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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Verrückte! Wie kannst du bloß so blind sein? Sieh mich doch an, sieh in meine Augen–weißt du dann immer noch nicht, wer mein Vater ist? Ich bin die erste Audrina, nicht du! Dein Papa ist auch mein Vater! Ich bin die Älteste und sollte an erster Stelle stehen, nicht du! Papa hat sich mit meiner Mutter getroffen, ehe er deine Mutterüberhaupt kennengelernt hat, und er hat meine Mutter geschwängert. Dann hat er deine Mutter gesehen, sie war jünger und hübscher. Aber er sagte kein Wort zu meiner Mutter, bis sie ihm erzählte, daß sie mit mir schwanger sei. Er weigerte sich zu glauben, daß er der Vater war, und zwang meine Mutter, die Stadt zu verlassen. Und diese dumme Frau, meine Mutter, tat genau das, was er wollte. Und die ganze Zeit über hat sie gedacht, daß er sie heiraten würde, wenn sie zurückkommen und er mich sehen würde, sehen würde, wie hübsch ich war. Ich war erst ein Jahr alt, und sie hatte mich so hübsch zurechtgemacht, daß er beeindruckt sein mußte–aber er war nicht beeindruckt, denn er hatte in der Zwischenzeit deine Mutter geheiratet. Ach, Audrina, du hast keine Ahnung, wie sehr ich ihn für das, was er mir und meiner Mutter angetan hat, hasse und verachte. Ich war erst ein Baby und wurde von meinem eigenen Vater zurückgestoßen. Er hat mir nie auch nur irgend etwas von den Dingen gegeben, dir mir rechtlich zustanden. Er will dir dieses Haus hinterlassen und all sein Geld außerdem. Das hat er meiner Mutter erzählt–aber es gehört mir! Alles hier sollte mir gehören!«
    Sie schluchzte und schlug nach mir. Geschickt wich ich ihrem Schlag aus und sprang beiseite. Vera wirbelte herum, hieb in ihrer irren Wut nach Sylvia. Diese fiel flach aufs Gesicht und schrie aus vollem Hals.
    In diesem Augenblick ging ich auf Vera los und brüllte: »Schlag Sylvia nie wieder, Vera!«
    Ich stieß Vera zu Boden, hockte mich auf ihren Brustkorb und hielt sie nieder. Sie wand sich und versuchte, mir die Augen auszukratzen. Sie wehrte sich heftig, ihre langen, scharfen Nägel drohten mein Gesicht zu zerkratzen. Sylvia kreischte immer noch. Ich sprang auf die Füße und lief zu ihr, um sie auf den Arm zu nehmen.
    Vera gelang es schließlich, sich an einem Stuhl hochzuziehen. Sie taumelte auf die Tür zu, in den Korridor hinaus. Aber sie bemerkte das kleine Kristall nicht, mit dem Sylvia gespielt hatte. Sie trat drauf, verlor das Gleichgewicht und stürzte erneut zu Boden.
    Sylvia heulte kummervoll auf, aber es war Vera, die am lautesten schrie. Als ich hinschaute, sah ich überrascht große Blutlachen am Boden.
    Mit Sylvia auf dem Arm lief ich zu meiner Tante. »Tante Elsbeth, komm schnell! Vera blutet mein ganzes Schlafzimmer voll!«
    Gleichgültig sah meine Tante mich an; ihr Kinn war weiß von Mehl.
    »Sie blutet wirklich, und das Blut läuft ihr an den Beinen entlang…«
    Erst jetzt ging meine Tante zum Spülbecken, um sich das Mehl von den Händen zu waschen. Sie trocknete sie an ihrer fleckenlosen, weißen Schürze ab. »Na, dann komm. Vielleicht brauche ich deine Hilfe. Dieses Mädchen hat eine wilde, selbstzerstörerische Ader in sich, und es kann gut sein, daß sie es geschafft hat, sich gewaltigen Ärger aufzuhalsen.«
    Wir kamen noch rechtzeitig, um Vera auf dem Boden herumkriechen zu sehen, die Kleider blutdurchtränkt. Weinend und jammernd kroch sie durch die Blutlachen: »Das Baby…ich habe mein Baby verloren…«
    Als wir eintraten, hob sie ihr wildes, verzweifeltes Gesicht. Ich drückte Sylvia an mich.
    »Warst du schwanger?« fragte meine Tante kalt, tat nichts, um ihrer Tochter zu helfen.
    »Ja!« schrie Vera und tastete noch immer im Blut herum. »Ich muß dieses Baby haben! Ich muß es haben!
    Ich brauche dieses Baby! Es ist meine Fahrkarte heraus aus dieser Hölle, und jetzt ist es fort. Hilf mir, Mammi, hilf mir, mein Baby zu retten!«
    Meine Tante warf einen Blick auf all das Blut. »Wenn du es verloren hast, um so besser.«
    Vera sah aus wie eine Wahnsinnige. Ihr Blick wurde wild, ihre Finger krampften sich um einen riesigen Blutklumpen, den sie nach ihrer Mutter schleuderte. Er traf die Schürze meiner Tante und fiel mit einem dumpfen Ton auf den Boden. »Jetzt wird er mich bestimmt nicht mitnehmen«, heulte Vera.
    »Putz den Dreck fort, den du hier gemacht hast, Vera«, befahl meine Tante, packte mich an der Hand und versuchte, mich fortzuziehen. »Wenn ich zurückkomme, wünsche ich, daß dieses Zimmer so sauber ist, wie es heute morgen war. Nimm für den Teppich kaltes

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