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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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war er ja Kontrollidentität auf dem Auswandererschiff geworden.
    »Das bedeutet, daß wir für die menschliche Rasse fliegende Zeitbomben sind«, sagte ich sarkastisch.
    »Das sind wir«, stimmte George mir zu. »Und da Eva bald erwachsen sein wird, gibt es in ein paar Monaten noch mehr davon. Und später noch mehr. Und das in einer nicht allzu fernen Zukunft.«
    Das brachte mich auf einen anderen Gedanken.
    »George, was wird geschehen, wenn die Brutperiode einsetzt?« fragte ich ihn. »Ich meine, wir könnten noch ein Dutzend hier unterbringen, aber nicht mehr. Wir können noch jahrelang in diesem Schiff bleiben, aber sein Raum ist eben beschränkt.«
    »Können wir nicht einen anderen Planeten finden?« sagte er.
    »Schließlich ist das Schiff dafür ausgerüstet, und Sie sind dafür ausgebildet.«
    »Sie vergessen die Wahrscheinlichkeitsrechnung, George«, protestierte ich. »Erstens hat höchstens eine von hundert Sonnen Planeten. Zweitens, nicht mehr als eine von tausend hat Planeten in der richtigen Position. Und nicht mehr als eine von hunderttausend hat Planeten, wie wir sie brauchen. Es kann fünfzig Jahre oder länger dauern, um so einen zu finden.«

    George runzelte die Stirn. »Die Chancen stehen also ziemlich schlecht. Wie viele Aufklärer gibt es eigentlich?«
    »Ungefähr zweihundert«, sagte ich. »Und etwa die Hälfte von ihnen ist unterwegs. Aber Seigleins Leute sind nur an Planeten interessiert, die terraformt werden können, und das ist einer unter fünf- bis zehntausend. Und selbst bei denen muß man meistens noch eine Atmosphäre schaffen. Dazu haben wir nichts an Bord.«
    George dachte darüber nach. »Doch«, sagte er dann. »Das beste Agens ist organische Substanz. Erinnern Sie sich nicht mehr, wie wir aus einem kleinen Dunghaufen eine ganze Plantage machten? Und Sie haben doch noch eine ganze Menge von diesen kleinen Kugeln im Gefrierschrank.«
    Die Nurds! Ja, sie könnten die Viren verbreiten, und die Samen.
    »Aber das würde noch immer mehr Zeit erfordern, als wir haben«, sagte ich. »Und außerdem könnte ich weder meine Bildschirme noch meine spektrometrische Einrichtung benutzen.
    Wir müßten blind fliegen.«
    »Dann müssen wir uns eben mehr Zeit beschaffen«, sagte George ungerührt. »Wir brauchen Zeit, um uns zu vermehren, Zeit, um uns umzusehen, und Zeit, um einiges zu unserem biologischen Vorteil zu verändern.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte ich und faßte wieder Mut.
    »Ganz einfach: wenn Sie das erste Problem lösen können, könnten wir, vielleicht, mit Ihrer Hilfe, den Computer dazu benutzen, das zweite zu lösen. Vergessen Sie nicht, daß Sie ein komplettes biologisches Labor an Bord haben, mit dem Sie neue Planeten testen können. Sie sind kein Biologe — also muß Ihr Computer eine Menge davon verstehen. Wenn Moses Viren schaffen und programmieren konnte, so können wir das schon lange!«
    Niemand besiegt Bar Holliday. Alle Probleme sind nur Herausforderungen, denen man sich stellen und die man besiegen muß.
    Ich stürzte mich in die Arbeit. Ich wurde zum Fanatiker. Die Bombardierung von Patmos hatte die letzten Fäden zerrissen, die mich noch an die Menschheit gefesselt haben mochten. Jetzt war ich ein Fremder, ein anderer, völlig von den Menschen getrennt, besessen von meinen Rachegelüsten.
    Ich versuchte alle Probleme nach ihrer Dringlichkeit einzuordnen. Wo konnten wir den Raum finden — einen Raum, in dem wir nicht entdeckt werden konnten —, den wir für die Brutperiode brauchten? Wohin konnten wir gehen, was könnte uns, wenigstens vorübergehend, dazu dienen? Auf jeden Fall kein von Menschen besetzter Planet, das war klar. Die würden imstande sein, noch einen mit Atombomben zu vernichten, wenn sie sicher waren, uns alle auszulöschen. Bedauerlicherweise war ein Planet mit idealen Bedingungen für sie auch ein fast idealer Planet für uns.
    Währenddessen assistierte ich George bei seiner Arbeit mit dem Virus; eine seltsame Zusammenarbeit. Ich hatte die Computer-Verbindung, also mußte ich alles arrangieren; doch meistens hatte ich keine Ahnung, worum es überhaupt ging. George hatte eine Menge vergessen, aber er kannte noch alle Fragen, und der Computer wußte, zu meiner Überraschung, alle Antworten.
    George hatte recht: der Computer verfügte über das notwendige biologische Wissen, und er wußte mehr als Moses, weil er besser auf dem laufenden war.
    Das größte Problem war unsere Unfähigkeit, konventionell zu sehen. Wir konnten keine

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