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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Wagen eindringen, Sir. Hatten bereits die Tür geöffnet und lauschten hinein, Sir.«
    DiCampo nickte. Er gönnte sich wieder ein triumphierendes Lächeln. »Ich werde Ihre Wachsamkeit bei General Slider lobend erwähnen, meine Herren. Bin froh, dass ich ihn um Posten gebeten habe. Unser Verdacht hat sich also bestätigt: Als Entwickler des SKULL-Systems war es nur allzu wahrscheinlich, dass Professor Kalder mit den Cyberterroristen unter einer Decke steckt. Es enttäuscht mich allerdings, dass er ausgerechnet meinen Sicherheitschef für seine Machenschaften gewonnen hat. Ich muss mich demnächst unbedingt um ein besseres Auswahlverfahren kümmern.«
    Mark kämpfte gegen ein inneres Zittern an. Während DiCampo da in beispielloser Arroganz über seine Personal- und Sicherheitspolitik dozierte, arbeitete John McMulin seelenruhig an den Kontrollinstrumenten des Intruders weiter. Die Minuten verstrichen und Mark konnte nicht das Geringste für seine Tochter tun.
    »Was sollen wir mit den beiden machen, Sir?«, fragte der Gefreite Buckfist, der schon die ganze Zeit über das Wort geführt hatte.
    »Nehmen Sie Kalder und Friedman unter Arrest. Wenn sie versuchen zu fliehen, erschießen Sie sie.«
    »Sir?«
    »Die beiden sind Spione. Sie haben das Leben unzähliger Amerikaner auf dem Gewissen. Diese Terroristen sind nicht zimperlich, wenn sie einen von uns umbringen können. Denken Sie ‘ immer daran und handeln Sie entsprechend. Haben wir uns verstanden, Buckfist?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete dieser schneidig.
    Mark wog seine Chancen ab, die beiden Soldaten zu entwaffnen. Aber er verwarf diesen Plan schnell wieder. Die Special Forces waren eine Eliteeinheit. Diese Männer besaßen eine exzellente Nahkampfausbildung. Sich mit ihnen anzulegen konnte nur in einem Fiasko enden. Und doch wollte er den kalten Stahl der Gewehrmündung in seinem Nacken nicht akzeptieren. Wenn er den Männern jetzt zu irgendeinem Fahrzeug folgte, würde er seine Tochter bestenfalls als Komapatientin wieder sehen, für nichts und niemanden ansprechbar, ewig gefangen in einem endlosen Traum.
    Er erinnerte sich an das Versprechen, das er Stella vor ihrem Wegsacken in den Cyberspace gegeben hatte. Ich bleibe bei dir, hatte er versprochen. Marks Rückenmuskeln spannten sich. Er musste wenigstens versuchen Stella zu retten.
    »Lassen Sie die Waffen fallen!«
    Mark glaubte sich verhört zu haben. Verwirrt drehte er den Kopf. Was er da plötzlich aus dem Blattwerk des Waldes auftauchen sah, war einfach unglaublich. Es handelte sich um ein halbes Dutzend Männer in dunklen Kampfanzügen, bekleidet mit kugelsicheren Westen, bewaffnet mit automatischen Gewehren und beschirmt mit Baseballkappen, auf denen nur drei Buchstaben standen: FBI.
    »Bringt ihr da nicht irgendwas durcheinander, Jungs?«, fragte Buckfist. Noch hatte er sein Gewehr in der Hand, wagte aber keine Bewegung.
    »Dasselbe könnte ich Sie fragen«, antwortete ein siebter FBI-Mann, der nun ebenfalls wie aus dem Nichts erschienen war. »Sie bedrohen die Männer, die uns womöglich vor der größten Katastrophe dieses Jahrhunderts gerettet haben. Ich, Colonel Heyser, habe das Kommando über diese Spezialeinheit. Ich wiederhole noch einmal: Legen Sie Ihre Waffen nieder, sonst machen wir von den unseren Gebrauch. Das wäre zwar unerfreulich für beide Seiten, aber glauben Sie mir, der Befehl dazu ist schon erteilt.«
    Als Buckfist und Willbur endlich vor der Übermacht kapitulierten, wandte sich der Colonel dem Intruder-Projektleiter zu, der das ganze Schauspiel mit ungläubigem Staunen verfolgt hatte.
    »Dr. DiCampo, Sie sind verhaftet.«
    »Was?«, gellte die schrille Stimme des Italieners. Er hatte längst begriffen, in welch auswegloser Lage er sich befand. Fliehen konnte er nicht, aber Zeit gewinnen.
    Siedend heiß wurde Mark bewusst, dass der Rote John seinem Boss nicht zu Hilfe geeilt war. Ohne Frage hatte DiCampos rechte Hand eindeutige Anweisungen: Stella sollte nie mehr erwachen, denn sie war Kronzeugin für eine mögliche Anklage gegen den Intruder-Chef. Noch immer arbeitete McMulin an den Kontrollinstrumenten des Intruders. Er musste unbedingt gestoppt werden!
    »Ich hab hier was für dich, Walter. Nimm’s mir doch bitte ab«, sagte Mark plötzlich. Die Einstiegsöffnung des Wohnmobils befand sich gut einen halben Meter über dem Waldboden. Mark hatte einfach den in der Tür stehenden DiCampo an den Knöcheln gepackt und dessen Füße mit einem heftigen Ruck nach vorne gezogen. Sein

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