Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
Dias oder Objektträger betrachten, und so weiter. Ich versuchte das mit Hilfe des Computers auszugleichen und ein System zu entwickeln, durch das wir >sehen< konnten, was vor sich ging. Der Erfolg war nicht gerade überwältigend, aber es mußte reichen: ein Sonarcode, dessen Punkte der Computer zu Bildern verarbeitete. Das System war nicht absolut zuverlässig, und es war langsam — die Begrenzungen der Tonfrequenzen gaben uns einen Oben-nach-Unten-Scan, aber kein komplettes Bild —, doch es war ausreichend.
    Ich hatte noch immer keine Ahnung, was wir eigentlich sahen, aber für George war es eine unersetzliche Hilfe. Ich hatte mal eine kurze Ausbildung auf dem Gebiet gehabt und konnte mikroskopieren und so weiter, soweit es für meinen Job erforderlich war. Aber die Hauptarbeit auf einem neuen Planeten hatte immer der Computer geleistet. Ich war in der Lage gewesen, das Virus bei meiner ersten Untersuchung von Patmos zu erkennen und zu identifizieren, aber ich wäre nicht in der Lage gewesen, seine Funktion zu verstehen und es zu bekämpfen.

    Ganz anders bei George. Er war wie ein Kind, glücklich, verspielt, voller Freude an seiner Arbeit. Außerdem zeigte Eva ein wachsendes Interesse an dem, was wir taten, also hatte er auch eine Schülerin. Was mich betraf, so war ich Assistent und Lehrling und konnte meine Kenntnisse beträchtlich erweitern, aber es war eine langweilige, stupide Arbeit, bei der man kaum Fortschritte sah. Wenn meine Mitarbeit nicht absolut notwendig gewesen wäre, hätte ich alles hingeschmissen.
    Und doch, ich war es, der das dringendste Problem hatte. Ich hatte nur ein Jahr, nicht mehr, um einen Plan zu entwickeln und durchzuführen, durch den wir einen Ort finden konnten, auf dem wir uns niederlassen und ausbreiten konnten. Ich mußte mit dem Schlimmsten rechnen: daß Eva sechs Junge bekommen würde und wir sehr bald zu zehnt in diesem Schiff sein würden.
    Vielleicht konnten wir irgendwie zurechtkommen, aber es würde verdammt eng werden, und ob unsere Nahrungsbasis ausreichte, war zweifelhaft. Und auch sie würden zu Zeitbomben werden: zwei Jahre, um zu lernen, aufzuwachsen und zu vollwertigen fruchtbaren Chozen zu werden.
    Wahrscheinlich würden wir die Eier zerschlagen müssen, oder die Jungen sofort nach der Geburt töten.
    Seiglein könnte ich ohne jeden Skrupel töten — auch Olag, und jeden anderen Menschen. Aber ich glaube nicht, daß ich fähig wäre, einen Chozen umzubringen. Außerdem — selbst wenn ich es könnte — wäre das wohl nicht der richtige Weg, wenn man eine neue Zivilisation auf einen Moralkodex gründete, der das Töten in Notfällen rechtfertigte. Das Problem mußte also sehr rasch gelöst werden. Ein Jahr mag dazu mehr als ausreichend erscheinen, aber man brauchte viel Zeit, um die Entfernungen zwischen den Systemen zu überwinden.
    Eines war sicher: Die Zukunft mußte in der Vergangenheit beginnen, in der Welt der Menschen. Wenn ich in unerforschte Räume vorstieß, konnten wir vielleicht Glück haben, konnten vielleicht einen Platz zum Leben finden. Aber das Risiko war zu groß, und wenn wir uns für diesen Weg entschieden, gab es kein Zurück mehr. Mein Entschluß wurde mir also mehr oder weniger aufgezwungen.
    Mein ganzes Leben lang hatte ich jede Form von Zwang gehaßt. Aber so lange ich auch nachdachte, ich fand keine andere Möglichkeit.

    Was brauchten wir eigentlich?
    Raum — Raum für eine wachsende Bevölkerung. Keinen eigenen Planeten. Wir konnten nicht damit rechnen, in der knappen Zeit einen Planeten zu finden, der die richtigen Lebensbedingungen bot. Außerdem hatten wir weder die Mittel noch die Technologie, um ihn auszubauen, und auch keine Hände, um Werkzeuge benutzen zu können.
    Und dann, plötzlich, fand ich die Lösung.
    Es gab, nach meiner Rechnung, einhundertvier von Menschen besiedelte Planeten. Auf einer großen Sternkarte sahen sie nur wie eine kleine Gruppe aus, aber die Darstellung täuschte. Sie lagen zwischen fünfzig und hundertfünfzig Lichtjahre auseinander.
    Es war eine Mammutaufgabe gewesen, diese Welten miteinander zu verbinden, sie mit allem zu versorgen, was für ihren Aufbau benötigt wurde. Ganze Flotten von Frachtern, manche fast halb so groß wie die Peace Virtory, zogen regelmäßig zwischen ihnen hin und her. Sie hatten eine Minimal-Besatzung — zwei bis fünf Männer — und sie hatten Computer.
    Wenn es uns gelang, eins von diesen Schiffen zu kapern, waren unsere dringlichsten Probleme gelöst. Aber wie konnte

Weitere Kostenlose Bücher