Das Netz der Schattenspiele
denken können, dass Sie hinter dieser albernen Ansichtskarte stecken, Brown.«
»Na ja, jetzt können Sie ja in Ruhe über alles nachdenken.« Das Lächeln des Lauschers wurde noch breiter. »Sie haben nämlich einen längeren Urlaub auf einer schönen Insel gewonnen, Alban. Wünsche gute Erholung.«
»Sie Schwachkopf können mich mal! Sie werden gegen mich nie genug in die Hand bekommen. In spätestens drei Tagen bin ich wieder in Amt und Würden und werde Sie über den ganzen Globus jagen.«
»Abwarten und Tee trinken, Alban. Apropos Schwachkopf: In drei Monaten ist Welt-Organspenden-Tag. Schon mal dran gedacht, Ihr Gehirn zur Verfügung zu stellen, gleich jetzt meine ich?«
DiCampo bäumte sich kurz gegen die vier starken Hände auf, die ihn fest hielten. Am liebsten wäre er wohl dem Lauscher an die Gurgel gegangen. Doch dem zangenartigen Griff der FBI-Beamten konnte er sich nicht entwinden. Stattdessen spuckte er ein weiteres Mal Blut.
»Können wir ihn wegschaffen?«, wandte sich Colonel Heyser an den Lauscher.
Der nickte. »Nur zu. Unser Sternchen in dem Truck da drüben wird hoffentlich bald zu sich kommen. Ich habe die Aufweckprozedur eingeleitet und die übrige Bedienmannschaft informiert.«
»Mich braucht ihr im Moment ja wohl nicht mehr«, sagte Friedman. »Ich benachrichtige die Einsatzleitung über den Stand der Dinge. Wir sehen uns später, Leute.«
Mark hob wie zum Abschied die Hand.
Und von der erhöhten Warte des Wohnmobils herab widmete der Lauscher nun sein ungeteiltes Lächeln dem erleichterten Elternpaar.
»Na, wie habe ich das gemacht?«
»Kommen Sie runter und lassen Sie sich umarmen«, antwortete Mark strahlend.
Lauscher sprang aus dem Wagen und nahm die Einladung an. »Im richtigen Leben heiße ich übrigens Barney, Barney Brown. Hab’s gern einfach und informell. Geht das klar?«
»Kein Problem, Barney. Ich bin Mark. Aber das weißt du ja schon.«
»Ein heller Kopf, unser Lauscher«, sagte Viviane lächelnd.
»So helle, dass sich davon meine Haare rollen«, lachte Barney.
»Du musst mir später unbedingt ausführlich erzählen, wie ihr das hier«, Mark deutete mit einer raumgreifenden Geste auf die zahlreichen FBI-Leute, »zustande gebracht habt. Aber jetzt muss ich mich um Stella kümmern. Eines würde mich aber doch noch interessieren: Woher hast du deine Informationen über das Intruder-Projekt? Ich dachte, es sei so geheim, dass nicht einmal der Name nach außen dringen dürfe.«
»Ist es auch. Aber ich war mal drinnen. Hab zu DiCampos erster Mannschaft gehört. Als dann die Unfälle mit Tom Winfield und Ian McCubbin passierten, hatte ich ein für alle Mal von der NSA die Nase voll. Hab mich von diesem Zeitpunkt an als Ethical Hacker durchgeschlagen, also mit Erlaubnis von Firmenbossen die Sicherheit ihrer Computer und Netzwerke ausgetestet. Hin und wieder fordert mich auch die Computer Crime Squad des FBI an. War ganz nützlich, dieser Kontakt; hat ja dann auch Viviane und mir sogar den Weg zum Präsidenten geebnet.«
»Der Präsident hat höchstpersönlich diesen Einsatz befohlen?«, fragte Mark erstaunt.
Barney nickte grinsend. »Hat sofort grünes Licht gegeben, als er hörte, dass die Enkelin seines alten Juraprofessors zur Rettung der Nation ausgezogen ist und nun in der Klemme steckt.«
Mark musterte Barney von Kopf bis Fuß. Schmunzelnd registrierte er die Aufschrift seines T-Shirts. »Starke Kryptografie für alle!«, stand darauf.
»Bist schon ein echt schräger Vogel, Barney, aber du gefällst mir. Kann es sein, dass wir uns schon einmal irgendwo begegnet sind?«
Barneys Grinsen wurde wieder breiter. »Hab mich schon gefragt, ob du auch von selbst drauf kommst, Professor. Als du noch als Doktorand in Berkeley gearbeitet hast, hab ich einige Vorlesungen bei dir besucht.«
»Und hin und wieder einige ziemlich respektlose Fragen gestellt!« Mark lachte. »Jetzt erinnere ich mich! Komisch, als ich zum ersten Mal deinen Nick Name in Stellas Reiseprotokoll las, kam er mir gleich irgendwie bekannt vor.«
»An der UC war ich noch The Dark Discoverer – dieselbe Hautfarbe, ähnliche Mission. Der Dunkle Entdecker hat schon damals eine Menge interessanter Sachen im Cyberspace ausgegraben, die andere Leute lieber unter den Datenteppich gekehrt hätten.«
Mark klopfte Barney auf die Schulter. »Alles klar, jetzt bin ich wieder auf dem Laufenden. Danke, mein Freund. Aber nun lass Viviane und mich erst einmal nach Stella sehen.«
Barney setzte sich gemeinsam mit
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