kleinen Babys hatte ich schon einige Male zwischen die Zähne genommen, aber von diesen Monstern gab es nur wenige Exemplare, und ich hatte noch nie eins aus der Nähe gesehen.
    »Ich wünschte, wir könnten sehen, was da vor sich geht«, beschwerte sich Eva, und ich mußte ihr zustimmen. Aber da gab es kaum etwas, das in meiner Hand lag — ungeachtet der Tatsache, daß ein Laie vielleicht anderer Meinung sein könnte, bestand die Verbindung mit meinem Computer und meinem Schiff nicht in einer Art Telepathie, sondern war eher eine Symbiose, in vieler Hinsicht so komplett und vollkommen wie die zwischen dem Virus und den Chozen. Mit Hilfe der Sensoren konnte

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