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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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dann voran.
    Jetzt, im direkten Vergleich, fiel Stella erst der beängstigende Größenunterschied zwischen ihrem gewiss nicht zwergenhaften Vater und dem Roten John auf, der fast zwei Meter maß. Anders als sein Chef hatte sich John dem lockeren Kleidungsstil der Computerfreaks angepasst. Er trug schwarze Jeans und ein grünes Poloshirt, das – obwohl es an der kurzen Knopfleiste offen stand – über der tonnenförmigen Brust auffällig spannte. Aus den kurzen Ärmeln quollen Arme, dicker noch als Stellas Oberschenkel. Wie gut, dachte sie, dass Friedman im Bus für diesen leicht erregbaren Muskelberg das rechte Wort gefunden hatte.
    An DiCampos Bürotür befand sich eine jener Pförtnersäulen, die jeweils einen neuen Sicherheitsabschnitt markierten. Der Rote John legte seinen Daumen auf den Abdruckscanner, blickte in die Kamera und sagte: »Feuertanz.« Es ertönte ein leiser Summton und die Tür sprang einen Spaltbreit auf.
    Salomon sah den Hünen erstaunt an und bemerkte wohlwollend: »Wesentlich einfallsreicher als ›Mickymaus‹.«
    Der Rote John ließ sich nicht verunsichern und erwiderte: »Mit Ihren Referenzdaten haben Sie keinen Zutritt zu diesem Büro. Sie werden Ihren Wurm wahrscheinlich auch so einfangen.«
    »Na fein«, entgegnete Salomon gut gelaunt. »Dann können wir ja wieder den Fahrstuhl nach unten nehmen.«
    »Kommen Sie bitte herein, Professor Kalder«, ertönte in diesem Moment DiCampos Stimme aus dem Türschlitz.
    Salomon drückte mit der Hand die Tür auf und schob sich an dem NSA-Mann vorbei. Stella folgte ihm auf dem Fuß.
    »Wie ich sehe, haben Sie sich mit Mr. McMulin schon bekannt gemacht«, empfing DiCampo seine Gäste. Er war hinter seinem wuchtigen Schreibtisch aufgesprungen und kam ihnen mit ausgebreiteten Armen entgegen. Der Mann wirkte wie ausgewechselt.
    »McMulin?«, fragte Salomon. »Bisher war er mir nur als John bekannt.«
    »John McMulin, ja. Er geht mir bei so manchen Dingen zur Hand. Ein sehr zuverlässiger Mann!«
    Der so Gelobte war nun ebenfalls eingetreten und hatte sich einen Stehplatz in der Nähe der Tür gesucht.
    Salomon schien an diesem Dialog wenig Gefallen zu finden, denn er erwiderte distanziert: »Schön für Sie, Dr. DiCampo. Doch nun nennen Sie uns bitte den Grund, warum Sie meine Tochter und mich wirklich in Ihr Büro gebeten haben. Es dürfte sich dabei doch sicher nicht um eine Fortsetzung unseres fachlichen Disputs aus dem Konferenzraum handeln, oder?«
    »Ich schätze Männer mit analytischem Verstand, Professor Kalder. Deshalb bedaure ich es wirklich, dass Sie die Tätigkeit meiner Behörde ausschließlich in der Farbe Schwarz malen. Ich hoffe, durch unsere gemeinsame Arbeit werden auch ein paar hellere Töne in Ihr Bild von der NSA kommen. Aber um ehrlich zu sein, geht es mir wirklich zunächst um andere Themen. Setzen Sie sich doch bitte.«
    DiCampo wies Stella und Salomon einen Platz in der Sitzecke an, die in sein nicht sehr großzügiges Büro irgendwie noch hineingezwängt worden war. Er plauderte kurz über die beengten Verhältnisse in staatlichen Bunkern und bot seinen Gästen Kaffee an. Salomon lehnte ab.
    »Eine Cola wäre mir lieber«, meinte Stella, worauf sich John auf den Weg zum nächsten Kühlschrank machen musste, was ziemlich genau in ihrer Absicht lag. Die Nähe des stets finster dreinblickenden Roten John war ihr nicht geheuer.
    »Eine Zigarette?«, fragte DiCampo und hielt Salomon eine Schachtel entgegen.
    »Nein, danke. Ich achte auf meine Gesundheit.«
    DiCampo überging diesen kleinen Seitenhieb mit einem Lächeln und sagte, mit der Rechten schon in die Schachtel greifend: »Aber Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn ich… ?«
    »Ich würde es bevorzugen, wenn Sie’s unterließen.«
    Dem Projektleiter fiel es sichtlich schwer, diese Einschränkung im eigenen Büro hinzunehmen. »Sie scheinen mir ein Mann zu sein, der kompromisslos für seine Überzeugung eintritt, egal, worum es sich dabei handelt.«
    Salomon machte Anstalten, sich zu erheben. »Das ist natürlich Ihr Büro, Dr. DiCampo. Sie können hier rauchen, so viel Sie wollen. Nur möchte ich dann nicht dabeisitzen. Rufen Sie mich einfach wieder, wenn…«
    »Nicht doch, Professor«, fuhr der kleine Mann dazwischen, während er mit den Händen wild gestikulierte, »nicht doch. Bitte setzen Sie sich wieder. Ich kann auf die Zigarette auch gut verzichten, aber machen Sie es mir bitte nicht so schwer.«
    Salomon nahm wieder Platz. Stella, die das Spiel ihres Vaters

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