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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
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und dort irgendwann aus den Augen verloren. Dann ist die Mutter heruntergekommen und mit Emilia zum Spielplatz gelaufen. Als sie hier vorbeikamen, habe ich gehört, wie sie das ihrem Mann am Handy erzählte …«
    »Und weiter?«
    »Ich schloss die Haustür. Als ich sie um vier wieder öffnete, sah ich einen Herrn ankommen, der sagte, er wäre Commissario Bonanno. Eine Viertelstunde später kam ein weiterer Herr, der sagte, er wäre der Polizeichef.«
    »Wo gingen die hin?«
    »Zu den Restas. Dann, nicht mal zehn Minuten später, ging der Polizeichef wieder weg. Danach habe ich gesehen, wie Signor Resta heruntergestürzt kam, und nach einer Weile kehrte er zurück und hatte Pinuzza auf dem Arm.«
    »Und Commissario Bonanno?«
    »Der ist noch oben, er ist nicht heruntergekommen.«
    Dann folgte das Interview mit einer hübschen jungen Frau um die zwanzig vor dem Schaufenster einer Parfümerie. Sie wiederholte genau das, was Michele schon am Handy gehört hatte.
    »Würden Sie den Mann wiedererkennen, der das Kind hier zurückgelassen hat?«
    »Auf gar keinen Fall. Ich habe ihn nur durch die Glastür gesehen, als …«
    »Ist Ihnen an dem Mann denn nichts aufgefallen? Versuchen Sie doch mal, uns zu beschreiben, was Ihnen von ihm in Erinnerung geblieben ist.«
    »Ach je, er war groß, braunhaarig, gut gekleidet … Er wird vielleicht um die vierzig gewesen sein … Sonst kann ich mich an nichts erinnern …«
    »Wie hat er das Mädchen behandelt?«
    »Gut … Als er mit ihr gesprochen hat, klang er irgendwie beruhigend …«
    »Warum hat das kleine Mädchen dann aber zu weinen angefangen?«
    »Na ja, sie war doch noch so klein … so allein … mitten in dem ganzen Straßenverkehr …«
    »Was halten Sie davon?«, fragte Alletto.
    Michele schüttelte den Kopf.
    »Das reicht nicht. Das reicht einfach nicht. Ich hatte gehofft, der Portier hätte eindeutiger Stellung genommen.«
    »Was hätte er denn noch sagen sollen?«, fragte Alletto verblüfft.
    »Ein einziges Wort: Entführung. Aber das kam nicht.«
    »Aber er hat doch immerhin gesagt, dass Bonanno und der Polizeichef es sehr eilig hatten!«
    »Das bedeutet gar nichts. Das ist nur eine hypothetische Schlussfolgerung, verstehst du, keine dokumentierbare Tatsache. Wenn du im Fernsehen berichtest, es habe eine Blitz-Entführung gegeben, dann bekommst du einen ordentlichen Anschiss von der Questura.«
    »Wieso das denn?«
    »Sie werden sagen: ›Da Dottor Resta uns vom Verschwinden seiner Tochter in Kenntnis gesetzt und er die Befürchtung hatte, es könnte sich um eine Entführung handeln, sind wir unserer Pflicht gemäß zu ihm geeilt, um genauere Informationen zu erhalten. Glücklicherweise hat ein Herr das in der Nähe des Spielplatzes verschwundene Mädchen gefunden und es wieder seinen Eltern übergeben.‹ Reicht dir das?«
    »Wieso denn übergeben! Er hat sich ja nicht mal blicken lassen! Warum also kommen Sie mir mit so was, Direttore!«
    »Ich komme dir mit gar nichts, Giacomo. Ich spiele nur den Advocatus Diaboli. Es ist doch möglich, dass dieser Herr Commissario Bonanno seinen Vor- und Nachnamen genannt hat. Und es gibt viele Gründe, weshalb er das Mädchen vor der Parfümerie stehen ließ, statt es nach Hause zu begleiten. Wie auch immer, wir können gern in der Sitzung weiter darüber diskutieren. Wollen wir gehen? Es ist schon halb sechs.«
    »Nein«, sagte Alfio, der sich bis zu diesem Augenblick im Hintergrund gehalten hatte, ohne sich zu äußern.
    Michele und Giacomo sahen ihn verblüfft an.
    »Ich will damit sagen, dass wir nicht in der Sitzung darüber reden sollten.«
    »Also«, versuchte Giacomo einzuwenden, »ich halte es für richtig, dass die Kollegen erfahren …«
    »Wir verlieren doch nur Zeit«, erwiderte Alfio. »Du hast ganz recht, Michele. Wenn wir über eine Blitz-Entführung sprechen, mit der Resta eingeschüchtert werden sollte, formulieren wir nur eine Hypothese, die zwar wahrscheinlich ist, aber doch eine Hypothese bleibt. Und was, wenn das Mädchen sich tatsächlich nur verlaufen hat? Nein, das ist ein zu heißes Eisen.«
    »Machen wir’s doch so«, entschied Michele. »Wir sprechen nicht in der Sitzung darüber, aber du gehst wieder zurück, Giacomo. Und zwar jetzt gleich. Sieh zu, dass du noch ein wenig mehr herausfindest. Sollte sich bestätigen, dass es eine Entführung war, können wir es immer noch in der Spätausgabe senden. Aber ruf mich an, am besten auf dem Handy, und sprich nicht mit Mancuso

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