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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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können und ob Ihnen unbegrenzter Zugang ins Internet oder in andere Kommunikationsdienste gewährt wird, kann ich im Augenblick nicht sagen. Die Entscheidung darüber hat sich der Chef vorbehalten.«
    »Sie meinen DiCampo.«
    Friedman nickte.
    »Wie lange gehören Sie schon seiner Gruppe an, Walter?«
    Friedman lächelte verschwörerisch. »Sie können sich denken, dass ich Ihnen darauf eigentlich gar nicht antworten darf. Aber ganz unter uns: Es sind gerade erst acht Tage, und ginge es nach mir, würden es auch nicht viel mehr.«
    Salomon zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Der Italiener – hier nennen DiCampo alle nur so – ist besessen von seinem Intruder-Projekt.« Friedmans Stimme war zu einem Raunen geworden. Gleichzeitig deutete er mit dem Kopf zur angelehnten Tür hin, als stünde der kleine Projektleiter auf dem Flur und lauschte. »Alles muss sich völlig und absolut dem Projekt unterordnen. Ich sehe zu, dass ich schleunigst wieder in meine alte Abteilung versetzt werde.«
    »Mir scheint, Sie haben im Team einiges zu sagen. Erstaunlich, wenn Sie erst so kurze Zeit an Bord sind.«
    »Sie sind ein Skeptiker, Mark. Aber das gefällt mir an Ihnen. Während meiner bisherigen Tätigkeit war diese Eigenschaft manchmal sogar lebenswichtig. Ich bin im Team für die Sicherheit zuständig. DiCampo meinte wohl, ich sei aufgrund meiner beruflichen Vergangenheit qualifiziert dazu.«
    »Wo haben Sie früher gearbeitet, Walter?«
    »Das, Mark, geht Sie nun wirklich nichts an. Aber die NSA ist eine ziemlich große Behörde und hat nicht nur solche Jobs wie diesen hier oder andere von der Art zu bieten, die Sie immer so leidenschaftlich verteufeln.«
    Salomon nickte. »Haben Sie eine Ahnung, warum der Italiener gerade Sie für sein Projekt angefordert hat? Abgesehen von Ihren Fähigkeiten in der Sicherheitsüberwachung, meine ich.«
    Friedman zuckte die Achseln und grinste schief. »Ich nehme an, er hatte gerade niemanden, der fließend Deutsch spricht und bereit war, für weniger als vierundzwanzig Stunden nach Europa zu fliegen.« Der NSA-Agent blickte auf seine Armbanduhr. »Ich muss jetzt weiter. Denken Sie bitte daran, dass Sie in zwanzig Minuten im Sicherheitsbüro sein müssen. Dort nehmen wir Ihre biometrischen Daten auf, damit Sie sich etwas freier in diesem Loch bewegen können. Wir sehen uns später.«
     
     
    Pünktlich erschienen Stella und Salomon im Sicherheitsbüro. Dort mussten Sie Sprachproben abgeben und sich ein Passwort für den elektronischen Pförtner ausdenken. Stella entschied sich spontan für »Starlet«. Außerdem hatten Sie jeweils den rechten Daumen einem Fingerabdruckscanner zu präsentieren und ihre Gesichter einer Digitalkamera. Derart vermessen und mit einem Badge, einem Ansteckkärtchen mit Foto und Namen, versehen, durften sie sich nun frei in dem unterirdischen Labor bewegen.
    Wie Stella und ihr Vater schnell herausbekamen, bedeutete »frei« in diesem Fall nicht »grenzenlos«. Es gab immer noch einige Räume oder ganze Trakte in dem verzweigten unterirdischen Komplex, die ihnen verschlossen blieben. Dazu gehörte auch das gesamte sechste Untergeschoss des Bunkers. Und der Arbeitsplatz von Alban Cesare DiCampo.
    Stella fragte ihren Vater auf dem Weg zum Büro des Projektleiters, ob ihm der Rote John in irgendeiner Weise aufgefallen sei. Doch Salomon meinte nur, er habe während des Meetings zwar bemerkt, dass der Riese wenig Sitzfleisch besäße, aber das sei schließlich nicht verdächtig. Und dass er sie unablässig angestarrt habe, läge wohl eher an seinem unverdauten Groll gegenüber den deutschen Lästermäulern. Die wenig schmeichelhaften Bemerkungen über die NSA seien für einen leicht erregbaren Amerikaner mit der üblichen Portion Patriotismus – und als einen solchen habe man den Roten John wohl anzusehen – vielleicht doch ein bisschen zu viel gewesen. Er, Salomon, habe sich jedenfalls vorgenommen, dem Hünen für den Rest dieses Einsatzes aus dem Weg zu gehen, und dasselbe empfehle er auch Stella.
    Kaum hatten die Kalders den Fahrstuhl im ersten Untergeschoss verlassen, da liefen sie auch schon gerade dem Mann über den Weg, der sie die letzten Minuten beschäftigt hatte. Stella erschrak, wenn sie auch nicht recht wusste, warum. Der Riese, der im Bus noch sehr temperamentvoll aufgetreten war, machte nun einen eher trägen Eindruck. Er kam wie zufällig von links auf den Fahrstuhl zu, deutete, ohne ein Wort zu sagen, mit dem Kopf nach rechts den Gang hinunter und ging

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