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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stimme.
    »Es wäre dumm von mir, dies zu leugnen, Professore. Aber genau hier ist der Punkt, wo wir unseren Hebel ansetzen müssen.«
    »Mit ›Hebel‹ meinen Sie vermutlich Ihr Intruder-Projekt?«
    DiCampo nickte theatralisch. Jetzt war er in seinem Element. »Und damit sind wir beim Kapitel Intruder angelangt. Der Internet Robot for Ulterior Deprivation and Evation of Restrictions ist nicht, wie man aufgrund des Namens vermuten könnte, ein echter Roboter. Es handelt sich dabei vielmehr um ein halbautomatisches Navigierungssystem, mit dessen Hilfe sich Menschen – wir nennen sie Cybernauten – intuitiv und rasend schnell durch das Internet bewegen und in verdächtige Computersysteme eindringen können. Da es uns in erster Linie ja um die Verbrechensbekämpfung und -vereitelung sowie um die Abwehr von Spionageangriffen geht«, DiCampo holte tief Atem, wohl in der Erwartung eines kritischen Einwurfs vonseiten Salomons, »benötigen wir in Zukunft immer bessere technische Hilfsmittel zur Spurensuche im weltweiten Netz. Außerdem schützen sich inzwischen auch Personen und Organisationen mit unlauteren Motiven durch Sicherheitssysteme, die wir erst einmal überwinden müssen, wollen wir ihnen das Handwerk legen. Aus diesen Gründen wurde Intruder entwickelt.«
    »Und was ist jetzt das eigentlich Neue an diesem Intruder, abgesehen von den eingebauten ›Nachschlüsseln‹? Was macht ihn, im Gegensatz zu einem herkömmlichen Web-Browser, so schnell?«, erkundigte sich Benny, jetzt schon forscher als bei seiner ersten Wortmeldung.
    DiCampo lächelte wie ein stolzer Chefkoch, der den Gästen endlich sein Omelette Surprise servieren darf. »Intruder bedient sich dabei eines Verfahrens, das wir als ›kontrollierte Assoziations-Stimulation‹ bezeichnen…«
    »Im Englischen abgekürzt mit CAS«, murmelte Salomon lauter als beabsichtigt.
    »Exakt, Professor Kalder!«, freute sich DiCampo über die aktive Mitarbeit. »Durch das CAS-Verfahren werden im Bewusstsein des Cybernauten bestimmte Reize ausgelöst, die er im Umfeld eines Wachtraums wahrnimmt. Das Internet wird für ihn also zum Cyberspace, wobei die individuelle Phantasie des Cybernauten selbst bestimmt, wie diese virtuelle Welt, durch die er sich bewegt, ausgestaltet ist.«
    Im Konferenzraum erhob sich Gemurmel. Den meisten behagte der Gedanke überhaupt nicht, das eigene Bewusstsein einer Maschine anzuvertrauen.
    Stella nutzte die Ablenkung, um ihren Vater mit dem Ellenbogen anzustoßen. Als er sie anblickte, deutete sie mit dem Kopf zur Tür hin. Salomons Augen wanderten kurz in die angezeigte Richtung und kehrten sofort wieder zurück. Als ihr Vater nur mit den Schultern zuckte, suchte Stella nun selbst nach dem Roten John. Sie fand ihn auch in der Nähe des Eingangs, doch der große Mann hatte sich nun abgewandt und unterhielt sich leise mit Townsend.
    Inzwischen hatte sich die Unruhe im Raum einigermaßen gelegt, sodass Agafs entrüstet klingende Stimme allseits Gehör fand.
    »Heißt das, Sie kontrollieren das Gehirn Ihrer ›Cybernauten‹?«
    DiCampo bemerkte wohl, dass die Stimmung seiner Zuhörer wegen ethischer Bedenken umzuschlagen drohte, und erklärte hastig: »CAS bedeutet keine Wesenskontrolle. Die Erforschung des menschlichen Gehirns ist noch lange nicht so weit, dass wir es wie einen Computer programmieren könnten. Abgesehen von einigen viel versprechenden Ansätzen sind wir leider auch noch nicht in der Lage, differenzierte Befehle aus unserem Bewusstsein direkt in Steuerungsanweisungen umzusetzen.«
    »Also einen gedachten Text direkt am Bildschirm erscheinen zu lassen?«, fragte Kimiko.
    »So ist es. Die Japaner sind in der kommerziellen Forschung auf diesem Gebiet bisher am weitesten fortgeschritten. Sie können bereits mittels Gedankenkraft einige plumpe Schaltvorgänge veranlassen.«
    »Und wie steht es mit der militärischen Forschung?«, fragte Salomon. »Die NSA ist doch dem amerikanischen Verteidigungsministerium unterstellt. Ich möchte wetten, Sie sind den Japanern schon einen Schritt voraus, Dr. DiCampo.«
    Der Projektleiter grinste listig. »Zwei Schritte, Professor Kalder. Mindestens zwei Schritte. Eine unserer bahnbrechenden Erfindungen ist die so genannte Neuro-Aktivitäts-Resonanz-Sonde…«
    »Kurz: NARS.«
    »Ganz richtig, Professor.«
    Salomon beugte sich am Tisch vor und blickte dem Projektleiter argwöhnisch ins Gesicht. »Ich hoffe doch sehr, Sie verwenden hierzu nicht die PET-Technik, die auf der Messung von

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