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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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völlig überraschter Kontrahent verlor darauf das Gleichgewicht, fiel rückwärts mit dem Kopf gegen einen Garderobenschrank und blieb benommen liegen.
    Diese Aktion weckte nun doch die Beschützerinstinkte des hünenhaften NSA-Mannes. Mit vier langen Schritten kam er seinem Chef zu Hilfe. In der ganzen Hektik war ihm aber entgangen, dass Mark bereits gut versteckt hinter einer Anrichte im Wohnmobil kauerte. Als Friedman den Projektleiter wie einen nassen Sack aus dem Wagen zerrte, traf den Roten John unvermittelt ein Schlag.
    Beim Erscheinen McMulins vor dem Türausschnitt war Mark wie ein Leopard emporgeschnellt und hatte seine Faust punktgenau auf der Kinnspitze des Bodyguards platziert. Der geriet daraufhin ins Taumeln, verdrehte die Augen und kippte mit etwas Nachhilfe vonseiten seines Angreifers genau aus der Tür des Campers. Unten wurde er von hilfreichen Händen empfangen und in Gewahrsam genommen.
    Mark schüttelte seine schmerzende Rechte und grinste wie ein Fuchs im Hühnerstall. »Ich hasse Gewalt.«
    »Fällt mir schwer, das zu glauben, wenn ich Ihr Gesicht sehe«, antwortete Friedman amüsiert.
    »Ich bin auch nur ein Mensch, Walter. Das war schon lang einmal fällig!«
    »Was denn? Dem Italiener den Boden unter den Füßen wegzuziehen oder McMulin eins auf die Mütze zu geben?«
    »Beides.« Mark sah hilfesuchend zu dem Einsatzleiter der FBI-Antiterroreinheit hin. »Haben Sie jemand mitgebracht, der sich mit den Apparaten hier drin auskennt, Colonel Heyser?«
    Bevor noch der drahtige Mittdreißiger antworten konnte, meldete sich eine auffallend hohe Stimme von der Motorhaube des Campers her.
    »Ja, das hat er.«
    Mark beugte sich verwundert aus dem Fahrzeug, um zu sehen, wer da gesprochen hatte, und wurde gleich mit zwei Überraschungen konfrontiert.
    Die erste bestand in einem schmalbrüstigen mittelgroßen Schwarzen, höchstens dreißig Jahre alt, der mit seinen weißen Turnschuhen und dem provokant bedruckten T-Shirt überhaupt nicht zu den knallharten FBI-Leuten passen wollte. Mit seinen zotteligen Rastalocken hätte er schon eher als Mitglied einer Reggaeband durchgehen können. Der Mann kam strahlend lachend auf Mark zu, als wolle er ihm einen nicht ganz astreinen Gebrauchtwagen aufschwatzen.
    Obwohl ihn diese seltsame Erscheinung schon genug irritierte, war Mark erst recht wie vom Donner gerührt, als er die zweite Gestalt hinter dem Rastalockenmann hervortreten sah.
    »Viviane!« Dieses eine Wort brachte er noch zustande. Dann übermannten ihn seine Gefühle. Er stolperte aus dem Wohnmobil und nahm gar nicht mehr wahr, dass der komische Typ an ihm vorbei in den Wagen sprang, um sich sofort hinter eine Computertastatur zu klemmen. Für Mark gab es im Augenblick nur einen Menschen, nur sie.
    Viviane fiel ihrem Mann ungehemmt weinend um den Hals. »Sind wir zu spät gekommen, Mark?«
    »Ich würde sagen, gerade rechtzeitig. Aber nun beruhig dich erst einmal, Schatz. Wer ist denn dieser Reggaemann, den du da mitgebracht hast?«
    Viviane beugte sich zurück, um Mark in die Augen sehen zu können. Sie wischte sich mit dem Zeigefinger die Tränen aus dem Gesicht und antwortete: »Wer soll das schon sein? Stella und du haben ihn doch zu mir geschickt!«
    Mark blickte verblüfft zum Wohnmobil, aus dessen Türöffnung das hektische Klappern einer Computertastatur erklang. »Das ist…?«
    Viviane nickte lächelnd. »The Dark Listener.«
    Ein befreiendes Lachen entrang sich Marks Kehle. »Warum stellen wir uns das Unbekannte nur immer groß und geheimnisvoll vor, wenn das wirkliche Leben doch oft so einfach ist? Ein Schwarzer! Deshalb also Dunkler Lauscher.«
    »Und im Lauschen ist er wirklich perfekt! Am Computer hat er schon so manche üble Machenschaft aufgedeckt. Hat er mir jedenfalls erzählt. Wir sollten jetzt nach Stella sehen.«
    Mark nickte. Denselben Gedanken hatte er auch gehabt. Doch bevor beide noch etwas unternehmen konnten, erschien Lauschers lachendes Gesicht in der Tür des Wohnmobils. Colonel Heyser hatte DiCampo im Gegensatz zu seinem Komplizen noch nicht abführen lassen, weil nicht sicher gewesen war, ob für die Abschaltung des Intruders noch einmal seine Hilfe vonnöten sein würde. Aus diesem Grund konnte der dunkle Rastalockenkopf dem Intruder-Projektleiter nun auch ein zuckersüßes Lächeln schenken.
    »Hättest nicht gedacht, mich so bald wieder zu sehen, was, amico mio?«
    DiCampo spuckte Blut – bei seinem Sturz musste er sich auf die Zunge gebissen haben. »Ich hätte mir

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