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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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war niemals ganz auszuschließen — und beide ausgebildete Piloten unseres Teams waren für zehn Tage ausgefallen.
    Aber vorher hatte ich noch die Zeit gefunden, Ham die Technik des L-Sprungs zu erklären, und so waren wir während dieser Dekade nicht völlig hilflos.
    George begrüßte uns fast überschwenglich, und die vielen Fragen von Eva — und die von einer leichten Eifersucht durchwach-senen Hams — waren sehr interessant. Auf jeden Fall wurden sie ausführlicher beantwortet als die Fragen, die zehn Zyklen später gestellt wurden, nachdem wir die beiden in Laderaum A eingeschlossen hatten.
    Zwanzig Zyklen später erschienen in Marshas Beutel, kurz nacheinander, die Köpfe von vier Jungen, wenig später auch die Vorderläufe von Ada, April, Ann und Aud. Marsha hatte sich entschlossen, alle vier Namen mit dem ersten Buchstaben des Alphabets beginnen zu lassen, damit sie bei späteren Brüten die Generationen auseinanderhalten konnte. Ein recht praktisches System, sah ich ein.
    Auch ich hatte eine Tochter — ich war nun einmal eine Ausnahme —, und ich taufte sie Mara.
    Evas vier Nachkommen wurden von George nach gewohntem Muster benannt, wobei er jedoch zum erstenmal seine Vorliebe für einsilbige Namen mißachtete: Judith, Esther, Ruth und Maria.
    Ham hatte einen Sohn, und George taufte ihn Matthäus.
    Wir waren jetzt eine Familie und eine Rasse mit fünfzehn Angehörigen.
    Die Zeit verging, und wir gaben uns alle Mühe, sie zu nutzen.
    Ich hatte mir die Aufgabe gestellt, ein Schriftsystem zu entwickeln, das für uns brauchbar war. Zu Anfang wollte es gar nicht klappen, und wir mußten die Speicherkapazität des Computers auslasten, bis sie erschöpft war. Aber wir machten doch Fortschritte. Wenn ich besseres Material zur Verfügung gehabt hätte, wäre es viel leichter gewesen, aber nach einigem Überlegen gelang es uns, ein Verfahren zur Herstellung von Papier aus zerstoßenen Pflanzen zu entwickeln. Es war ziemlich grob und brach leicht, aber es war immerhin besser als nichts. Darauf konnte ich dann mein Buchstabensystem realisieren. Es bestand aus einem Code aus Löchern in verschiedenen Anordnungen, die mit einem Dorn oder einem anderen spitzen Instrument, das wir im Mund halten konnten, ins Papier gestochen wurden. Eine Art Blindenschrift, könnte man sagen, und wir lernten sie lesen.
    Ich erzählte der neuen Generation mein Raumfahrergarn, und Marsha, die diese Lügengeschichten schon einige Male gehört hatte, übertraf sie manchmal mit eigenen.
    Die Zeit verging, und unsere kleine Gruppe wurde zu einer eng verbundenen Zivilisation. Bei jeder der folgenden Brutperioden wurden die Jungen auf zwei Weibchen und ein Männchen beschränkt (mit Ausnahme von meinem Nachwuchs, den George auf zwei limitierte). Auf diese Weise hielten wir die Population in Grenzen und in einem vernünftigen Verhältnis. Durch diese sorgfältige Manipulation gelang es George, unsere Gesellschaft im Gleichgewicht zu halten.
    Und George fielen immer wieder neue Namen ein.
    Hin und wieder versiegelten wir die Nijinski, und ich unternahm mit meinem Schiff kurze Flüge in den Sektor der Menschen, machte Erkundungen, hörte den Funkverkehr ab und lief manchmal eine Relaisstation an, um unseren Wasservorrat zu ergänzen. Mit dem Kraftstoff hatten wir keine Probleme. Da die Nijinski relativ stationär blieb, verbrauchte sie auch kaum welchen. Immer wieder fühlten wir die Versuchung, noch einmal einen Frachter zu überfallen, aber man soll das Glück nicht herausfordern.
    Die Zeit verging, und recht angenehmn.
    Nach der fünften Brutperiode hatten wir 891 Weibchen und 445 Männchen, und damit war die Kapazität der Nijinski ausgelastet.
    »Wir können uns keine weitere Brutperiode mehr leisten«, erklärte mir George eines Tages. »Wir haben die Grenze eigentlich bereits überschritten. Platz wäre noch etwas da, aber das Wasser wird allmählich knapp. Wir können nicht alles durch den Recycler jagen.«
    Das stimmte. Es war eine schöne Zeit gewesen, aber unsere seltsame Rasse von raumgeborenen Pflanzenfressern, von denen nur drei jemals festen Boden unter den Hufen gehabt hatten, hatte jetzt den kritischen Punkt erreicht; wir mußten etwas unternehmen — oder untergehen.
    Wir diskutierten lange über diese Frage, George, Marsha und ich. Die Leute waren zum Handeln bereit. Unsere Erzählungen und Berichte hatten ihr Verlangen nach einer eigenen Heimat angefacht, nach einem eigenen Planeten. Aber zwischen dem Entschluß zum Handeln

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