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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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sterben sollte.
    Ich setzte mich mit dem Computer in Verbindung und sagte ihm, was ich wollte, und er stellte sofort eine Verbindung mit der Station her.
    Die einzige Schwierigkeit bestand darin, daß ich nicht vor der Kamera sein konnte, wenn ich die Nachricht über den Schiffs-Computer durchgab. Also schickte ich George in die Station, um in die Linse der Kamera zu lächeln. Sie würden den Unterschied sicher nicht merken.
    Wieder erzählte ich die Geschichte, wieder verlor ich kein Wort über die anderen hier, und auch nicht über meine Gefühle, über meine Entfremdung von den Menschen. Ich wollte, daß Moses zerstört wurde, und nur sie waren dazu in der Lage.
    Danach aßen wir etwas und gingen dann schlafen. Unser Le-bensrhythmus richtete sich jetzt nach den Menschen — und nach der Station.
    Die zweite Antwort unterschied sich wesentlich von der ersten, und sie war um eine Stunde verspätet.
    »Hollidayl« sagte eine Stimme, die mir schrecklich, böse, widerlich erschien. »Dies ist — um es gelinde auszudrücken — starker Tobakl Dieses . . . diese Kreatur sind wirklich Sie?« Die Stimme schwieg ein paar Sekunden lang, und fuhr dann fort:
    »Jetzt werden wir bestimmt ein Schiff zu Ihnen schicken! Daß ein alter Computer... es ist wirklich kaum zu glauben, wenn wir nicht Ihr Bild gesehen hätten . . . «
    Wieder eine Pause. Die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor, auch wenn sie fremd klang. Die Stimme — eine Frauenstimme, erkannte ich nun — fuhr fort: »Also, wir starten sofort, erst zu Ihrer Station, und dann nach Patmos, um diese Situation zu klären. Warten Sie auf uns.«
    Damit Seiglein eine Herde neuer Schoßtiere in Besitz nehmen konnte?
    Ohne mich!
    Plötzlich erkannte ich die Stimme. Früher hatte ich sie als sehr angenehm empfunden, sogar als hübsch, obwohl ich mir das jetzt kaum noch vorstellen konnte.
    Es war die Stimme von Olag 4516 Brosnyak.
    Ich versuchte mich an sie zu erinnern, mir das Bild der Frau ins Gedächtnis zurückzurufen, die ich vor zwei Jahren verlassen hatte. Aber ich schaffte es nicht. War auch unser Erinnerungsvermögen dem Umwandlungsprozeß zum Opfer gefallen? fragte ich mich.
    Oh, ich erinnerte mich natürlich an ihr Aussehen, an die ganze Affäre, von der wir beide wußten, daß sie nur bis zum nächsten Einsatz dauern konnte. Sie gehörte zu sehr der Corporation, und ich gehörte zu sehr mir selbst.

    Ich löschte die Erinnerung. Sie war nicht wichtig. Die Antwort war wichtig, und ich begann sofort, sie zu formulieren.
    »Schön, wieder von dir zu hören, Olag«, sagte ich. »Ja, das erste intelligente, nichtmenschliche Wesen, mit dem die Menschheit in Verbindung tritt, bin ich. Hör zu, Schatz, ich möchte, daß du alles richtig verstehst. Entschuldige, wenn ich dich an unser Gespräch erinnere, bei dem ich dir sagte, daß ich an nichts mehr glauben könne, am wenigsten an die Corporation. Ihr habt meine Koordinaten. Ich werde wieder fünfzehn Stunden lang auf eure Antwort warten, und dann — ohne Rücksicht auf ihren Inhalt — gehe ich zurück nach Patmos. Sei nicht so entsetzt über mein Aussehen. Sieh dir doch die Gesichter der Menschen an, in deinem Haus, in deinem Büro, die in ihre Creativisions-Geräte starren und vitaminhaltige Nahrungswürfel kauen. Die Leute auf Patmos reden zumindest noch miteinander, und das Gras wachsen zu sehen, ist mindestens so konstruktiv wie das Starren in die Glotze. Auf bald!«
    Ich schaltete den Ton ab, und George drückte auf den Auslöseknopf. Kurz darauf fühlte ich einen leichten Stoß und wußte, daß das Projektil unterwegs war.
    Wir brachten wieder einen kompletten Essen-Schlafen-Zyklus hinter uns, bevor die Antwort eintraf. Dieses Mal kam sie nicht von Olag — es war ein höherer Dienstgrad.
    Wieder eine Frau, aber ihre Stimme klang noch böser, noch ab-stoßender.
    Seiglein-Management, dachte ich und grinste.
    »Also gut, Holliday«, sagte die Frau, und ich wünschte mir, ich hätte sehen können, wie sie aussah. »Sie haben gewonnen. Ihr Psychogramm und Ihre Akte beweisen mir, daß Sie so verrückt und asozial sind wie die meisten Aufklärer. Aus diesem Grund sind Sie ja dort draußen, und wir sind hier, und Sie sitzen jetzt im Dreck und sehen aus wie . . . nun, eben wie Sie aussehen.«
    Dumme Kuh, dachte ich. Wenn einer von diesen Scheißern von der Corporation auf Patmos wäre, würden sie jetzt mit Moses Hallelujah singen und sich dabei sauwohl fühlen. Aber natürlich war das der andere Grund, warum ich hier war

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