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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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dachte, niemand wüßte davon.«
    »Ach, um Himmels willen, Audrina. Jedermann weiß über Billie Lowe Bescheid. Es gab eine Zeit, da prangte ihr Gesicht auf jedem Zeitschriften-Titelbild, und als sie erst ein und dann das zweite Bein verlor, sorgte das für Schlagzeilen. Du warst zu der Zeit noch zu jung, um etwas mitzubekommen. Außerdem hat dein Vater dir immer nur erlaubt, den Wirtschaftsteil der Zeitung zu lesen.«
    Sie brach ab, als wollte sie noch mehr sagen, hätte sich dann aber eines Besseren besonnen. »Ist dir eigentlich nicht klar, daß dein Vater vom Tage deiner Geburt an versucht hat, dich für den Börsenmarkt zu interessieren? Audrina, jetzt benutze diese Kenntnisse und wende sie zu deinen eigenen Gunsten an, nicht zu seinen.«
    Was meinte sie damit? Ich fragte, aber sie weigerte sich, es zu erklären. Trotzdem liebte ich sie, weil sie versuchte,mir zu helfen, und ich vermutete auch nicht im geringsten, daß sie darauf wartete, daß ich ihr helfen würde.
    In jener Nacht glaubte ich, erkannt zu haben, daß sie so deprimiert war, weil Papa sie nicht heiratete, deprimiert auch, weil sie nur eine einzige Weihnachtskarte und einen Telefonanruf von Vera bekommen hatte–in fünf Jahren! Wie haßerfüllt mußte Vera sein, daß sie ihre Mutter behandelte, als existiere sie überhaupt nicht. Ich würde bald mit Papa reden müssen, sehr bald.
    Aber Papa war selten daheim, und wenn, dann war meine Tante da, und ich wollte nicht, daß sie erfuhr, daß ich ihn bedrängte, sie zu heiraten.
    Wie kompliziert alles war! Das waren fast die ersten Worte, die ich zu Arden sagte, als er übers Wochenende heimkam: »Meine Tante weiß genau über deine Mutter Bescheid.«
    Er lächelte, küßte mich vier-, fünfmal und hielt mich lange Zeit in den Armen, hielt mich so fest, daß ich jeden einzelnen Muskel seines kräftigen, jungen Körpers spürte. Ich spürte auch noch etwas anderes, und das ließ mich zurückschrecken. Ich mußte nach unten blicken. Diese pralle Härte erfüllte mich mit Panik, bis ich mich schwach fühlte und bereit war, davonzulaufen, es war, als ob das Mobile aus der Kuppel in meinem Kopf dröhnte. Er bemerkte es, schien verletzt, dann verlegen–so sehr, daß er seinen Mantel zusammenhielt, um seine Erregung zu verbergen. »Nun, ich hab’getan, was ich konnte, und sie hat getan, was sie konnte, und ich bin sicher, du hast getan, was du konntest, aber Geheimnisse drängen nun mal ans Licht, und vielleicht ist es so das Beste.«
    Er sprach von unserer Hochzeit, die kurz nach Beendigung seiner Collegezeit stattfinden sollte. Nur noch Wochen würden bis dahin vergehen. Wieder fühlte ichAngst in mir aufsteigen. Ich brauchte mehr Zeit. Wir waren wieder im Wald, auf dem Weg nach Hause, als er mich umarmte, leidenschaftlicher als jemals zuvor. Bis er mich packte, hatte ich die kleinen Vögel über uns zwitschern hören, aber in dem Augenblick, wo er mich berührte, verstummten die Vögel. Ich erstarrte unter seiner Liebkosung. Ich riß mich aus seinen Armen, wandte ihm den Rücken zu, hielt mir die Ohren zu, um den Lärm der Mobiles nicht zu hören, den ich hier draußen nicht hören durfte.
    Sanft legte Arden seine Arme um meine Taille und zog mich wieder an sich. »Schon gut, Liebling. Ich verstehe dich ja. Du bist noch sehr jung, und ich darf das eben nicht vergessen. Ich möchte, daß du den Rest deines Lebens glücklich bist, als Entschädigung für…für…«
    Er stotterte, und ich riß mich noch einmal los und wirbelte herum, um ihn anzusehen. »Um mich für was zu entschädigen?«
    »Für all das, was deine Augen überschattet. Ich möchte, daß meine Liebe deine Ängste auslöscht. Ich möchte, daß unser Kind auf deine liebevolle Pflege reagiert, wie Sylvia es nie getan hat.«
    Kind, Kind, Kind. Ich brauchte nicht noch ein Kind. Arden sprach Sylvias Namen nur selten aus, als wenn auch er so tun wollte, als gäbe es sie nicht. Er tat nichts, um sie zu verletzen, aber er half ihr auch nicht.
    »Arden, wenn du Sylvia nicht lieben kannst, kannst du auch mich nicht lieben. Sie ist ein Teil meines Lebens. Bitte, werde dir jetzt darüber klar, ob du sie akzeptieren kannst oder nicht. Wenn nicht, dann laß uns jetzt auf Wiedersehen sagen, ehe es zu spät ist.«
    Er warf einen Blick zu Sylvia hinüber, die immer wieder um einen dicken Baumstamm lief. Ihr dünner Arm warausgestreckt, so daß ihre Finger ganz leicht die Rinde berühren konnten, als sie immer wieder im Kreis lief. Ich redete mir ein, sie

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