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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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nach einer kurzen Pause. »Ich hatte mich damit abgefunden. Sie müssen blind gewesen sein, wenn Sie nicht sahen, was passieren würde, Bar.«
    Ich konnte ihm nicht folgen. Er hatte es gewußt? Er hatte es gewußt und mir diese Gefahr nicht gezeigt?
    »Mein Gott! Wie ich sie hasse!« schrie ich. »Alle! Jede Rasse, die zu so etwas fähig ist! Einen ganzen Planeten kaltblütig zu vernichten! Und sie müssen es lange vorausgeplant haben. Sie haben schmutzige Waffen benutzt, die seit Jahrhunderten nicht mehr eingesetzt worden sind! Sie mußten sie aus den Lagern holen, in denen sie eingemottet waren! Sie müssen den gesamten Bestand an Atombomben auf Patmos abgeworfen haben! Nichts wird jemals wieder auf diesem Planeten leben können! Wir sind die letzten unserer Rasse, George! Die letzten!«
    »Beruhigen Sie sich!« sagte George scharf. »Ich habe mehr verloren als Sie! Sie gehören erst seit ein paar Monaten zu uns. Seit einer Brutperiode. Ich war von Anfang an bei ihnen, so lange, daß ich mir kaum noch vorstellen kann, jemals etwas anderes gewesen zu sein als ein Chozen. Die Leute dort unten — viele von ihnen waren meine Kinder, meine Freunde. Was haben Sie denn schon verloren, außer Ihrem Stolz? Außer Ihrer Egomanie? Niemand besiegt Bar Holliday! Ha!«
    Der Hieb war grausam und hart, und genau das, was ich brauchte. Ich taumelte hoch, wütend und fast wieder außer Kontrolle, aber sobald ich ihm gegenüberstand — die beiden Kinder hielten sich diskret im Hintergrund —, wurde ich wieder ruhiger. Dies war George, verdammt noch mal! George! Und er hatte recht!
    Ich blickte zu den Kindern hinüber. Ich hatte mich vor ihnen wie ein Irrer aufgeführt, sah ich nun ein. Ein herrliches Beispiel.
    Sie kannten den Tod nicht, hatten ihn nie erlebt, nie von ihm gehört. Sie hatten nichts verloren außer einem Versprechen. Dieses Schiff war ihre Welt, und wir waren die einzigen Lebewesen, die sie jemals gekannt hatten.
    Ich seufzte und wurde wieder ruhig.
    »Alles in Ordnung?« erkundigte sich Eva besorgt.
    Ich nickte. »Ja. Alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen. Aber vergiß es auch nicht! Du darfst niemals vergessen, was die Menschen unserer Rasse angetan haben! Du darfst niemals zu groß, oder zu erwachsen, oder zu zivilisiert sein, um Wut, Haß und Gefühle zu zeigen.« Ich schwieg, weil ich die Wut wieder in mir aufsteigen fühlte.
    »Wir lieben dich doch alle, Bar«, sagte Ham leise. »Wir gehören zusammen, wir alle.«
    Liebe, dachte ich. Davon hatte ich schon eine ganze Weile nichts mehr gehört. Noch niemals, genau genommen. Für Menschen war Liebe immer gleichbedeutend mit Sex. Aber nicht für George, fiel mir plötzlich ein. Niemals für George. Es gab ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter uns vier, das über das Biologische hinausreichte. Wir waren eine Familie.
    »Wir sind nicht die letzten, Bar«, sagte George sanft. »Wir sind die ersten. Wieder. Wissen Sie noch, was ich von Eva gesagt habe? Ich wußte, daß sie den Planeten zerstören würden. Sie hatten keine andere Wahl. Allein die Tatsache unserer Existenz ist eine Bedrohung für sie. Das Virus, Bar. Es ist nicht stabil. Es ist darauf programmiert, einen Patmoszustand aufrechtzuerhalten.
    Sie waren wie Ärzte, die sich die Aufgabe gestellt hatten, eine Seuche zu bekämpfen. Es ist ihnen nicht gelungen. Sie haben die Masse vernichtet, einfach gründlich desinfiziert, aber Moses und wir sind noch immer da. Sie werden zurückkommen, um auch uns beide auszulöschen, mit den größten Kalibern, die sie haben, und sie werden weder Mühe noch Kosten scheuen, wie es so schön heißt.«
    Ich blickte ihn schweigend an.
    »Hören Sie, Bar — Moses wußte Bescheid. Alles, was er tun mußte, war, uns zu vermehren und auf anderen Planeten auszubreiten. Eine passive Invasion. Und dabei kam es überhaupt nicht darauf an, was mit den Invasoren geschah. Der wirkliche Invasor, das Virus, war überall. Es konnte Jahre dauern, um es in ausreichender Zahl zu vermehren, aber irgendwann würde seine Herrschaft gesichert sein. Winde, Blätter, sogar die Mikroben in der Luft. Und wenn der Mensch ein Gift erfindet, um es zu töten, verwandeln sich die Viren in eine etwas veränderte Form und sind immun. Sie haben gesehen, wie schnell sie das Zellenwachs-tum stimulieren können. Stellen Sie sich vor, wie rasch sie sich vermehren, eine Immunität gegen alles entwickeln können.«
    Ich nickte. Daran hatte ich noch nicht gedacht. Aber George — George wußte eine Menge. Deshalb

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