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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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guter Laune sprühte, zerstreute ihre Zweifel.
    »Aber der BND ist doch eine Behörde«, gab sie zu bedenken. »Und Deutschland ist nicht gerade eine Bananenrepublik. Du hast selbst gesagt, dass deine Erfindung bei der Bekämpfung des organisierten Verbrechens eingesetzt werden könnte. Wäre es wirklich so schlimm, wenn auch der Bundesnachrichtendienst dein SKULL hätte?«
    »Mehr als das, Sternchen. Um die Sicherheit von SKULL zu testen, habe ich ein Programm entwickelt, das die Fähigkeiten jedes Virus oder sonstiger böswilliger Software übertrifft. Es ist in der Lage, praktisch jedes Computersystem zu infizieren. Teile dieser Software sind inzwischen sogar in SKULL selbst eingeflossen, weil mein Sicherheitssystem imstande sein sollte, sich gegen Angreifer aktiv zu verteidigen. Der SKULL-Tester an sich ist harmlos. Er kann gar keinen Schaden anrichten. Aber wenn er in falsche Hände geriete, könnte er leicht zu einer gefährlichen Waffe werden.«
    »Einer Waffe? Ist das nicht reichlich übertrieben?«
    »Die amerikanische National Security Agency hat starke Datenverschlüsselungsverfahren bis vor kurzem sogar als Waffen eingestuft und ihre Ausfuhr unterbunden. Unterschätz nicht die Möglichkeiten eines Softwareprogrammes, Sternchen. Ein Geheimdienst wie die NSA könnte damit das gesamte Internet abhören, in praktisch jeden Rechnerverbund einbrechen. Hast du eine Ahnung, wie viele von unseren persönlichen Daten in Computern gespeichert sind?«
    Stella zuckte die Schultern.
    »Praktisch alle! Zumindest in den industrialisierten Ländern existiert jeder Mensch zweimal: zum einen aus Fleisch und Blut und zum anderen als virtuelles Geschöpf aus Bits und Bytes. Noch sind die einzelnen Bestandteile dieser elektronischen Version unseres Ichs in vielen verschiedenen Computern abgespeichert, was den Missbrauch erschwert. Mit meinem Programm könnte man allerdings spielend in diese Rechner eindringen und alle gewünschten Informationen zusammenführen. Nichts wäre mehr geheim. George Orwells Neunzehnhundertvierundachtzig würde schlagartig Realität werden: Big Brother is watching you – der Große Bruder würde uns überall und zu jeder Zeit belauschen. Es gab schon einmal eine Ära in unserem Land, als gewisse Menschen nur noch tätowierte Nummern waren, Sternchen. Einer Zahl das Mitgefühl zu entziehen, fällt viel leichter als es einem Menschen zu versagen. Ich möchte nicht derjenige sein, der solchen Umtrieben die technische Grundlage verschafft.«
    »Aber leben wir denn nicht in einem demokratischen Staat? Ich meine, es gibt doch so etwas wie Datenschutzbeauftragte. Die würden das doch niemals zulassen.«
    Mark musste lächeln. »Entschuldige, Sternchen, ich lache dich nicht aus. Aber du darfst dir da nicht zu große Hoffnungen machen. Wenn die Bundesrepublik nicht den nationalen Lauschangriff startet, dann ein anderes Land. Der BND reicht sein Superlauschprogramm an die NSA weiter oder an eine befreundete Schwesterbehörde und dann setzen die sich eben über die Privatsphäre ihrer Bürger hinweg. Vor einiger Zeit habe ich im Time Magazine über den amerikanischen Geheimdienst gelesen, er präpariere Hard- und Softwarekomponenten, um sie ›feindlichen Nationen‹ zuzuspielen. Du siehst also, wie vertrauenswürdig staatliche Institutionen wirklich sind. Aber nehmen wir einmal an, der BND und all seine Verbündeten wären wirklich über jeden Zweifel erhaben. Was dann? Nun, dann kommt einfach ein feindlicher Geheimdienst, stiehlt sich die Technologie von unseren Freunden und wendet sie ohne jeden Skrupel an. Nein, die Menschen werden nie auf Dauer dem Drang widerstehen können, eine neuartige Technik einzusetzen, wenn sie sich davon einen Vorteil erhoffen – wie verwerflich und unmoralisch diese Technologie auch sein mag. Wie gesagt, ich möchte wirklich nicht derjenige sein, der die Büchse der Pandora öffnet.«
    »Und wie willst du verhindern, dass es jemand anderer macht?«
    »Irgendwann wird es einer tun. Aber noch bin ich in der Lage, mit SKULL so gut wie jeden Hackerangriff abzuwehren. Wer das Programm einsetzt, kann sich einigermaßen sicher fühlen.«
    »Aber du hast doch dieses Testprogramm entwickelt, das sich überall Zugang verschafft. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass jeder dein Sicherheitssystem einsetzen wird, dürfte es ein ziemliches Fiasko sein, wenn dir einer deinen Super-Cracker stiehlt.«
    Mark lächelte bitter. »Damit hast du natürlich Recht. Das ist ja der Grund, warum ich so

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