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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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zu sein — und schlug die Plastik-scherbe aus ihrer Hand. Das Stück flog zu Boden, und Eva trat mit den Vorderhufen darauf, nicht nur einmal, sondern sie stampfte es zu Pulver.
    Und dann, genau so plötzlich, wie er erklungen war, verklang der Ton. Die beiden Menschen bewegten sich wieder in normalem Tempo. Nadya führte die begonnene Schlagbewegung zu Ende, Marsha preßte die Hände an die Ohren und starrte George verwirrt an.
    Es wäre eine Untertreibung, wenn ich sagte, daß ich überrascht war. Und genau so interessant wie mein eigener Schock und der der beiden Frauen war die Verwirrung, die ich bei George, Ham und Eva feststellte.
    »Verdammt!« war alles, was ich herausbrachte.
    »Sehr richtig«,-antwortete George trocken. »Wie, zum Teufel, konnte das passieren?«
    »Die starke Tonwelle ist von Ihnen ausgegangen«, erklärte ich ihm, »von Ihnen und von Ham. Wie haben Sie das gemacht?«
    George schien ehrlich verwirrt. »Keine Ahnung. Ich hörte Evas Warnung, fuhr herum und sah die Frau auf mich zukommen.
    Dann schien meine Sicht für einen Augenblick auszusetzen, und als sie zurückkehrte, sah ich alles wie in Zeitlupentempo.«
    Ich nickte. »Sie haben sich so sehr darauf konzentriert, daß Sie gar nicht bemerkt haben, wie Sie . . . ich habe keine Ahnung, wie man es nennen soll.«
    George wandte sich an Ham. »Weißt du, wie wir das gemacht haben?«
    Ham zeigte eine zornige Verfärbung. »Menschen!« sagte er und sah die beiden Frauen angewidert an. »Sie sind alle gleich!«
    Erst jetzt schien er Georges Frage zu registrieren. Seine Stimme wurde leiser, sanfter. »Nein, ich weiß auch nicht, was geschehen ist. Es war nur . . . ich hörte Evas Schrei, und dann schien alles zu explodieren. Sobald ich wieder klar sehen konnte, habe ich ihr das Ding aus der Hand geschlagen.«
    »Schall«, murmelte George, »kann alles mögliche bewirken: Glas zerspringen, ja Gebäude einstürzen lassen, wenn man die richtige Frequenz und die richtige Energie verwendet. Diese scheinen das menschliche Nervensystem zu paralysieren, aber nicht das unsere. Wirklich interessant.«

    Ich runzelte die Stirn. »Warum haben wir es dann bis jetzt niemals erlebt?« fragte ich. »Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, wie Sie es gemacht haben, ganz zu schweigen davon, daß ich selbst es nie schaffen würde.«
    »Es muß eine Verteidigungsreaktion sein«, sagte der Biologe nachdenklich. »Bisher gab es keine Notwendigkeit, uns verteidigen zu müssen. Offensichtlich ist es ein Reflex. Und speziell auf die Abwehr menschlicher Aggression zugeschnitten.«
    Ich dachte einen Moment lang nach. »Natürlich!« sagte ich dann aufgeregt. »Der alte Moses wollte einige von uns auf Planeten bringen, die von Menschen bewohnt sind. Er war ein religiöser Computer, dürfen Sie nicht vergessen. Er wollte es vermeiden, Menschen zu töten. Also erdachte er einen passiven Verteidigungsmechanismus.«
    »Vielleicht sogar mehr als einen«, murmelte George. »Ich frage mich manchmal, was wir wirklich über uns wissen . . . «
    »Jedenfalls sind wir nicht wehrlos«, sagte ich befriedigt. »Und das allein ist wichtig. Ich fühle mich jetzt jedenfalls erheblich wohler.«
    Er nickte und blickte Nadya an. Sie lag auf dem Boden und begann jetzt zu schluchzen. Ich sah, daß sie blutete. Vielleicht waren auch ein paar Knochen gebrochen. Ham hatte sich bei dem Schlag nicht zurückgehalten.
    Ich seufzte und sah Marsha an. Sie schien noch immer ge-schockt, paralysiert. Erst jetzt nahm sie die Hände von den Ohren und sah verwirrt und verängstigt umher.
    Ich stellte die Verbindung mit dem Audioteil des Computers wieder her, denn mir fiel ein, daß sie nicht ein Wort von unserer Unterhaltung mitbekommen hatte. Für sie mußte alles nur als ein weiterer Beweis unserer unheimlichen Macht erscheinen. Sie konnte nicht wissen, daß wir genau so überrascht und verwirrt waren wie sie.
    »Marsha«, rief ich. Sie reagierte nicht. »Marsha!«
    Sie zuckte zusammen, hob langsam den Kopf.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte schweigend. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos.
    »Wir mußten es tun«, sagte ich sanft. »Wir hatten keine andere Wahl. — Tut mir leid. Wirklich.«

    »Warum hat sie das getan?« flüsterte Marsha und sah mich verwirrt an. »Was hat sie sich nur dabei gedacht?« Sie wandte sich Nadya zu, die noch immer auf dem Boden lag und leise stöhnte. »Warum?«
    »Monster!« schluchzte Nadya. »Sie werden uns fressen, wenn wir fett genug sind! Wir müssen sie töten, die

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