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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Wasser.«
    »Mutter«, weinte Vera und sah jetzt sehr schwach aus, einer Ohnmacht nahe, »ich hatte gerade eine Fehlgeburt, und du machst dir Sorgen wegen eines Teppichs?«
    »Der Orientteppich ist wertvoll.«
    Meine Tante schloß die Tür hinter uns und schob mich vor sich her. Sylvia wimmerte noch immer. »Ich hätte wissen müssen, daß es so kommt. Sie ist nicht gut, genau wie ihr Vater.«
    Sie machte eine Pause, schien nachzudenken, ehe sie hinzufügte: »Und doch hat er auch andere Kinder gezeugt, ohne diese Makel…«
    Mir war übel, aber ich fand dennoch den Mut zu fragen: »Ist Vera wirklich Papas Tochter?«
    Ohne eine Antwort eilte meine Tante in die Küche zurück, wo sie sich unverzüglich die Hände wusch und sie miteinerBürsteschrubbte.Sieschleuderteihreschmutzige Schürze ins Waschbecken, füllte es mit kaltem Wasser und nahm dann eine frische aus dem Wäscheschrank. Die Schürze war strahlend weiß und hatte scharfe Bügelfalten. Sobald Tante Ellie die Bänder gebunden hatte, rollte sie weiter den Teig aus, den sie liegengelassen hatte.
    »Du siehst blasser aus als sonst«, bemerkte Papa zu Vera gewandt. »Bist du krank? Eine Grippe oder so etwas? Wenn ja, dann solltest du in der Küche essen, anstatt deine Viren zu verbreiten.«
    Der Blick, den Vera ihm zuwarf, war so haßerfüllt, daß er hätte töten können. Sie stand auf und ließ ihr Abendessen zurück. Sie tat mir leid, als ich zusah, wie sie schwach aus dem Zimmer taumelte. Sie hinkte immer besonders stark, wenn sie müde war. »Vera, kann ich dir irgendwie helfen?« rief ich.
    »Geh zum Teufel!«
    Vera versuchte nicht einmal, meinen Teppich von all dem Blut zu säubern. Sie überließ das einfach mir. Stunden kniete ich an jenem Abend vor dem Teppich, ehe ich zu Bett ging, und versuchte, das Blut zu entfernen. Meine Tante kam herein, sah, was ich tat, ging und kehrte kurz darauf mit einem zweiten Eimer und einer harten Bürste zurück. Seite an Seite bearbeiteten wir den Teppich. »Dein Vater ist zu Bett gegangen«, sagte sie leise. »Er darf niemals davon erfahren. Sonst zieht er Vera die Haut bei lebendigem Leib über die Ohren. Audrina, erzähl mir, wie er ist, euer Musiklehrer. Vera sagt, er sei der Vater;«
    Wie konnte ich ihr etwas erzählen, wo ich absolut nichts von Männern verstand? Für mich war er einmal ein feiner, netter und anständiger Mann gewesen, der niemals ein junges Mädchen verführen würde–jedoch was wußte ichschon davon?
    Aber der Schaukelstuhl wußte Bescheid. Wußte alles, was Papa wußte, darüber, wie gemein Männer waren und auch über die schrecklichen, entsetzlichen Dinge, die sie mit Mädchen machten.
    »Wo ist Vera?« fragte Papa, als ich am nächsten Morgen eine saubere, süß duftende Sylvia in die Küche trug. Ich band sie in ihrem Hochstuhl fest, sie bekam ein riesiges Lätzchen um den Hals, und ich gab ihr ihre Prismen, damit sie damit spielen konnte, bis ich ihr Frühstück fertig hatte. Schließlich schaute Papa von seiner Morgenzeitung auf und sah mich. »Was ist denn mit deinem Gesicht los? Hast du dich geprügelt? Audrina…wer hat dir aufs Auge geschlagen und dir die Wange zerkratzt?«
    »Papa, du weißt doch, daß ich manchmal schlafwandle. Letzte Nacht habe ich das auch getan und bin gefallen.«
    »Ich glaube, du lügst. Mir ist gestern abend schon aufgefallen, daß dein Gesicht rot war, aber Vera hat mich so verdammt wütend gemacht, daß ich mich kaum um dich gekümmert habe. Jetzt sag die Wahrheit.«
    Ich weigerte mich, mehr zu sagen, und schickte mich an, den Speck zu braten, den Papa wünschte. Er nahm wieder seine Zeitung auf und fing an zu lesen. Bis vor kurzer Zeit waren die Zeitungen nie zum Haus gebracht worden, sondern kamen mit der Post. Ich runzelte die Stirn, als ich jetzt darüber nachdachte. »Papa«, sagte ich und steckte Brot in den Toaster, »warum liest du jetzt die Morgenzeitung, wenn du das nicht getan hast, als Mammi noch lebte?«
    »Damit ich etwas zu tun habe, Liebling, und nicht immer nur mit deiner Tante streite.«
    Bei seinen Worten marschierte Tante Ellie in die Küche. Kaum sah sie, was ich tat, schob sie mich beiseite undübernahm das Umwenden des Specks.
    Wir waren mit dem Frühstück fertig, ehe meine Tante ein Sterbenswörtchen sagte. Dann kamen leise ihre Worte: »Sie ist fort, Damián.«
    »Wer ist fort?« fragte er gleichgültig und faltete die Zeitung sauber zusammen, so daß er die nächste Seite lesen konnte.
    »Vera ist fort.«
    »Ein

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