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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Ihre Tochter, aber sie . . . sie erinnert mich sehr an Mara.«
    »Sie ist Maras Kind«, sagte ich.
    »Natürlich. Aber ich spreche nicht nur von ihrem Aussehen, sondern von ihrem Verstand, ihrem Benehmen, ihrer Wißbegier.
    Persönlichkeit, mit einem Wort. Aber schließlich habe ich sie beide erzogen. Ich habe noch viel Zeit, Bar. Ich werde diese Brutperiode ausfallen lassen.«
    Wir riefen Marsha von der Nijinski zurück. Zum erstenmal bemerkte ich, was George schon seit Tagen festgestellt hatte. Sie bekam dieselbe, intensive Grünfärbung, die ich an Mara gesehen hatte, als wir aufbrachen, um über die Berge zum Dorf zurückzukehren. Ich fühlte eine seltsame Unruhe in mir, die wahrscheinlich schon eine ganze Weile vorhanden gewesen war, mir aber erst jetzt bewußt wurde.
    George nickte befriedigt. »Für mich sieht sie völlig normal aus«, sagte er. »Und für Sie?«
    »Sie haben recht«, antwortete ich. »Jetzt fühle ich es.«
    Er lächelte. »Gut. Jetzt werde ich mich um Ham und Eva kümmern. Ich möchte, daß Sie und Marsha in Laderaum A gehen und sich dort einschließen — bis es vorbei ist. Auf diese Weise vermeiden wir Probleme mit Ham.«
    Ich nickte und ging zu Marsha hinüber.
    »Was ist eigentlich los?« fragte sie mich. »Ihr beiden benehmt euch wie Verschwörer.«
    Ich sagte es ihr. Natürlich hatten wir ihr schon vorher von der Brutperiode erzählt, aber da lag sie noch irgendwo in einer fernen Zukunft, hatte nichts mit dem >Jetzt< zu tun, und vor allem nichts mit uns. Wie alle Raumfahrer — und wie auch ich —, war Marsha bei Beginn ihrer Ausbildung sterilisiert worden. Aber das war nichts Besonderes. Die meisten Menschen ließen sich sterilisieren, doch bei Raumfahrern war das Pflicht. Eine Vorsichtsmaßnahme gegen Geburtsdefekte und Mutationen.
    Zuerst lachte sie und weigerte sich, es zu glauben. »Wollen Sie mir wirklich einreden, daß ich in Hitze komme wie ein Tier? Und daß Sie das sehen können?«

    Ich nickte. »Und Ham kann es ebenfalls sehen. Deshalb müssen wir uns irgendwie einschließen.«
    Zwei Tage später, im Laderaum A, machte Marsha die Erfahrung, was für eine unwiderstehliche Naturgewalt der Bruttrieb der Chozen ist. Wie ich bereits sagte, wurde das Denken während des ganzen Rituals fast völlig ausgeschaltet, alles war programmiert. Sogar der gemeinsame Bau des Gewebehauses gehörte dazu, in diesem Fall wirklich nur ein Ritual, da wir es hier wirklich nicht brauchten. Es wurde trotzdem ein richtiges Kunst-werk. Nach der zehntägigen Wartezeit waren die Eier ausgereift.
    Fünf Eier, wie George es programmiert hatte. Vier für ihren jetzt extrem geweiteten Beutel, eins für den meinen.
    Nach dem langen Schlaf erwachten wir wie aus einem tiefen Koma, einem angenehmen, orgiastischen Koma, und Marsha schüttelte ungläubig den Kopf.
    George hatte ihr erklärt, wie lange das Ritual dauern würde.
    Die Virusmutationen, die diesen Zustand hervorriefen, paßten sich den beiden Partnern vollkommen an und brauchten diese Zeit, um die Eier zu schaffen und zu formen.
    Marshas erste Worte waren: »Das ist unglaublich!«
    Ich lächelte. »Alle zwei Jahre. Für dich. Für mich öfter, später zumindest.«
    Sie nickte. »Eigentlich eine wunderbare Einrichtung.« Sie wandte sich um und blickte auf das Silbergespinst unseres Gewebehauses. »Weißt du, ich versuche mir immer eine Welt von Bäumen und Wiesen und Dörfern aus Gewebehäusern wie diesem vorzustellen, aber es gelingt mir nicht. Doch irgendwie spüre ich, Patmos muß herrlich gewesen sein.«
    »Patmos könnte herrlich gewesen sein«, sagte ich leise, »wenn es nicht so vollständig unter der anmaßenden Kontrolle von Moses gestanden hätte, unter seinem missionarischen Eifer. Und das ist eins der Ziele, für das wir jetzt arbeiten. Wir wollen ein zweites Patmos schaffen, einen Ort, der so schön ist, wie es diese zerstörte Welt hätte sein können, aber das nur von uns selbst beherrscht wird.«
    »Was geschieht nun mit den Eiern, den Jungen, meine ich?«
    »Die Jungen wachsen und schlüpfen aus. Sie sorgen schon dafür, daß man sie nicht übersieht. Verlaß dich drauf.«
    Später, als wir uns ausgeruht und gegessen hatten, um wieder zu Kräften zu kommen, zerstörten wir das Gewebe, mit dem wir die Tür des Laderaums festgelascht hatten, und gingen in mein Schiff zurück.
    Es war beunruhigend gewesen, George das Kommando zu übertragen. Die Möglichkeit einer mechanischen Panne oder einer Entdeckung, so winzig sie auch sein mochte,

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