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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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den kriminellen Elementen Schritt zu halten.«
    »Tun Sie doch nicht so, als sei der BND eine reine Pfadfindertruppe«, konterte Salomon heftig. »Sie arbeiten eng mit der amerikanischen NSA zusammen, und dass diese praktisch jedes Telefonat, jedes Fax und auch jede E-Mail auf diesem Planeten abfängt und durch ihre Filter laufen lässt, ist in Fachkreisen hinlänglich bekannt.«
    »Wir können nicht für unsere amerikanischen Kollegen sprechen, Professor. Die Vereinigten Staaten verfolgen ihre eigene Politik.«
    »Und welches Ziel verfolgen dann Sie? Warum sind Sie hier?«
    »Wir denken, jemand ist in den Besitz Ihrer Zugangstechnologie gelangt, Professor Kalder.«
    »Ausgeschlossen. Ich verwende ein mehrstufiges Sicherheits-System für mein SKULL-Testprogramm…«
    »Das ist uns bekannt.«
    Es trat eine kurze Pause ein. Salomon musste diese Information wohl erst einmal verdauen. »Dann haben Sie mich also die ganzen Jahre hindurch weiterhin beobachtet.«
    »Nur aus der Ferne, Professor Kalder. Nur aus der Ferne. Allerdings haben wir den Code für Ihre Software nicht geknackt, um gleich Ihrer nächsten Frage zuvorzukommen. Sie sind einfach zu gut für uns, Professor.«
    »Versuchen Sie jetzt bitte nicht mir zu schmeicheln! Wie soll ich denn an den Computerpannen der letzten Tage schuld sein, wenn selbst Sie mir die Sicherheit meines Systems bescheinigen?«
    »Um ehrlich zu sein, das wollten wir eigentlich von Ihnen erfahren, Professor.«
    Wieder trat ein kurzes Schweigen ein. Dann klang Salomons Antwort wesentlich moderater. »Bestimmt gibt es in Ihrer Behörde eine dicke Akte über mein SKULL-Projekt und das dazugehörige Testprogramm. Das jedoch – und damit erzähle ich Ihnen zweifellos nichts Neues – enthält keinerlei maliziöse Softwarekomponenten. Es dringt lediglich in ein Computersystem ein und hinterlässt eine Visitenkarte.«
    »Einen elektronischen ›Fingerabdruck‹. Das wissen wir in der Tat«, gab der BSI-Beamte unumwunden zu. »Es handelt sich dabei um ein japanisches Wort, von Ihnen als sinntragender Name für ein Spiel vorgesehen, das Sie in Kürze auf den Markt bringen werden – übrigens, viel Erfolg dabei.«
    »Danke. Damit verpassen Sie meiner Software gewissermaßen das staatliche Gütesiegel für Harmlosigkeit. Wie in aller Welt soll es Elektrizitätswerke ausschalten und Krankenhäuser lahm legen…?«
    »Und jahrhundertealte, unersetzbare Manuskripte zerstören«, vervollständigte Hartmanns weniger umgängliche Stimme die Schadensliste.
    »Wie bitte? Was haben kollabierende Computer mit alten Handschriften zu tun?«
    »Sehr viel, Professor Kalder. Wenn diese Rechner zum Beispiel die Sprinkleranlage einer Bibliothek steuern und sie dann ohne Anlass auslösen. Genau das ist nämlich vor zwei Stunden in Washington passiert. Einige der kostbarsten Dokumente der Vereinigten Staaten sind durch die Wasserschäden nun wohl für immer verloren.«
    »Wissen Sie, dass mich diese Nachricht mehr als alles andere schmerzt?«, sagte Salomon nach einer Weile zerknirscht. »Dass die Computer selbst unsere Schätze aus den vorelektronischen Epochen beherrschen, war mir bisher nicht bewusst geworden.«
    »Und doch ist es so«, hörte Stella nun wieder Reithammers Stimme. »Ich habe den Eindruck, Ihre Betroffenheit ist echt. Das beruhigt mich, zeigt es mir doch, dass ich mich offenbar nicht in Ihnen getäuscht habe, Professor Kalder. Dennoch muss ich Ihnen eine unangenehme Nachricht mitteilen.«
    Zögern. Dann: »Und die wäre?«
    »Auf keinem der kollabierten Computer konnten irgendwelche Fremdprogramme entdeckt werden, weder ein Virus noch ein Wurm, auch die Log-Dateien weisen keine verräterischen Spuren auf…«
    »Aber?«
    »In den ersten vier der zusammengebrochenen Rechnersysteme haben die Ermittlungsbehörden einen ›Fingerabdruck‹ entdeckt, ein all diesen Fällen gemeinsames Kennzeichen, durch Zufall nicht zu erklären. Auf jeder Boot-Festplatte der Computer befand sich eine Signatur und immer in einem Plattenbereich, der als so genannter Bad Block gekennzeichnet ist. Das ist…«
    »… ein Festplattenbereich, der vom Betriebssystem nicht mehr beschrieben wird, weil es ihn für beschädigt hält«, vollendete Salomon die technischen Ausführungen des Beamten. Seine Stimme klang seltsam monoton aus dem Lautsprecher von Stellas Telefon. »Lassen Sie mich gleich auch den Rest erzählen: Der ›Fingerabdruck‹, von dem Sie gesprochen haben, besteht aus fünf Buchstaben: K-A-G-E-E.«
    Stella

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