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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Virus über die molekulare Zusammensetzung von Materie meldet.«
    »Dann können Sie alles tun, was Moses tun kann«, sagte ich ehrfürchtig.
    »Nicht ganz.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe nicht den ursprünglichen Virusmutanten, mit dem er gearbeitet hat.
    Ich glaube nicht, daß es uns jemals gelingen wird, den Zustand des originalen Organismus genau zu erkennen oder sogar zu kopieren. Und ohne diese Kenntnis ist es mir unmöglich, das derzeitige Muster zu verändern.«
    Ich runzelte die Stirn. »Und? Was hat das zu bedeuten?«
    »Es bedeutet«, sagte er, »daß ich mit dem Virus alles tun kann, wofür Moses es programmiert hat — aber da gibt es wahrscheinlich eine ganze Menge Dinge, von denen wir nicht die geringste Ahnung haben. Aber ich kann das Grundmuster nicht verändern. Ich kann Menschen in Chozen verwandeln, aber keine Chozen zu Menschen machen. Dasselbe gilt für Pflanzen.«
    Marsha hatte unserem Gespräch fasziniert zugehört, und jetzt sagte sie, in einem Tonfall, der Trauer und Enttäuschung verriet:
    »Also sind wir für immer Chozen.«
    Eines Tages trat das Unvermeidbare ein. George rief mich zu sich.
    »Was ist los, George?« sagte ich fröhlich. »Du machst ein so ernstes Gesicht.«
    »Haben Sie nichts bemerkt?«
    Ich blickte ihn fragend an. »Was meinen Sie damit?«
    »Ham ist seit einigen Tagen etwas seltsam geworden, und ich habe ihn gefragt, was los sei. Er wußte es nicht, also habe ich mich etwas gründlicher mit der Sache befaßt. Wir sind auch etwas seltsam geworden, Bar. Sie haben nichts davon bemerkt, weil Sie sie lieben, und Liebende fühlen immer anders.«
    »Marsha?« fragte ich verwirrt.
    Er nickte. »Sie hat heute ein stärkeres Grün, Bar. Und die Färbung wird von Tag zu Tag kräftiger werden. Sie hat natürlich keine Ahnung davon. Und Eva — sie wird es wahrscheinlich auch nicht merken.«
    Ich überlegte eine Sekunde lang. »Die Brutperiode!« sagte ich dann.

    Er nickte. »Sie ist als Erwachsene zum Chozen geworden, genau wie Sie. Eva ist auch bald dran, das dürfen wir nicht vergessen. Wenn Ham auf Marsha anspricht, bedeutet das, daß sie beide physiologisch erwachsen sind.«
    »Und?« sagte ich. »Das haben wir doch von Anfang an gewußt.
    Das war doch der Grund, die Nijinski zu kapern und uns all diese Arbeit zu machen.«
    »Wir sind drei Männer und nur zwei Frauen«, sagte er langsam. »Haben Sie schon einmal daran gedacht?«
    Hatte ich nicht. Aber ich sah nicht ein, warum das so wichtig sein sollte.
    »Sie haben die Brutperiode nicht auf der Ebene erlebt«, sagte George. »Sie wissen nicht, wie es ist, fast zum Wahnsinn getrieben zu werden, gegen alle anderen Männchen zu stehen, um Ihren Besitz des Weibchens zu verteidigen, auf das Sie zufällig ansprechen, nur weil sie, genau so zufällig, in Ihre Nähe gekommen ist. Es ist wirklich schlimm und kann Eifersucht und Bitterkeit verursachen. Einer von uns muß der Verlierer sein, und man fühlt sich elend, wenn man bei der Brutperiode verliert.«
    »Was sollen wir tun?« fragte ich. »Bei der nächsten dürfte es keine Probleme mehr geben.«
    Er nickte. »Ich habe jetzt alles ziemlich gut unter Kontrolle. Ich kann Signale senden, die so gut wie alles beeinflussen. Da Moses imstande war, die Zahl der Eier bei der letzten Brut auf Patmos zu beschränken, kann ich das auch. Mit Evas Hilfe habe ich dafür schon die nötigen Vorbereitungen getroffen.«
    »Dann sind Sie auch in der Lage, die Brutperiode ganz zu verhindern«, sagte ich.
    Er nickte. »Gewiß. Aber wir brauchen mehr Leute. Ich strebe einen Optimalzustand an, eine Bevölkerungszahl, die noch übersichtlich ist, aber für unsere Zwecke ausreicht. Wir sind jetzt zu fünft — können also jeder zwei Junge bekommen und die zehn gemeinsam aufziehen. Ich möchte mehr Hams und Evas, nicht die stumpfen Patmos-Tiere. Wir brauchen Zeit, um sie richtig zu erziehen.«
    Ich stimmte ihm zu und fragte ihn nach seinem Plan.
    »Wir werden es so einrichten, daß jede der beiden Frauen fünf Junge bekommt. Um dumme Eifersüchteleien zu verhindern, werde ich meinen eigenen Trieb unterdrücken. Mit Hilfe des Computers sollte mir das gelingen.«

    »Ich bin dafür, daß Sie einer der beiden Väter sind«, wandte ich ein. »Wir brauchen mehr von Ihrer Art. Ham kann warten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will nicht, daß er wartet. Ich denke, es wird Zeit, daß er etwas Verantwortung übernimmt, und — Sie werden sich mit Marsha paaren, natürlich. Eva . . . sie ist

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